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Ratingen Tag 1 – Der Zehnkampf von Disziplin zu Disziplin

Am Wochenende entscheidet sich in Ratingen, welche deutschen Mehrkämpfer zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro reisen. Die DLV-Mehrkämpfer treffen auf starke internationale Konkurrenz. Hier können Sie die Entscheidung im Zehnkampf von Disziplin zu Disziplin mitverfolgen.
Martin Neumann

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100 Meter

Kai Kazmirek erwischt besten Start

Der in diesem Jahr mit 8.318 Punkten bisher beste deutsche Zehnkämpfer erwischte auch in Ratingen den besten Start: Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) fand trotz Regen gut ins Rennen und entschied den schnellsten 100-Meter-Zeitlauf in 10,79 Sekunden zu seinen Gunsten. Bei seiner Zehnkampf-Bestleistung 2014 in Götzis war der 25-Jährige lediglich drei Hundertstel schneller. „Ich war schon überrascht, dass ich vorn lag. Aber hinten raus lief es für mich richtig gut“, sagte der WM-Sechste von 2015.

Kazmirek hatte eigentlich mit dem bekannt starken Sprinter und Meetingrekordler Rico Freimuth (10,40 sec) gerechnet. Doch der WM-Dritte vom SV Halle musste sich in 10,95 Sekunden mit Rang zwei begnügen. Zeitgleich Dritter wurde Arthur Abele. Der Ulmer konnte bei schwierigen Bedingungen mit der Zeit deutlich besser leben als Rico Freimuth. Passabel startete ebenfalls Jan Felix Knobel (Königsteiner LV) in den Zehnkampf. Für den starken Werfer blieben die Uhren nach 11,25 Sekunden stehen, damit lag er zwei Zehntel vor dem Olympia-Dritten Leonel Suarez (Kuba).

Im zweiten Zeitlauf setzte sich Luca Wieland durch. Der Saarländer, der in den USA studiert, gewann in 11,04 Sekunden vor Patrick Scherfose (LG Weserbergland; 11,16 sec). Nicht dabei war Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt). Der Europameister von 2012 wird in diesen Tagen zum ersten Mal Vater.

Weitsprung

Kazmirek und Abele glänzen im Regen

Der erste Versuch war noch „ohne Brett“ und nur 6,98 Meter weit. Im zweiten Anlauf traf Kai Kazmirek den Balken deutlich besser und landete erst nach 7,57 Metern. Eine Klasse-Leistung bei nasskaltem Wetter. Damit baute der 25-Jährige seinen Vorsprung nach zwei Disziplinen mit 1.860 Punkten auf 58 Zähler aus. Gleichzeitig sammelte er 23 Punkte mehr als zum selben Zeitpunkt bei seiner Zehnkampf-Bestleistung von 8.471 Punkten vor zwei Jahren in Götzis.

Nur einen Sprung absolvierte Arthur Abele. Der Ulmer landete bei 7,48 Metern und feierte den Sprung mit einer Jubelfaust. In der Zwischenwertung belegt der Ratingen-Sieger von 2007 mit 1.802 Punkten Rang zwei. Der WM-Dritte Rico Freimuth kam auf 7,16 Meter, verschenkte am Brett aber einige Zentimeter. Rang drei im Weitsprung und in der Zwischenwertung mit 1.724 Punkten.

Der Olympia-Aspirant Jan Felix Knobel musste nach dem dritten Versuch die Weitsprunganlage gestützt auf zwei Helfer verlassen. Der Königsteiner war beim Absprung umgeknickt. Bis dato hatte der Ratingen-Sieger von 2012 lediglich 6,75 Meter zu Buche stehen. Dass er den Wettkampf fortsetzen kann, ist nach den ersten Eindrücken eher unwahrscheinlich.

Kugelstoß

Arthur Abele brilliert mit Bestleistung und geht in Führung

In Götzis hatte er noch einen „Salto Nullo“ im Kugelstoßen hingelegt. In Ratingen ging Arthur Abele auf Nummer sicher. Im ersten Durchgang beförderte der Ulmer die 7,26-Kilo-Kugel auf 14,29 Meter. Ein solid-sicherer Auftakt. Im zweiten Durchgang wollte es der 29-Jährige wissen. Mit einem lauten Schrei wuchtete er die Kugel auf 15,79 Meter und damit weiter als je zuvor. Damit war ihm der Sieg in dieser Disziplin natürlich nicht zu nehmen. „Ich war schon sehr nervös. Aber nach dem ersten Stoß hieß es Feuer frei“, stellte der Ulmer fest.

Auch in der Gesamtwertung übernahm er mit 2.640 Punkten die Führung mit vier Zählern Vorsprung auf Kai Kazmirek, der mit starken 14,78 Metern seine Freiluft-Bestleistung um 44 Zentimeter steigerte und genauso wie Arthur Abele Kurs Richtung 8.400 Punkte plus X eingeschlagen hat. Bemerkenswerte Leistungen bei schwierigen äußeren Bedingungen.

Rang drei mit der Kugel ging an Patrick Scherfose. Der 24-Jährige von der LG Weserbergland stieß mit 14,73 Metern ebenfalls Bestleistung. Nach drei Disziplinen rangiert er mit 2.409 Zählern auf Platz vier hinter Rico Freimuth. Der WM-Dritte kam mit der Kugel auf 14,57 Meter. Mit dieser soliden Leistung liegt er im Zwischenergebnis (2.487 Punkte) weiter deutlich über der Olympia-Norm von 8.100 Punkten.

Hochsprung

Die Flugshow des Kai Kazmirek

Dass Kai Kazmirek ein exzellenter Hochspringer ist, stellte der ehemalige Deutsche U18-Meister in dieser Disziplin in Ratingen mal wieder eindrucksvoll unter Beweis. Bei Kühle und Nässe floppte er als Einziger über 2,07 Meter und scheiterte nur knapp an 2,10 Metern. Damit übernahm der 25-Jährige wieder die Führung in der Gesamtwertung des Zehnkampfes. Insgesamt absolvierte Kazmirek acht Hochsprung-Versuche. Rang zwei ging mit 2,04 Metern an den Briten Martin Brockman.

Arthur Abele hatte erst nach 13 Sprüngen genug. Der Ulmer packte nach 1,98 Metern – die einzige Höhe, die er im ersten Anlauf meisterte – seine Sachen und sammelte Kräfte für die abschließenden 400 Meter. Ähnlich machte es Rico Freimuth. Der WM-Dritte gab sich schon mit 1,89 Metern zufrieden. Nach dem Hochsprung liegt Kai Kazmirek mit 3.504 Zählern in Führung. Dahinter folgen Arthur Abele (3.425 Punkte) und Rico Freimuth (3.192 Punkte). Für den WM-Dritten vom SV Halle war der Hochsprung allerdings die letzte Disziplin in Ratingen. Zu den 400 Metern tritt Rico Freimuth aufgrund von Wadenproblemen nicht mehr an.

400 Meter

Kazmireks vierter Streich, Freimuth aus dem Rennen

Mit seinem vierten Einzelsieg in der fünften Disziplin hat sich Kai Kazmirek eine glänzende Ausgangsposition für seinen ersten Gesamtsieg beim Ratinger Mehrkampf-Meeting erarbeitet. Die 400 Meter dominierte der 25-Jährige nach einem starken Beginn in 48,46 Sekunden. Im dritten Rennen hielt Arthur Abele im direkten Duell gegen den starken Viertelmeiler gut mit, hatte aber mit 49,43 Sekunden das Nachsehen. Im zweiten 400-Meter-Lauf lieferte Felix Hepperle (LG Neckar-Enz) mit 49,27 Sekunden die zweitschnellste Zeit ab.

Zur Halbzeit sind nur noch zehn Zehnkämpfer in der Wertung. Vor den 400 Metern ging auch Rico Freimuth aus dem Rennen. „Es tut mir leid, speziell für meine Familie und Freunde, die extra gekommen sind. Aber nächstes Jahr bin ich wieder in Ratingen dabei“, sagte der WM-Dritte und erhielt tröstenden Applaus der Ratinger Fans.

In Führung nach fünf Disziplinen liegt Kai Kazmirek. Er sammelte 4.391 Punkte und liegt damit auf Kurs Richtung 8.400 Punkte. Auf 4.266 Zähler kommt Arthur Abele. Der Ulmer kann allerdings auf einen starken zweiten Tag bauen. So ist für den Hallen-EM-Zweiten der zweite Sieg in Ratingen nach 2007 noch immer in Reichweite.

Die Entscheidung fällt morgen ab 10 Uhr mit dem Hürdensprint bei deutlich besserem Wetter – so jedenfalls die momentane Vorhersage.


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