Mit einer Steigerung um 129 auf 8.299 Punkte hat Felix Wolter am Wochenende in Marburg für die herausragende Einzelleistung beim Thorpe Cup gesorgt. Den Mehrkampf-Ländervergleich dominierten jedoch sowohl im Zehnkampf als auch im Siebenkampf die Gäste aus den USA.
Der Höhenflug von Felix Wolter (TSV Gräfelfing) geht weiter: Nachdem er im Mai in Montpellier (Frankreich; 8.170 pt) erstmals die 8.000-Punkte-Marke überbieten und diese Leistung im Juni in Ratingen (8.118 pt) noch einmal bestätigen konnte, hat der 25-Jährige jetzt noch einen draufgepackt. Beim Thorpe Cup in Marburg steigerte er sich am Wochenende auf 8.299 Punkte und knüpfte dabei am Sonntag an die starken Leistungen vom Vortag an. So gab's auch im Speerwurf mit 59,50 Metern eine Bestmarke, im Stabhochsprung mit 4,81 Metern eine neue Saison-Bestleistung.
Felix Wolter hielt damit im Kampf um den Einzelsieg die starke US-Konkurrenz in Schach. Mit dem Dritten der US-Trials Austin West (8.158 pt) und Devon Williams (8.087 pt) blieben zwei der Gäste ebenfalls über der 8.000-Punkte-Marke und führten damit ein US-Quintett auf den Plätzen zwei bis sechs an. Klar, dass da auch der Teamsieg, für den fünf Einzelresultate berücksichtigt werden, überaus deutlich an die USA ging. Bei 28 Thorpe-Cup-Ausgaben steht es damit im Zehnkampf nun 15 zu 13 für die USA.
"Das geht in die richtige Richtung für Olympia"
"Die letzten zwei Sommer waren kompliziert, mit Verletzungen", erklärte Felix Wolter, "jetzt konnte ich das erste Jahr wirklich komplett durchtrainieren." Für ihn der Schlüssel zum Erfolg und zur deutlichen Steigerung, die noch nicht das Ende markieren soll. "Ich bin mega happy. Das geht in die richtige Richtung für Olympia. Es waren ein paar Highlights dabei, aber auch noch ein paar Baustellen."
Besonders der Weitsprung am ersten Tag, bei dem er mit 8,01 Metern für Euphorie gesorgt hatte, sowie die 400 Meter und auch der Stabhochsprung ("Da hatte ich in dieser Saison ein paar Probleme, jetzt war die Anlaufgestaltung viel besser, mit einem Versuch mehr wäre ich auch über 5,01 Meter gekommen.") machte er als Erfolge aus. Im Kugelstoßen und im Diskuswurf sieht er dagegen noch Potenzial.
Trainiert werden soll dafür zunächst wieder in den USA an der Universität von Pittsburgh, wo er in den kommenden zwei Jahren an seinem Doktortitel in Informatik arbeiten wird – nach einigen Pflichtkursen mit ausreichend Freiraum für eine flexible Wahl des Aufenthaltsortes und auch Trainingslager mit dem DLV-Team. "Grundsätzlich plane ich erstmal wieder wie im letzten Jahr: Von September bis April bin ich in den USA, den ganzen Sommer dann hier."
Nico Beckers über 7.500 Punkte, Bestleistung für Yannik Knobloch
Zweitbester Punktesammler für das deutsche Team war Nico Beckers (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), der mit 7.546 Punkten Siebter wurde. Einen Rang dahinter durfte sich der 22-jährige Yannik Knobloch (LG Welfen) über eine deutliche Steigerung seiner Zehnkampf-Bestleistung von 7.134 auf 7.397 Punkte freuen. Auf dem Weg dorthin sammelte er am Sonntag Einzel-Bestleistungen über die Hürden (15,33 sec) und mit dem Diskus (44,32 m) ein.
Das deutsche Team komplettierten der Deutsche U20-Meister von 2021 Niklas Tuschling (1. LAV Rostock) mit Saison-Bestleistung von 7.294 Punkten (Platz 10) und der noch ein Jahr jüngere Fred Isaac Fleurisson (SV Leonardo-da-Vinci Nauen), der im ersten Männer-Jahr seine Bestleistung auf 7.250 Punkte schraubte. Fynn Hülsiggensen (Hannover 96) konnten den Mehrkampf verletzt nicht zu Ende bringen.
US-Athletinnen dominieren den Siebenkampf
Im Siebenkampf feierten die Gäste aus den USA sogar einen Dreifach-Triumph – bei drei Athletinnen, die für die Teamwertung gewertet werden, war das natürlich gleichbedeutend mit dem unangefochtenen Mannschaftserfolg. Die WM-Zwölfte des Vorjahres Michelle Athlerley sicherte sich dabei mit 6.079 Punkten den Einzelsieg, dahinter überbot Erin Marsh (6.024 pt) erstmals die 6.000-Punkte-Marke.
Diese hat auch Serina Riedel (TSV Zeulenroda) für die kommenden Jahre fest im Blick. In Marburg konnte sie zunächst mit neuer Saison-Bestleistung von 5.696 Punkten unter Beweis stellen, dass nach Rückenproblemen wieder mit ihr zu rechnen ist – nur 54 Zähler fehlten zum Ziel, die U23-EM-Norm nachträglich abzuhaken, im Vergleich zu Ratingen steigerte sie sich um mehr als 100 Punkte. Ihr stärkstes Einzelresultat: 6,20 Meter im Weitsprung. Auf Platz vier war die 20-Jährige zugleich beste deutsche Siebenkämpferin, vor Mareike Rösing (USC Mainz; 5.498 pt) und der Deutschen Hallenmeisterin im Fünfkampf Laura Voß (LAZ Soest; 5.489 pt).
Nur knapp dahinter gab's für Katharina Kemp (MTV Lübeck) am Wochenende ihres 33. Geburtstags den ersten Sechs-Meter-Weitsprung und eine neue Siebenkampf-Bestleistung: Für sie ging’s von 5.390 auf 5.462 Punkte. Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg), die im Vorjahr bei Thorpe Cup an der 6.000-Punkte-Marke gekratzt hatte, konnte dieses Mal nach drei ungültigen Versuchen im Weitsprung kein Siebenkampf-Resultat in die Teamwertung einbringen.
WM-Starter mit kleinen Highlights
Außer Konkurrenz konnten die deutschen WM-Teilnehmer im Zehnkampf Niklas Kaul (USC Mainz) und Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) weiter Selbstvertrauen tanken, auch wenn noch nicht alles zusammenlief: Der Europameister aus Mainz schwang sich mit dem Stab über 4,91 Meter, erst einmal war er im Freien höher hinaus gekommen. Dafür ärgerte er sich über 45,34 Meter mit dem Diskus.
Manuel Eitel startete mit neuer Hürden-Bestleistung von 14,26 Sekunden in den Tag. 43,29 Meter mit dem Diskus waren dann solide, im Stabhochsprung fehlte dagegen noch die Sicherheit: Nach 4,51 Metern war für ihn Endstation.
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