Eine Woche nach dem sensationellen Lauf von Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg), die sich in Hamburg mit einer Steigerung auf 2:27:50 Stunden das Olympia-Ticket für Rio (Brasilien; 12. bis 21. August) sicherte, könnte eine zweite deutsche Marathonläuferin für eine Überraschung sorgen: In Zürich (Schweiz) startet am Sonntag (24. April) Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt).
Katharina Heinig hat bisher eine Bestzeit von 2:33:56 Stunden, die sie vor zwei Jahren in Hamburg aufstellte. Doch am Sonntag ist der Tochter der früheren Weltklasseläuferin Katrin Dörre nach der Überwindung einer langwierigen Verletzung eine deutliche Steigerung zuzutrauen, sofern die Wetterbedingungen in Zürich halbwegs stimmen. Läuft die 26-Jährige unter 2:30:19 Stunden hat sie eine Chance, bei Olympia dabei zu sein. Ist Katharina Heinig sogar schneller als 2:28:24 Stunden, die Zeit von Fate Tola (LG Braunschweig; wartet auf ihre Einbürgerung), hat sie das Ticket nach Rio quasi gebucht.
„Vor einem halben Jahr war der Olympiastart ein Wunschtraum“, erzählt Katharina Heinig. Die zwischenzeitliche Absenkung der Rio-Norm durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) von 2:28:30 auf 2:30:30 Stunden war für sie ebenso wie für Anja Scherl ein enormer Ansporn. „Jetzt ist Rio zum Greifen nah - es liegt nur an mir selbst“, sagt Katharina Heinig, die in Zürich zum ersten Mal die 2:30-Barriere durchbrechen möchte. „Mein Ziel ist eine 2:29-Stunden-Zeit. Ich will zunächst in diesem Zeitbereich auf Sicherheit laufen. Wenn alles gut geht und es rollt, dann habe ich auch die 2:28:24 Stunden im Kopf“, sagt die Läuferin, die am Sonntag mit drei Tempomachern an den Start gehen wird.
Verletzungspech überwunden
Katharina Heinig hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Verletzungspech, so dass sie ihr Potenzial nicht umsetzen konnte. Über einen langen Zeitraum hinweg hatte sie Probleme mit der Ferse, die sich auf die Achillessehne auswirkten. Als sie im vergangenen Jahr nicht einmal mehr auftreten konnte, entschloss sich die Läuferin zu einer Operation, die das Risiko barg, dass sie ihre Karriere nicht würde fortsetzen können. „Toi, toi, toi - es ist alles gut gegangen“, sagt Katharina Heinig.
Zwischen November und März war sie gleich dreimal zum Höhentraining in Kenia. „Ich konnte sehr gut trainieren, alle Belastungen liefen gut für mich.“ Im Februar stellte sie in Barcelona (Spanien) mit 72:55 Minuten im Halbmarathon ebenso eine persönliche Bestzeit auf wie über 10 Kilometer in Paderborn einen Monat später (33:04 min). „Ich bin jetzt recht aufgeregt vor dem Rennen und hoffe vor allem, dass ich am Sonntag das umsetzen kann, was ich mir nach der Operation erarbeitet habe.“
Der Zürich-Marathon bietet eine flache Strecke, gehört jedoch nicht zur ersten Garde der Marathon-Rennen was die Topathleten betrifft. Insofern ist es durchaus möglich, dass Katharina Heinig am Sonntag unter die besten Drei kommt. Doch es geht ihr um die Zeit, nicht um einen Rang auf dem Podest. „Der Platz ist mir völlig egal. Wenn ich Fünfte werde und damit das Olympia-Ticket lösen kann, bin ich glücklich. Rio ist mein Traum.“