| Porträt

Slawomir Filipowski: Strenger Trainer mit Herz

Slawomir Filipowski hat viele Talente zu Top-Athleten gemacht. Sein Motto: „Wer aufhört, besser zu werden, hat schon aufgehört, gut zu sein.“ Und das führt zum Erfolg. Fast hundert nationale Titel hat er in 30 Jahren Trainerkarriere geholt. Seinen bisher größten Erfolg erzielte der 59-Jährige mit Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz, die 2017 Bronze bei der WM in London holte.
Lisa Kurschilgen

Seit fast 30 Jahren ist Slawomir Filipowski Sprint- und Hürdentrainer beim TV Wattenscheid 01 – seit 2019 nun dort für den DLV auch Bundesstützpunkttrainer. Er macht aus Talenten Weltklasse-Athleten. Bei vielen Top-Athleten hat er in der Jugend den Grundstein gelegt. Malte Mohr, Sosthene Moguenara, Robin Erewa – sie sind nur drei Namen auf einer langen Liste.

Der 59-Jährige ist ehrgeizig. Sein Ziel ist es, erfolgreich zu sein. Er will aus seinen Athleten das Maximum rausholen. Für die einen ist das der Kreismeistertitel, andere Athleten haben es mit seinem Training bis in die Weltspitze geschafft.

23 Athleten hat Filipowski bis in die deutsche Nationalmannschaft gebracht. 98 nationale Titel haben seine Sportler im Laufe der Jahre gesammelt. Zahlen, auf die er stolz ist. „Bei so vielen Titeln frage ich mich aber schon manchmal, wie alt ich eigentlich bin“, lacht der erfahrene Coach. „Eigentlich wollte ich bei einhundert Titeln aufhören.“

Vom Top-Athlet zum Jugend-Trainer

Wer Slawomir Filipowski kennt, weiß: Es wird auch nach hundert Titeln weitergehen. Die Leichtathletik ist seine Leidenschaft. Für seine Athleten steht er Tag für Tag auf dem Platz. „Ich wollte das Wissen, das ich als Athlet erlangt habe, weitergeben. Einmal im System, wurde der Job für mich zur Droge“, erzählt Filipowski.

Schon früh war der Weg für Slawomir Filipowski klar. Selbst 400 Meter Hürden-Läufer, war er einst im Olympiakader der polnischen Nationalmannschaft. In Los Angeles 1984 sollte er dabei sein, aber die Ostblock-Staaten boykottierten die Olympischen Spiele. Sein Start fiel ins Wasser, die Liebe zur Leichtathletik blieb.

Er trainierte weiter und nahm ein Studium an der Trainerakademie in Kattowitz auf. Vor seinem Abschluss zog ihn die Liebe nach Deutschland. 1986 fand er in Wattenscheid eine neue Heimat. Er startete fortan im blau-weißen Trikot. Parallel zum eigenen Training übernahm er eine Schüler-Gruppe – der Startschuss für eine erfolgreiche Trainerkarriere.  

Erster Trainer-Erfolg in den 80er Jahren

Filipowskis Vita kann sich sehen lassen. Erste Erfolge gab es für ihn bereits als Nachwuchstrainer. Ende der 80er Jahre holte er bei den Deutschen Schüler-Mannschafts-Meisterschaften (DSMM) seinen ersten deutschen Titel als Trainer. „An den Sieg bei der DSMM erinnere ich mich besonders gerne. Wir hatten damals eine unheimlich starke Jungs-Truppe und haben nicht nur gewonnen, sondern auch einen deutschen Rekord aufgestellt“, erinnert sich Filipowski.

Seitdem sind 30 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat Filipowski viele Top-Athleten auf ihrem Weg begleitet. So lehrte er Stabhochspringer Malte Mohr die Grundlagen, coachte Sprinterin Yasmin Kwadwo zu Gold über 100 Meter bei der U20-EM (2009, Novi Sad) oder führte Langsprinterin Esther Cremer zu EM-Gold mit der 4x400 Meter Staffel (2010, Barcelona).

2017 kam dann sein bislang größter Erfolg. Mit Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz holte er zunächst die Bronzemedaille bei den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad (Serbien). Im Sommer krönte das Duo sich mit WM-Bronze in London (Großbritannien).

Jugendarbeit ist eine Herzensangelegenheit

Auch wenn ihn die Arbeit mit der Weltklasse-Hürdensprinterin vereinnahmt – das Training mit jungen Athleten, sie zu begleiten und ihre Persönlichkeit zu formen, bereitet ihm am meisten Freude. „Man entwickelt durch das Training einfach sehr viele positive Eigenschaften bei den Athleten. Zu sehen, dass sie nach den sportlichen Erfolgen durch meine Arbeit auch mit beiden Füßen im Leben stehen, das macht mich stolz“, sagt Filipowski.

Doch bis zu einem Erfolg ist der Weg manchmal lang. Und Filipowski stellt hohe Ansprüche an seine Sportler. Sein Motto: „Wer aufhört, besser zu werden, hat schon aufgehört, gut zu sein.“ Das vermittelt er seinen Athleten. Das lebt er ihnen vor. Er ist jeden Tag da, arbeitet für ihren Erfolg, will seine Sportler nach vorne bringen, will sie besser machen.

Sport hat höchste Priorität

Und das spüren die Athleten. Was ihnen manchmal viel abverlangt, motiviert sie und hilft ihnen gleichzeitig. „Slawo ist immer auf dem Platz. Ich habe das Gefühl, der Sport hat bei ihm höchste Priorität, und das verlangt er natürlich auch von seinen Athleten. Aber die Bereitschaft, die er mitbringt und die Überzeugung, die er ausstrahlt, das gibt uns Athleten viel Sicherheit“, sagt Pamela Dutkiewicz, die seit 2008 mit Filipowski zusammenarbeitet.

Zusammen wollen sie den Weg zur WM in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober) gehen. Ein wichtiger Meilenstein ist das Trainingslager in Japan, das das Duo aktuell mit vielen anderen deutschen Top-Sprintern absolviert. Hier macht Slawomir Filipowski das, was er am besten kann: seine Athletin besser machen, sie zu Höchstleistungen motivieren – für die WM in Doha, denn dort könnte es um die nächste Medaille gehen.

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