Die deutschen Athleten schwärmen von der Party-Stimmung bei der WM. "Gigantisch", "atemberaubend", "surreal": London feiert bei der WM eine riesige Leichtathletik-Party, und die deutschen Athleten um Diskus-Ass Robert Harting und Sprint-Shootingstar Gina Lückenkemper kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.
"Die Atmosphäre in diesem Stadion ist surreal", sagte Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund), die über 100 Meter als erste Deutsche seit 26 Jahren im Vorlauf unter elf Sekunden geblieben war: "Das Publikum feuert wirklich jeden an, das ist etwas sehr Besonderes für uns. Das gibt es nicht in jedem Stadion und hat mich echt gepusht, Gas zu geben."
La Ola auf den Rängen, schon am Vormittag ist die Arena proppenvoll, und am Abend erreicht das Dezibel-Level dann meist fast schon problematische Höhen für die Ohren – in London herrscht in diesen Tagen im Olympiastadion von 2012 eine Atmosphäre, wie man sie eigentlich sonst nur vom Fußball kennt. Die WM-Macher rechnen bis zum Schlusstag am Sonntag mit insgesamt rund 700.000 Zuschauern. IAAF-Präsident Sebastian Coe nannte die Fans aber schon jetzt das "beste Publikum der Geschichte". Allerdings ist er als gebürtiger Londoner wohl auch ein bisschen voreingenommen.
"Riesiger Unterschied zu Rio"
Doch auch die Deutschen teilen Coes Meinung. "Die Stimmung ist gigantisch, das ist ein riesiger Unterschied zu Rio", sagte Kugelstoßer David Storl. Wie der Leipziger haben viele noch die müden WM-Veranstaltungen von Daegu (Südkorea), Moskau (Russland) und Peking (China) im Hinterkopf, als von Begeisterung auf den Rängen keine Spur war. Und bei den Olympischen Spielen in Rio war das Stadion noch nicht einmal beim 100-Meter-Finale mit Usain Bolt (Jamaika) ausverkauft.
Ganz anders präsentiert sich London. "Das ist verblüffend, schon zu den Qualifikationen kommen so viele Leute. Atemberaubend", sagte Robert Harting (SCC Berlin), der fünf Jahre nach seinem Olympia-Triumph in London diesmal Sechster wurde. Und Läuferin Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) meinte: "Die Briten sind sportverrückt, und Leichtathletik hat einen großen Stellenwert. Alle werden angefeuert."
Die große Fete an der Themse legt die Latte für die Heim-EM nächstes Jahr natürlich jetzt schon extrem hoch. "Ich hoffe, dass nächstes Jahr bei uns in Berlin genau so eine Stimmung herrschen wird", sagte Stabhochspringerin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) bei sportschau.de: "Das ist das Größte, was wir in der Leichtathletik erleben können."
Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)