Dass die Bahn im Sepp-Herberger-Stadion in Weinheim ein schnelles Pflaster ist, hat sich in der Sprint- und Sprungszene längst herumgesprochen. Die schnellen Zeiten und großen Weiten der Vorjahre locken im WM-Jahr auch europäische Top-Athleten zur Kurpfalz Gala, wie die Startlisten für Samstag (30. Mai) zeigen. Zu den deutschen Spitzenathleten zählen unter anderen Weitspringerin Malaika Mihambo und die Sprinter Tatjana Pinto und Sven Knipphals.
Bereits am Dienstag musste Meeting-Direktor Thomas Geißler die Anmeldung für die Kurpfalz Gala vorzeitig schließen. „Wir sind randvoll. Es ist gerade so, als gäbe es kein anderes Meeting an diesem Wochenende.“ Im 100-Meter-Sprint der Männer sind knapp 100 Athleten gemeldet, bei den Frauen sind es immerhin 80.
Darunter auch der deutsche Jahresschnellste, Sven Knipphals (VfL Wolfsburg), der mit seiner neuen Bestzeit von 10,19 Sekunden nur drei Hundertstelsekunden über der WM-Norm für Peking (China; 22. bis 30. August) blieb. In Weinheim erwartet ihn ein heißes Duell mit Martin Keller (LAZ Leipzig), Youngster Robert Polkowski (LT DSHS Köln), sowie den starken Wattenscheider Sprintern.
Highlight über die Hürden
Nicht weniger hochklassig geht es bei den Frauen zu. Dort trifft die Deutsche Meisterin Tatjana Pinto (LG Brillux Münster) auf starke internationale Konkurrenz. Neben der EM-Dritten von Zürich (Schweiz), Ashleigh Nelson (Großbritannien; 11,19 sec), wird mit der erfahrenen Französin Véronique Mang (11,11 sec) zu rechnen sein. Auch Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) und Inna Weit (LC Paderborn) könnten im Sog des Trios in Richtung der WM-Norm (11,25 sec) sprinten.
Ein weiteres Highlight kündigt sich im Hürdensprint der Männer an. Hier ist der schnelle Tscheche Petr Svoboda (13,27 sec) der Gejagte. Hinter ihm dürfte es für Gregor Traber (VfB Stuttgart; 13,42 sec) darum gehen, seine WM-Ambitionen zu unterstreichen. Die DLV-Norm (13,45 sec) hat er Mitte Mai im amerikanischen Clermont bereits unterboten.
Ein weiterer Kandidat für Peking ist der fünfmalige Deutsche Meister Matthias Bühler (LG Offenburg), der besonders gegen starke Konkurrenz für schnelle Zeiten gut ist. Mit Alexander John und Erik Balnuweit (beide LAZ Leipzig) sowie Julian Marquardt (SV Halle) komplettiert sich die nationale Hürden-Elite. Mit ihr messen, werden sich Vladimir Vukicevic (Norwegen) und Dario De Borger (Belgien).
Christian Reif in der Zuschauerrolle
Neben den Sprintern wollen auch die Springer in Weinheim glänzen. Vorjahressieger Christian Reif (LC Rehlingen) wird nach seinem Karriereende in diesem Jahr in die Zuschauerrolle schlüpfen. Das Starterfeld ist dennoch beachtlich: Erwartet werden vier Acht-Meter-Springer, darunter Julian Howard (LG Region Karlsruhe), Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz), Yves Zellweger (Schweiz) und Stefano Tremigliozzi (Italien).
Ob es den Athleten gelingt, in Reif’sche Dimensionen vorzudringen, darf bezweifelt werden. Der Meeting-Rekord des Europameisters von Barcelona (Spanien) aus dem Vorjahr liegt bei stolzen 8,49 Metern. Im Bereich des Möglichen liegt bei guten Bedingungen jedoch die WM-Norm (8,15 m).
Meeting-Rekordlerin Lena Malkus am Start
Zu guten Bedingungen gehört natürlich auch Rückenwind. Deshalb werden bei der Gala bereits seit 2004 die Sprints und Sprünge windabhängig durchgeführt. Die Prognose für Samstag lautet Südwestwind: Gesprintet würde somit auf der Gegengeraden. Außerdem wurde für die teilnehmerstärkste Ausgabe der Kurpfalz Gala eine Grundreinigung der 30 Jahre alten Bahn durchgeführt. Die vorausgesagten 18 bis 20 Grad Celsius sind dagegen noch ausbaufähig.
Darauf hoffen auch die Weitspringerinnen. Es treffen aufeinander: Meeting-Rekordlerin und Vorjahressiegerin Lena Malkus (SC Preußen Münster; 6,88 m), Melanie Bauschke (LAC Olympia Berlin) sowie Lokalmatadorin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auf Irene Pusterla (Schweiz) und Tania Vincenzino (Italien). Gemessen an den Vor- und Bestleistungen der Springerinnen sind Weiten um die WM-Norm (6,70 m) möglich.
Chance für den Nachwuchs
Auch wenn die Spitzenresultate im Vordergrund stehen, will Meeting-Direktor Thomas Geißler den Charakter einer Großveranstaltung wahren und auch den Athleten der zweiten Reihe eine Chance geben. „Die Zukunft der Leichtathletik ist der Nachwuchs. Nur wenn wir ihm eine Bühne bieten, können wir langfristig Spitzenergebnisse erzielen", erklärt Geißler. "Deshalb dürften wir die jungen Talente nichts ins Vorprogramm abschieben.“ Anders als manch anderer Veranstalter sieht er die Zukunft der Sportart nicht in komprimierten, TV-gerechten, Zwei-Stunden-Meetings.
In Weinheim wird den jungen Athleten die Möglichkeit geboten, sich mit den Etablierten zu messen. So schafft es vielleicht sogar ein Youngster, sich für Peking zu empfehlen, den vorher niemand auf der Rechnung hatte. Mit der U20-EM in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli), der U23-EM in Tallinn (Estland; 9. bis 13. Juli) sowie der Team-EM im russischen Cheboksary (20./21. Juli) warten aber noch weitere internationale Großereignisse, für die es sich zu qualifizieren gilt. Weinheim stellt für manche die Weichen für den Sommer.