| Interview der Woche

Anna Gehring: „Bei der Cross-EM haben wir die Chance auf eine Medaille“

Anna Gehring geht nach zwei starken Rennen optimistisch in die Cross EM am 9. Dezember in Tilburg (Niederlande). Sowohl in Pforzheim als auch in Darmstadt war sie hinter Elena Burkard die zweitschnellste Frau und die Beste in der U23. Die Athletin vom ASV Köln startet damit zum fünften Mal in Serie bei einer Cross-EM, bisher kehrte sie immer mit einer Medaille zurück. Im Interview spricht sie über ihre EM-Chancen, warum sie Cross so sehr mag und auf welcher Strecke sie im Sommer ihre Zukunft sieht.
Wolfram Marx

Anna Gehring, Sie haben sich mit dem zweiten Platz im Gesamteinlauf und dem Sieg in der U23 die Qualifikation für die Europameisterschaft in der U23 gesichert. Sind Sie mit dem Lauf in Darmstadt zufrieden?

Anna Gehring:

Der Lauf war gut, ich bin sehr zufrieden. Besonders da ich letzte Woche eine muskuläre Verletzung hatte und vier Tage nicht gelaufen bin. Ich wusste nicht, ob es heute klappt. Ich habe es ein bisschen gespürt, ich musste vorsichtig bleiben. Es war klar, dass am Ende kein Sprint möglich ist, daher bin ich in dem geschlossenen Feld auch immer in der Spitze mitgelaufen. Ich bin noch kein Rennen so weit vorne gelaufen. Aber es war richtig.

Was für eine Verletzung war es denn?

Anna Gehring:

Ich war beim Arzt, er konnte nichts finden. Es ist auf jeden Fall kein Muskelbündelriss. Da es jetzt gut lief, denke ich, es wird keine weiteren Probleme geben und habe keine Bedenken im Hinblick auf die EM.

Noch einmal zurück zum Rennen. Nachdem Elena Burkard in der zweiten Rennhälfte die Führung übernommen hatte, sind Sie immer an ihr drangeblieben und waren die Erste in der U23. Ist die Taktik des offensiven Laufens also aufgegangen?

Anna Gehring:

Ja, das hat gepasst, von vorne konnte ich es gestalten. Miriam Dattke war lange direkt hinter mir, ich hatte sie so stark erwartet. Nach ihrer starken Leistung über die 5.000 Meter habe ich damit gerechnet. Wir haben ein starkes Feld in der U23 und können uns gegenseitig pushen. Es war heute eine Top-Besetzung. Eine sehr positive Entwicklung.

Wie sehen Sie Ihre Chancen bei der Cross-EM in Tilburg?

Anna Gehring:

Mein Ziel sind die Top Ten. Ich hatte eine sehr gute Vorbereitung und bin gut in Form. Wir haben eine tolle Trainingsgruppe, das war auch ein Grund für mich, nach Köln zu wechseln. Ich wollte Henning von Papen als Trainer. Vom Training her ist es aktuell kein Vergleich zu 2017. Da hatte ich im Vorfeld einen Ermüdungsbruch und musste lange aussetzen. Es ist jetzt eine komplett andere Situation. Letztes Jahr bin ich den Cross gelaufen, weil ich in die Mannschaft wollte, denn wir hatten ein starkes Team.

2017 konnten Sie mit der Mannschaft Silber gewinnen. Damals waren Alina Reh und Konstanze Klosterhalfen, die Gold und Silber gewonnen haben, dabei. Sie fehlen dieses Jahr. Was rechnen Sie sich aus?

Anna Gehring:

Wir hätten in Tilburg mit den beiden wesentlich bessere Chancen als 2017 gehabt. Es hätte Richtung Gold gehen können. Wir haben leider ein geschwächtes Team, aber eine Medaille können wir schaffen.

Sie haben gesagt, Sie sind gut in Form für den Cross. Ist Cross ein fester Bestandteil im Training?

Anna Gehring:

Ja, wir machen spezifisches Training beispielsweise mit Hindernissen. Es macht Spaß. Ich mag den Cross einfach mit den vielen Wechseln und Änderungen auf der Strecke, dem Untergrund und dem Laufrhythmus. Es gibt immer wieder neue Bedingungen, man ist ständig gefordert. In Darmstadt war es auch so, ich musste bei dem tollen Feld immer aufpassen, Elena Burkard war wieder sehr stark.

Sind denn 3.000 Meter Hindernis auch ein Thema für Sie?

Anna Gehring:

Nein, das werde ich nicht laufen. Ich laufe sehr gerne Cross, aber Hindernisrennen auf der Bahn sind etwas ganz anderes. Das kommt für mich nicht in Frage.

Auf welchen Distanzen liegt auf der Bahn Ihr Fokus?

Anna Gehring:

Langfristig sind die 10.000 Meter das Ziel. Aber in der nächsten Saison will ich mich auf den Unterdistanzen steigern, hier geht es dann um 1.500 und 5.000 Meter.  

Werden Sie im Winter in der Halle starten?

Anna Gehring:

Ich habe keine Hallensaison geplant, im Mittelpunkt steht die Cross-EM. Dann will ich im Februar und März noch bei einigen internationalen Crossläufen starten.

Im Oktober kommenden Jahres stehen die Weltmeisterschaften in Doha an. Passt diese Meisterschaft mit dem späten Termin in Ihre Saisonplanung?

Anna Gehring:

Doha ist ein Ziel, auf jeden Fall. Ich möchte gerne dort teilnehmen. Es würde dann aber nur eine kurze Saisonpause geben, das muss ich genau planen, denn das große Ziel sind die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Bei den beiden Meisterschaften geht es um die 10.000 Meter.

Wenn Sie jetzt schon für die Langdistanzen auf der Bahn planen, steht langfristig auch der Marathon auf Ihrer Liste?

Anna Gehring:

Nein, der Marathon ist für mich kein Thema. Er ist einfach zu lang und ist vom Läuferischen nichts für mich. Ich habe keinen Marathonschritt. Allerdings werde ich mal in Köln, wo ich ja jetzt lebe und trainiere, den Halbmarathon laufen, aber keine längeren Distanzen.

Mehr:

<link https: www.leichtathletik.de tv veranstaltungen video-uebersicht veranstaltung>Videos und Interviews vom Darmstadt-Cross

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