Es war ein Rekord mit Ansage: Schon bei den Olympischen Spielen in Rio hatte Ruth Jebet aus Bahrain am Weltrekord gekratzt. Beim Diamond League Meeting in Paris war am Samstag die acht Jahre alte Marke über 3.000 Meter Hindernis fällig. Gleich mehrere andere Olympiasieger mussten im Stade de France Niederlagen einstecken. Aus deutscher Sicht glänzte Speerwerfer Julian Weber.
Für Olympia-Gold musste Ruth Jebet am 15. August noch nicht alles zeigen: Einsam vorneweg laufend konnte die gebürtige Kenianerin, die seit 2013 für Bahrain startberechtigt ist, sogar gegen Ende noch Tempo rausnehmen. Sie zeigte in Rio de Janeiro dennoch in 8:59,75 Minuten das bis dahin das zweitschnellste Rennen der Geschichte und blieb zum zweiten Mal in ihrer Karriere unter neun Minuten.
Am Samstag beim Diamond League-Meeting in Paris (Frankreich) machte die offiziell erst 19-Jährige dann Ernst. In 8:52,78 Minuten stellte Ruth Jebet einen neuen Weltrekord über 3.000 Meter Hindernis auf und blieb dabei mehr als sechs Sekunden unter der alten Rekordmarke der Russin Gulnara Galkina. Diese war 2008 in 8:58,81 Minuten in Peking (China) zum Olympia-Sieg gerannt.
Als Zweite kratzte die Kenianerin und Olympia-Zweite Hyvin Kiyeng (9:01,96 min) im hochklassigen Rennen von Paris ein weiteres Mal an der Neun-Minuten-Marke. Die US-Amerikanerin Emma Coburn (9:10,19 min) sorgte auf Rang drei dafür, dass im Stade de France das komplette Olympia-Podium erneut auf den Plätzen eins bis drei vertreten war.
Geschlagene Olympiasieger
Die Britin Laura Muir lieferte in einem weiteren hochklassig besetzten Rennen den nächsten Paukenschlag: In 3:55,22 Minuten blieb sie über 1.500 Meter mehr als eine Sekunde unter der bisherigen Weltjahres-Bestleistung, die zuvor Olympiasiegerin Faith Kipyegon innehatte. In Paris wurde die Kenianerin in 3:56,72 Minuten nur Zweite, auch Hallen-Weltmeisterin Sifan Hassan (Niederlande) hatte beim Landesrekord der 23 Jahre alten Britin das Nachsehen.
Begonnen hatte das Diamond League-Meeting von Paris gleich mit einem Zentimeter-Krimi im Kugelstoßen. Das bessere Ende hatte trotz glänzender 21,99 Meter nicht Olympiasieger Ryan Crouser (USA), sondern Hallen-Weltmeister Tom Walsh. Der Neuseeländer (22,00 m) zeigte in Runde sechs seinen ersten 22-Meter-Stoß, gleichbedeutend mit einem Ozeanien- und Meeting-Rekord. Deutlich distanziert war der drittplatzierte Kurt Roberts (USA; 20,78 m).
Auch über 400 Meter Hürden gab es Wiedergutmachung für einen Herausforderer: Der Kenianer Nicholas Bett (48,01 sec), Weltmeister von Peking (China) und bei den Olympischen Spielen im Halbfinale disqualifiziert, setzte sich gegen Olympiasieger Kerron Clement (USA; 48,19 sec) durch – im hochklassigen Finale von Rio hätte seine Zeit für Platz fünf gereicht. Dritter wurde der Europameister und Neu-Türke aus Kuba Yasmani Copello (48,24 sec).
Julian Weber mit 87-Meter-Wurf Zweiter
Zu den Geschlagenen zählte darüber hinaus Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena). Nach Gold in Rio wird er Platz drei in Paris mit 84,16 Metern sicher verschmerzen können – zumal er bis zum dritten Wurf nicht einmal in den Top Vier und damit außer Reichweite von drei weiteren Versuchen lag. Allerdings ist ihm mit einem Sieg der Tscheche Jakub Vadlejch (88,02 m PB) im Diamond Race bis auf vier Punkte nahe gekommen.
Auf Platz zwei glänzte der junge Mainzer Julian Weber, der mit 87,39 Metern den zweitbesten Wettkampf seiner Karriere zeigte – und das beste Resultat im Vergleich mit der Weltklasse, denn seine Bestleistung von 88,04 Metern stammt von einem kleinen Meeting in Offenburg. Abgesehen davon hatte er zuvor erst einmal über 85 Meter geworfen. Der Olympia-Vierte Johannes Vetter (LG Offenburg; 74,34 m) brachte diesmal nur einen gültigen Versuch zustande, er wurde Achter.
Yomif Kejelcha rennt U20-Weltrekord
Über 3.000 Meter der Männer, bei internationalen Meisterschaften nicht im Wettkampf-Programm der Aktiven, fiel am späten Abend ein weiterer Weltrekord. Sieger Yomif Kejelcha aus Äthiopien schob sich in 7:28,19 Minuten auf Rang 14 der ewigen Weltbestenliste. In der U20-Altersklasse war nie jemand schneller als der 19-jährige Hallen-Weltmeister. Rasant waren dahinter auch Abdelaati Iguider (Marokko; 7:30,09 min), Hagos Gebrhiwet (Äthiopien; 7:30,45 min) und der US-Amerikaner Ryan Hill (7:30,93 min) unterwegs.
Im Diskuswurf der Frauen verpassten Nadine Müller (SV Halle; 60,00 m) und Shanice Craft (MTG Mannheim; 59,32 m) auf den Rängen fünf und sechs die Top Vier und damit drei weitere Versuche. Der Sieg ging ein weiteres Mal an die dominierende Werferin des Jahres Sandra Perkovic (Kroatien; 67,62 m).
Renaud Lavillenie kämpft für Heimsieg
Wie schon in Rio Fünfte wurde über 100 Meter Hürden die Leipzigerin Cindy Roleder (12,75 sec). "Mega geil", bilanzierte sie selbst auf <link https: www.facebook.com cindy.roleder.official _blank link zum facebook-auftritt von cindy>Facebook, "nach der langen Reise aus Rio und noch etwas Jetlag". Weltrekordlerin Kendra Harrison (USA; 12,44 sec) ließ sich den Sieg nicht nehmen. Platz sieben (13,04 sec) ging an Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen).
Den Schlusspunkt unter das Meeting setzte aus Sicht der Zuschauer Lokalmatador Renaud Lavillenie. Nach verpasstem Olympia-Gold wollte er sich bei seinem Heimspiel unter keinen Umständen geschlagen geben – machte es aber spannend. Denn Sam Kendricks (USA) legte im ersten Versuch 5,81 Meter vor und sah schon fast wie der sichere Sieger aus, als Renaud Lavillenie zum dritten Mal Anlauf nehmen musste. Dann aber blieb die Latte liegen, ebenso wie bei 5,87 Metern im zweiten Versuch. Kendricks konnte nicht mehr nachlegen, wohl aber der Franzose selbst: 5,93 Meter im Ersten brachte die Fans in Verzückung, erst bei 6,00 Metern war Endstation.
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