Für Sprinterin Lisa Marie Kwayie geht ein sowohl aufregendes als auch erfolgreiches Jahr zu Ende. Am Wochenende wurde sie bei der Berliner Sportlerwahl mit dem dritten Platz geehrt. Im Interview zieht die 22-Jährige vom Neuköllner SF Bilanz, analysiert Stärken und Schwächen und verrät, warum sie Weihnachten und Silvester in ihrer Heimat Ghana feiert.
Sie haben 2018 viel erreicht: In Nürnberg sind Sie deutsche Vizemeisterin über 100 Meter geworden und haben mit der deutschen Staffel bei der Europameisterschaft den dritten Platz geholt. Wie ist Ihr Resümee des Jahres?
Lisa Marie Kwayie:
Es ist einfach Wahnsinn und ein bisschen wie so ein Traum, der wahr geworden ist und nicht aufhört. Letztes Jahr habe ich noch davon geträumt, zur EM als Ersatzläuferin der Staffel nach Berlin zu kommen. Dass dann so etwas Großartiges daraus geworden ist, hätte ich nicht gedacht.
Wo lagen Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen?
Lisa Marie Kwayie:
Meine Stärke lag definitiv im mentalen Bereich. Dass ich die Konkurrenz für mich komplett ausblenden konnte und extrem fokussiert an den Start gegangen bin. Das war nicht immer so und daran habe ich lange und hart gearbeitet. Es ist schon ein Ding, eine Europameisterschaft zuhause bei sich zu haben und da nicht zu versagen. Viele vergessen, wie groß der Druck für einen ist. Mental bin ich aber immer noch nicht hundertprozentig auf dem Niveau, auf dem ich gern wäre. Meine Schwäche ist, dass ich in der letzten Phase beim Lauf noch nicht perfekt bin. Daran muss ich noch arbeiten.
Was haben Sie sich bezüglich der Zeiten vorgenommen?
Lisa Marie Kwayie:
Ich will definitiv meine Bestzeit knacken. Über 100 Meter habe ich jetzt eine 11,29 stehen. Ich trainiere darauf hin, 11,25 oder vielleicht sogar 11,20 Sekunden anbieten zu können. Ich versuche aber, mich nicht an Zahlen zu krallen, sondern lieber die Fehler, die ich im Lauf mache, zu korrigieren. Wenn ich das im Training schaffe und dann auch im Wettkampf, bin ich schon sehr zufrieden.
Was ist 2019 Ihr nächstes Ziel?
Lisa Marie Kwayie:
Jetzt denke ich erst einmal an die Deutsche Hallenmeisterschaft im Februar und möchte mich für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Einzel und in der Staffel qualifizieren. Dann schaue ich weiter. Ich plane immer von einem zum nächsten Ziel. Ich hoffe natürlich, dass 2019 genauso schön endet wie dieses Jahr.
Was motiviert Sie?
Lisa Marie Kwayie:
Solche Abende wie beim Sportlerball in Berlin (Anm. d. Red: Lisa Marie Kwayie landete bei der Sportlerwahl auf dem dritten Platz), natürlich die Medaille zur EM dieses Jahr und das tolle Publikum, das im Olympiastadion live dabei war. Es war unglaublich, wie viele Zuschauer da waren! Das ist für mich auch die Motivation für die Deutsche Meisterschaft 2019, die im August ja wieder im Olympiastadion stattfindet. Vielleicht können wir noch mehr Menschen für unseren Sport begeistern nach diesem Event, das sich auch als total familientauglich erwiesen hat.
Apropos Familie: Wie verbringen Sie dieses Weihnachten und Silvester?
Lisa Marie Kwayie:
Ich besuche über Weihnachten und Silvester meine Familie in Ghana. Das kommt selten vor, Familie und Freunde sind durch den Sport leider oft zu kurz gekommen. Jetzt dachte ich mir aber, dass ich mir nach diesem Jahr und allem, was passiert ist, die Reise in meine Heimat gönne. Es war dennoch eine kleine Überwindung. Normalerweise findet die Aufbauphase für den Sommer immer im Winter statt und ich müsste mich Weihnachten im Trainingslager intensiv für die Deutsche Hallenmeisterschaft im Februar vorbereiten.
Werden Sie auch trainieren?
Lisa Marie Kwayie:
Auf alle Fälle! Ich bin fast zwei Wochen da, da wird auf alle Fälle trainiert.
Haben Sie sich für das neue Jahr privat etwas vorgenommen?
Lisa Marie Kwayie:
Nein, von so etwas halte ich wenig. Ich setze mir Ziele im Sport und das reicht dann auch.