Fünf Medaillen in vier Klassen: Das DLV-Team hat am Sonntag bei der Cross-EM in Tilburg für das beste deutsche Abschneiden in der Historie der Titelkämpfe gesorgt. Es ist die Folge einer kontinuierlichen Arbeit im Laufbereich, in dem Cross-Wettbewerbe eine zunehmend wichtige Rolle eingenommen haben.
„Es hat einfach viel funktioniert“, sagt der Leitende Bundestrainer Lauf Thomas Dreißigacker, wenn er auf das Wochenende zurückblickt. Sein Team hat am Sonntag in Tilburg (Niederlande) mit fünf Medaillen, zehn Top-Ten-Platzierungen und 49 Zählern in der Nationenwertung den stärksten Auftritt einer deutschen Cross-Mannschaft bei Cross-Europameisterschaften hingelegt. Dass es wieder „läuft“ im deutschen Cross hatten zuvor auch die EM-Auftritte in den Jahren 2015 bis 2017 mit jeweils vier deutschen Medaillen angedeutet.
Die diesjährigen Titelkämpfe seien zwar nicht hochspeziell vorbereitet worden, erklärt Thomas Dreißigacker, dennoch haben sie mittlerweile einen hohen Stellenwert in der methodischen Trainingsplanung und -gestaltung vieler deutscher Läufer eingenommen. Die britischen Athleten machen es vor: Wer im Gelände erfolgreich ist, der ist auch schnell auf Bahn und Straße. „Auch in Deutschland wollen wir mit dem Cross-Cup, der Aufwertung des Qualifikationsrennens in Darmstadt und dem Cross in Pforzheim wieder eine breitere Basis schaffen.“
Training auf neuem Niveau
Einen weiteren Schlüssel zum Erfolg nennt Pierre Ayadi, der im DLV für den männlichen Langstrecken-Nachwuchs zuständig ist und gemeinsam mit Andreas Michallek, Nachwuchs-Bundestrainer weiblich, in den vergangenen Jahren die deutschen Teams zu Cross-Europameisterschaften begleitet hat. „Die Leistungen sind die Folge kontinuierlicher Arbeit und eines Trainings auf neuem Niveau“, sagt er, „wir haben die Belastungen erhöht und im Grundlagenausdauer-Bereich ein neues Level erreicht.“
Das spiegelt unter anderem das Resultat in der männlichen U20 wider: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) sorgte mit Rang sechs für das beste deutsche Einzelresultat in dieser Altersklasse seit 2003. Im Team unter anderem mit dem neuntplatzierten Nick Jäger (TV Penzberg) gab’s erstmals seit 2007 wieder eine deutsche Medaille.
Auch ohne die Stars erfolgreich
Bemerkenswert sind die vielen Top-Platzierungen auch deshalb, weil die erfolgreichsten deutschen Crossläuferinnen der vergangenen Jahre fehlten: Alina Reh (SSV Ulm 1846) und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatten 2017 in der U23 Gold und Silber gewonnen. „Dass wir in der weiblichen U23 eine Medaille holen können, hatte ich erwartet. Dass es Team-Gold wurde, war für mich dann aber eine Überraschung“, sagt Thomas Dreißigacker.
Er musste in Tilburg zudem auf Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) und Amanal Petros (SV Brackwede) verzichten, die bei den Männern und in der männlichen U23 zuletzt die besten Cross-Resultate erzielt hatten. „Dennoch waren wir in fünf von sechs Wettbewerben medaillenfähig“, blickt Thomas Dreißigacker zurück. In der weiblichen U20 habe nur ein Infekt der stärksten Läuferin Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) den Sprung in Richtung Treppchen verhindert.
Platz drei in der Nationenwertung: ein Erfolg, der sogar noch ausbaufähig sei, lautet daher das Urteil des Leitenden Bundestrainers Lauf. Er traut seinen Athleten zu, hinter den überragenden Briten im Wettstreit mit den weiteren starken Cross-Nationen Rang zwei der Nationenwertung einzunehmen.
Starkes Team im Hintergrund
Dafür kann er in einem ganz elementaren Bereich auf hohe Konstanz und große Kompetenz setzen: Er hat ein starkes Team im Hintergrund. Teamarzt Dr. Andreas Nieß und Physiotherapeut Dr. Jürgen Siegele begleiten das deutsche Crossteam seit vielen Jahren. Auch Dr. Matthias Reick, DLV-Vizepräsident Allgemeine Leichtathletik, reist als Delegationsleiter regelmäßig mit zur Cross-EM. Zudem ist das Trainergespann mittlerweile bestens eingespielt und dem Crosslauf mit großer Leidenschaft verbunden.
Ähnliches gilt für einen Großteil der Athleten: „Es hat sich ein starkes Team gebildet. Viele Athleten sind schon seit Jahren bei Cross-EMs dabei, sie rücken von der U20 über die U23 in die Männer- und Frauenklasse auf, sie kennen sich untereinander und unterstützen sich“, berichtet Pierre Ayadi. „Die Stimmung ist angenehm und leistungsfördernd, routinierte Athleten geben ihre Erfahrung an die Jüngeren weiter.“
Das alles führt dazu, dass Thomas Dreißigacker im Anschluss an das Laufjahr 2018 insgesamt ein positives Fazit ziehen und optimistisch auf die kommenden Aufgaben blicken kann. „Im Sommer hatten wir uns mehr erhofft, bei der EM in Berlin haben wir uns unter Wert verkauft, da hat einiges nicht geklappt. Aber das Abschneiden bei der Cross-EM war ein sehr versöhnlicher Abschluss und hat gezeigt, welches Potenzial in den deutschen Läufern liegt.“ Jetzt wird weiter dafür gearbeitet, dieses Potenzial 2019 auch auf Bahn und Straße zu bringen.
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