| Interview der Woche

Malaika Mihambo: "Mich treibt an zu sehen, wie weit ich springen kann"

Ihre Sprünge waren das Sahnehäubchen auf der Leichtathletik-Party beim ISTAF Indoor. Mit drei Sprüngen jenseits von 6,90 Meter hat Europameisterin Malaika Mihambo in der Mercedes-Benz-Arena für Begeisterung gesorgt. Wir haben anschließend mit ihr über den einen fehlenden Zentimeter sowie viele weitere Zentimeter gesprochen und mehr erfahren über das Leben der 25-Jährigen abseits der Weitsprung-Grube.
Cäcilia Fischer

Gratulation zu 6,99 Meter! Berlin scheint Ihnen zu liegen.

Malaika Mihambo:

Ja, das kann man wohl so sagen. Ich freue mich sehr über meinen Sieg.

Wie fühlen Sie sich mit Ihrer neuen Hallen-Bestleistung?

Malaika Mihambo:

Sehr gut. Ich war gut drauf und konnte das auch zeigen. Klar ärgert man sich ein bisschen über den einen Zentimeter, der zur Sieben Meter-Marke fehlt, aber nur kurz. Die nächste Bestleistung, die kommt, wird definitiv über sieben Meter sein. Darauf freue ich mich.

Dachten Sie, Sie könnten die Sieben Meter-Marke knacken?

Malaika Mihambo:

Ja, gerade bei den 6,98 Meter fand ich es schade, dass es so knapp war. Da die Linie nicht immer ganz genau ist, dachte ich, dass es geklappt hat.

Sehen Sie die Linie eher als Behinderung oder als Ansporn?

Malaika Mihambo:

Ich finde die Linie eigentlich ganz gut, denn durch sie hat man einen direkten Orientierungspunkt, auch wenn dieser ein paar Zentimeter verschoben sein kann. Und auch für's Publikum ist es gut, denn es kann die Sprünge besser einschätzen.

Sie haben sich nach Ihrer EM-Goldmedaille eine kleine Auszeit genommen. Erzählen Sie mal!

Malaika Mihambo:

Ich war im September für drei Wochen allein in Indien, ohne festen Plan. Die Hotels habe ich spontan gebucht und war mit Rucksack und im Bus unterwegs. Mal so Urlaub zu machen, das hatte ich so noch nie und habe es sehr genossen. Die Erfahrungen waren super, um runterzukommen und an sich zu wachsen. Das war die beste Erholung, die ich je hatte.

Was war das Besondere?

Malaika Mihambo:

In Indien passiert jeden Tag was Neues. Menschen mit Fackeln auf der Autobahn oder Kühe auf der Straße – das sind Dinge, die einen zum Staunen bringen, und das zu erleben war schön. Ich habe mich auch so ein bisschen in die Wüstenstadt Jaisalmer verliebt. Wir haben da Wüstensafaris gemacht und unter freiem Sternenhimmel geschlafen. Das war unvergesslich.

Trägt einen das auch im Sport?

Malaika Mihambo:

Na klar. So eine Erfahrung kann man überall hin mitnehmen.

Gab es Herausforderungen?

Malaika Mihambo:

Noch einen intensiven Meditationskurs zu machen, war eine Herausforderung. Ich stelle mich aber gern Herausforderungen, denn an ihnen kann ich wachsen. Ich bin überzeugt, dass mir Meditation dabei helfen kann, dass ich mich noch besser im Wettkampf konzentriere.

Aktuell sind Sie in dem Modemagazin "Vogue" zu sehen. Was für eine Erfahrung war das?

Malaika Mihambo:

Es war etwas ganz Besonderes, für so ein Magazin in Berlin vor der Kamera zu stehen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich liebe die Abwechslung und die Kombination aus High Fashion und Sport. Das ist eine coole Sache.

Sind Sie ein großer Mode-Fan?

Malaika Mihambo:

Ich bin privat auch an Mode interessiert, aber nicht extrem.

Am 3. Februar werden Sie 25. Wird nach dem heutigen Sieg doppelt gefeiert?

Malaika Mihambo:

Letztes Jahres war es schon cool, da hatte ich meinen Geburtstag ja auf einem Wettkampf. Dieses Jahr mache ich nichts Besonderes.

Was wünschen Sie sich noch für das Jahr?

Malaika Mihambo:

Mich treibt immer an zu sehen, wie weit ich springen kann. Die 7,00 Meter sind nicht mein Ziel, sondern ich will schauen, ob es noch weiter geht. Letztes Jahr in Weinheim hatte ich eine Biomechanik von 7,12 Meter.

Seit September 2017 arbeiten Sie beim Verein “Starkmacher e.V.”. Wo empfinden Sie die gesellschaftliche Verantwortung größer: im Nationaltrikot oder bei Ihrer Vereinsarbeit?

Malaika Mihambo:

Das sind zwei unterschiedliche Aspekte meines Lebens. Beides macht mir viel Spaß. Es ist schön, hier bei einem Wettkampf junge Athleten als Vorbild zu inspirieren allein dadurch, dass man seinen Wettkampf macht. Sich über den Sport hinaus zu engagieren, gibt ihm dann nochmal eine ganz andere Bedeutung. Die Arbeit in dem Verein hab ich im Sommer etwas zurückgefahren, weil ich mich auf die Saison konzentrieren musste. Ich möchte es aber wieder aufgreifen.

Ihr Studium haben Sie aber beendet?

Malaika Mihambo:

Meinen Bachelor in Politikwissenschaft habe ich 2016 gemacht. Dann habe ich mich nochmal in Heidelberg eingeschrieben, es aber erst einmal ad acta gelegt. Grundsätzlich möchte ich mich in Richtung Public Policy orientieren. Es gibt Unis mit der Spezialisierung auf NGO's, das würde mir auch zusagen. Aber vor 2020 werde ich kein Vollstudium mehr beginnen. Bis dahin liegt der Fokus ganz auf dem Training und der Leichtathletik.

Käme ein Fernstudium in Frage?

Malaika Mihambo:

Ob ich der Typ für ein Fernstudium bin, weiß ich nicht. Vielleicht gibt es auch andere Wege. Ich hänge an meiner Heimat, aber ich bin auch offen für Neues.

Wie geht es jetzt erst einmal weiter?

Malaika Mihambo:

Ich freue mich auf die Deutschen Hallenmeisterschaften im Februar und danach auf die Deutsche Meisterschaft im Berliner Olympiastadion im August.

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