Von der U18 bis zu den Aktiven, von 4,1 bis 9,9 Kilometer: In Ohrdruf werden am Samstag die Deutschen Meister 2018 im Crosslauf ermittelt. leichtathletik.de ist für Sie vor Ort und berichtet von Wettbewerb zu Wettbewerb!
Langstrecke Männer | 9,9 km |
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„Arbeitssieg“ für Philipp Pflieger
„Es war heute richtig Arbeit zu gewinnen“, sagte Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg; 31:07 min) nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung. Der Langstrecken-Spezialist bereitet sich zurzeit auf den Marathon in Hamburg (29. April) vor. Daher war er nach eigener Aussage ein wenig müde. „Frisch ist anders.“ Doch wenn der Vorjahressieger an den Start geht, dann „gibt es nur ein logisches Ziel, den Titel zu verteidigen“. Die Konkurrenz klebte lange an den Fersen des eigentlichen Marathonläufers. In der vorletzten Runde setzte Philipp Pflieger die entscheidende Tempospitze und schüttelte den letzten Konkurrenten Karsten Meier (LG Braunschweig) ab.
Der Wettbewerb über 9,9 Kilometer schloss um 16:00 Uhr die Cross-DM ab, das Geläuf war tiefer, matschiger und bot dadurch viel Gefahrenpotenzial. „Cross ist Cross, aber ich mag es, wenn der Untergrund etwas fester ist“, erklärte Philipp Pflieger, der die Herausforderung aber souverän meisterte.
Dabei wäre er fast nicht an den Start gegangen, entscheidendes Argument war die Teamstärke von 20 Regensburger Athleten: „Ich bin dann auch gern bereit, etwas an die Mannschaft zurück zu geben“, erklärte Philipp Pflieger. Nach dem Cross geht für ihn die Marathon-Vorbereitung weiter. „Es werden kilometerintensive Wochen“, blickte er voraus. Am kommenden Wochenende plant er mit einem 10.000 Meter-Start in Regensburg, vor dem Marathon wird noch ein Halbmarathon folgen. Das Ziel für den Sommer ist klar: Berlin. Schließlich gäbe es nicht oft die Möglichkeit, eine Europameisterschaft im eigenen Land zu erleben.
Ein ganz starkes Rennen über 9,9 Kilometer lieferte Karsten Meier (31:19 min) ab. Er sicherte sich den Vizetitel vor Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg; 31:31 min). Eine klare Sache damit damit einmal mehr der Team-Sieg für die Regensburger, die mit Florian Orth (32:07 min) einen weiteren Läufer in den Top Fünf hatten.
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Mittelstrecke Männer | 4,1 km |
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Erster Cross-Titel für Timo Benitz
Im Ziel schrie Timo Benitz seine ganze Freude heraus. Mit einem laustarken „Ja“ überquerte der Läufer von der LG farbtex Nordschwarzwald die Ziellinie. „Ich habe gekämpft wie ein Ochse“, sprudelte es aus ihm heraus. Nach drei Vizeltiteln über die Mittelstrecke holte sich der Vorjahres-Zweite in Ohrdruf nun erstmals die Goldmedaille. Seine Zeit auf der 4,1 Kilometer langen Strecke: 12:44 Minuten.
„Florian hat es mir richtig schwer gemacht. Ich konnte mich auf meinen Zielsprint verlassen“, sagte der überglückliche neue Deutsche Cross-Meister auf der Mittelstrecke und ergänzte: „Ich war froh, dass Florian nicht noch mal gegengesetzt hat.“ Denn bis wenige Meter vor dem Zielbereich hatte der viermalige Crossmeister Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg; 12:49 min) noch in Front gelegen. Dann kam Timo Benitz, bekannt für sein starkes Finish, und zog mit langem Schritt vorbei. Es war ein harter Kampf, das Geläuf durch die vorhergenden Starts in den Senioren-Klassen recht tief. „Ab der zweiten Runden haben wir richtig kämpfen müssen, alle haben gebissen bis zum Ende“, sagte Benitz.
Hinter den zwei Erstplatzierten gab es einen spannenden Kampf um Bronze: Dominik Notz, Tim Ramdane Cherif (beide LG Telis Finanz Regensburg) und Fabian Clarkson (SCC Berlin) machten den dritten Platz unter sich aus – mit dem besten Ende für den Berlin, der in 12:55 Minuten hauchdünn vor Notz (12:56 min) und Cherif (12:58 min) lag. Den Kampf um den Mannschaftstitel dominierten somit die Läufer aus Regensburg.
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Männliche U23 | 7,6 km |
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Samuel Fitwi Sibhatu ist nicht zu schlagen
Vor dreieinhalb Jahren ist Samuel Fitwi Sibhatu aus seiner Heimat Eritrea nach Deutschland geflüchtet. Im Januar 2018 erhielt der 22-Jährige von der LG Vulkaneifel den deutschen Pass. Am Samstag durfte er nun erstmals offiziell bei Deutschen Meisterschaften sein Können gegen die nationale Konkurrenz präsentieren.
Samuel Fitwi Sibhatu gilt als großes Lauftalent. Und das demonstrierte er in Ohrdruf eindrucksvoll. Auf der U23-Strecke über 7,6 Kilometer holte er sich die Goldmedalle. Eine Genugtuung für den jungen Athleten, denn im Vorjahr musste er noch außer Konkurrenz an den Start gehen, weil er nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besaß. „Das es jetzt mit dem Titel geklappt hat, ist umso schöner“, freute sich der neue Crossmeister. Mit Blick auf die Freiluftsaison hat er sich die 5.000 und 10.000 Meter ins Visier genommen. Hinter dem Überraschungssieger belegten Lukas Eisele (LG Filder) und Jens Mergenthaler (SV Winnenden) die Plätze zwei und drei.
Als stärkstes Team präsentierten sich die Läufer der LG Olympia Dortmund mit Kidane Tewolde (8.), Leif Gunkel (12.) und David Valentin (16.).
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Frauen und weibliche U23 | 5,2 km |
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Elena Burkard holt sich Gold – Alina Reh erkämpft nach Sturz U23-Sieg
Alina Reh (SSV Ulm 1846) und Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) lieferten sich zunächst einen packenden Zweikampf. Zwei Runden vor dem Ende aber passierte es: Alina Reh stürtzte, knickte unglücklich mit dem Fuß um, rappelte sich wieder auf und brachte das Rennen zu Ende. „Das ist einfach mein Naturell, das ich nicht aufgebe und weiterkämpfe“, sagte die U23-Athletin im Zielbereich. Mit dem Sturz verlor sie ihren Rhythmus und musste Elena Burkard (17:33 min) ziehen lassen.
Diese vergrößerte ihren Vorsprung immer mehr und holte sich schließlich souverän ihren ersten Meistertitel bei den Frauen. „Das ist einfach unglaublich. Ich habe mich vorher schon für Timo (Benitz) gefreut. Dass es noch mal klappen würde, das ist richtig klasse“, sagte die neue Titelträgerin, die etwas wehmütig wirkte angesichts des letzten Crosslaufs in dieser Saison. Cross, das sei schließlich ihr Ding. "Ich liebe Cross", machte sie dem Lauf durch das Gelände eine Liebeserklärung.
Der Kampfgeist von Alina Reh wurde belohnt. Sie verteidigte in18:01 Minuten ihren U23-Titel aus dem Vorjahr und zeigte sich als faire Verliererin. „Glückwunsch an Elena, sie war heute die Stärkere – ich muss mich mit Platz zwei begnügen.“ Nach dem Cross geht es langsam in die Vorbereitung auf die Freiluftsaison, für die junge Ulmerin ins Trainingslager im nur wenige Kilometer entfernten Allgäu. „Laufen kann man überall“, sagte sie. Angesprochen auf ihre weiteren Ziele, nannte sie die Europameisterschaften in Berlin. Besonders gut liegen ihr die 10.000 Meter. „Je länger, desto besser.“
Die weiteren Medaillen in der Frauen-Konkurrenz gingen an Caterina Granz (LG Nord Berlin; 18:29 min) und Hindernis-Spezialistin Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg; 18:40 min). In der U23 liefen die Regensburgerinnen Miriam Dattke (18:56 min) und Franziska Reng (19:18 min) aufs Podium. Knapp dahinter kam als Neunte des Rennens die Hindernis-Europameisterin von 2014 Antje Mölder-Schmidt (LC Cottbus; 19:19 min) ein, die damit nach langer Baby- und Verletzungspause den nächsten Schritt zurück in die deutsche Spitze machte.
<link video:18173>Zum Video-Interview mit Elena Burkard und Alina Reh
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Männliche U20 | 6,4 km |
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Erster nationaler Titel für Nick Jäger
Ganz unbedarft startete Nick Jäger (TSV Penzberg) über 6,4 Kilometer. Favoriten waren schließlich andere. So wie Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund), der lange zur Spitzengruppe gehörte und auf der vorletzten Runde ausstieg. Von seinem Ausstieg erfuhr der 19-jährige Bayer über den Streckensprecher. Nach und nach setzte er sich immer mehr von seinen Konkurrenten wie Julius Hild (SSC Hanau-Rodenbach), Malte Propp (TC Fiko Rostock) und Jannik Weiß (LG Rhein-Wied) ab. Mit ausgestreckten Armen lief Nick Jäger schließlich dem Ziel entgegen. Für den U20-Athleten war es der erste nationale Titel.
„Das ist schon cool, einfach unbeschreiblich“, rang er nach Worten zu seinem Meistercoup, mit dem er insgeheim ein wenig geliebäugelt hatte. Aber: „Ob es klappt, das weiß man vorher nicht.“ Eine Renntaktik habe er sich vorher nicht zurecht gelegt. „Ich wollte mal schauen, was passiert", erklärte Nick Jäger, dessen Spezialdisziplin eigentlich die 3.000 Meter Hindernis sind. „Die Strecke war schon schwer zu laufen. Sie war tief, aber das liegt mir gut.“ Die erste nationale Medaille ist nun eine schöne Motivation für die Freiluft-Saison, in der er die Norm für die U20-Weltmeisterschaften in Tampere (Finnland; 10. bis 15. Juli) angreifen möchte.
Große Freude gab es auch bei den Zweit- und Drittplatzierten: Julius Hild sicherte sich den Vizetitel, Jannik Weiß gab in der letzten Runde Vollgas und gewann die Bronzemedaille. Julius Hild hatte dabei gleich doppelt Grund zum Jubeln, denn mit dem Team des SSC Hanau-Rodenbach und Jakob Thöming (10.) sowie Marius Abele (11.) gab's Mannschafts-Gold obendrauf.
<link video:18177>Zum Video-Interview mit Nick Jäger
Weibliche U20 | 4,1 km |
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Lisa Oed holt sich auf der „perfekten Cross-Strecke“ den nächsten Titel
Dass Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) das Rennen in Ohrdruf genießen konnte, war ihr beim Zieleinlauf anzusehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen überquerte sie die Ziellinie. „Es hat richtig Spaß gemacht. Für mich war es die perfekte Cross-Strecke“, sagte sie wenige Minuten nach ihrem Erfolg beim Siegerinterview. Es gab noch einen weiteren Grund zur Freude: Die U20-Läuferin verteidigte ihren Titel aus dem Vorjahr erfolgreich. „Das war mein Ziel und meine Hoffnung, dass ich ihn verteidigen kann. Dafür habe ich hart trainiert.“
Die U20-Europameisterin über die Hindernisse hatte sich das Rennen gut eingeteilt. Zunächst wollte sie die Strecke etwas kennenlernen. „Die erste Runde war für mich zum Reinrollen. Auf den anderen beiden Runden wollte ich Gas geben“, erklärte sie ihre taktische Marschroute, die am Ende vollends aufging. Hinter der Titelverteidigerin holte sich Josina Papenfuß (TSG Westerstede) die Silbermedaille, Bronze ging an Klara Koppe (TSG Dülmen) – beide haben als Athletinnen des jüngeren U20-Jahrgangs 2000 im kommenden Jahr die Gelegenheit, ihre Medaillen zu vergolden.
Die Zwillinge Tina und Nina Miletic (7./13.), die eigentlich noch der U18 angehören, sowie ihre Teamkameradin Lea Steinbach (17.) machten für die SG Schorndorf 1846 das Gold in der U20-Mannschaft perfekt.
<link video:18175>Zum Video-Interview mit Lisa Oed
Männliche U18 | 4,1 km |
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Clemens Erdmann rollt das Feld von hinten auf
Der Start verlief für Clemens Erdmann (TSVE 1890 Bielefeld) alles andere als gut. Er musste sich auf der ersten Runde erst einmal nach vorn kämpfen. Das kostete zwar einiges an Kraft, die Strecke hatte schon mächtig gelitten, aber eingangs der zweiten Runde konnte er sich dann an die Spitze setzen. Diese Führung gab er bis zum Ziel nicht mehr ab. „Der Sieg hat mich komplett überrascht. Cross gehört nicht gerade zu meiner Lieblingsdisziplin. Ich mag es lieber in der Halle zu laufen. Ich komme von den 3.000 Metern“, erklärte der neue Titelträger.
Seinen Namen suchte man zunächst vergeblich in der Meldeliste. Ein Fehler in der Meldung war Schuld. „Wir haben vergessen den Jahrgang anzugeben. Das wurde nachträglich noch korrigiert“, sagte Clemens Erdmann. Wesentlich spannender verlief die weitere Medaillenvergabe. Mit einem starken Schlussspurt holte sich Roman Freitag (Eisenacher LV) den Vizetitel, Paul Feuerer (1. FC Passau) wurde Dritter. Ebenfalls über eine Medaille durfte sich der viertplatzierte Max Grabosch freuen: Er holte mit dem Team des SSC Hanau-Rodenbach, Sasha Müller (9.) und Evan Habtemichael (31.) den Titel.
<link video:18171>Zum Video-Interview mit Clemens Erdmann
Weibliche U18 | 4,1 km |
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Linn Lara Kleine verteidigt Cross-Titel
Die Titelverteidigung war für Linn Lara Kleine (LG Olympia Dortmund) ein hartes Stück Arbeit. „Die Strecke war nicht ohne und sehr anspruchsvoll. Gerade auch mit den Anstiegen“, sagte die 17-Jährige. Doch nicht nur die Strecke forderte die Nachwuchsläuferin, die sich auf die Mittelstrecke spezialisiert hat, sondern auch die Konkurrenz. Auf der letzten Runde ergriff sie die Initiative und riss eine Lücke zur späteren Vizemeisterin Annasophie Drees (VfL Löningen) und Bronzemedaillen-Gewinnerin Anneke Vortmeier (ASV Duisburg). „Sie haben mich heute richtig gefordert“, wusste die neue und alte Deutsche Cross-Meisterin der U18.
Bemerkenswert: Erst zwei Wochen zuvor hatte sich Linn Lara Kleine den U20-Hallentitel über 3.000 Meter geholt. Dabei war ihr eine Konkurrentin auf die Ferse getreten, sie hatte ihren Schuh verloren und musste das Rennen auf einer Socke zu Ende laufen. Diese Szene hatte noch weitreichende Folgen. Die Achillessehne schmerzte, Arztbesuche und einige Tage mit Krücken folgten. Erst seit einigen Tagen befindet sich die junge Dortmunderin wieder im Training. Die 4,1 Kilometer in Ohrdruf verliefen „nicht komplett schmerzfrei“. Gerade weil sie ihre Schuhe diesmal besonders fest schnüren musste, um sie auf der recht tiefen Strecke nicht ein weiteres Mal zu verlieren.
Das Mannschafts-Gold ging an den TV 1847 Bühl, der mit Christine und Jasmin Vollmer (10./11.) sowie Vivien Schäfer (24.) am Start war.
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Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...
Deutscher Cross-Cup 2018 |
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Die Top Drei der Altersklassen U18, U20 und U23 sind mit ihren DM-Resultaten in Ohrdruf zugleich in die Prämien-Wertung des Deutschen Cross-Cups gelaufen. Zudem konnten sie fleißig Punkte sammeln für die Endwertung des Cups, für die auch die Rennen in Löningen, Darmstadt und Pforzheim einfließen. <link>Mehr zum Deutschen Cross-Cup 2018... |