| Olympische Spiele 2016

Gregor Traber im Hürden-Halbfinale Einzelkämpfer

Nur einer von drei deutschen Hürdensprintern schaffte am Montag den Einzug ins olympische Halbfinale von Rio: Gregor Traber musste in 13,50 Sekunden als Dritter seines Vorlaufs noch nicht alles zeigen und darf am Dienstag wieder in die Startblöcke steigen.
Silke Morrissey

Drei deutsche Hürdensprinter nahmen am Montagabend (Ortszeit) die 110 Meter lange Strecke mit zehn 1,067 Meter hohen Hürden in Angriff. Nur zwei von ihnen kamen ins Ziel. Alexander John (SC DHfK Leipzig) blieb mit dem Fuß an der sechsten Hürden hängen und konnte einen Sturz gerade noch verhindern, bevor er die siebte Hürde mit der Hand aus dem Weg räumte. Damit setzte sich für den 30-Jährigen eine Pechserie fort, nachdem ihn im Vorjahr bei der WM in Peking (China) das Fehlstart-Aus ereilt hatte.

Pech hatte auch Matthias Bühler (TSG 1862 Weinheim) – allerdings anderer Art. Was im ersten Vorlauf ein Nieselregen war, wurde vor dem zweiten Vorlauf zu einem Wolkenbruch. Die Hürdensprinter mussten sich durch Pfützen ihren Weg bis ins Ziel bahnen. Diese Umstände wollte er aber für seine 13,82 Sekunden und Platz sechs nicht als Ausrede gelten lassen. Vielmehr macht ihm bereits seit den Deutschen Meisterschaften der Rücken zu schaffen.

Kurze Zeit darauf keimte dann doch noch einmal Final-Hoffnung für das DLV-Duo auf: Aufgrund der Witterungsverhältnisse erhielten am späteren Abend alle Athleten aus Vorlauf eins und zwei noch eine zweite Chance, die zuvor einen Platz in den Top Vier und das direkte Weiterkommen verpasst hatten. In einem Wiederholungslauf schnappte sich jedoch Deuce Carter (Jamaika; 13,51 sec) das letzte Finalticket, für Bühler (13,90 sec) und John (14,13 sec) blieb es beim Vorlauf-Aus.

Gregor Traber mit großem Q

Der dritte deutsche Hürdensprinter hielt im vierten Vorlauf die deutschen Farben hoch. Gregor Traber (VfB Stuttgart 1893) ließ sich auch vom Fehlstart des U20-Weltrekordlers Wilhem Belocian (Frankreich) nicht aus der Ruhe bringen. In 13,50 Sekunden zog er als Dritter in das Halbfinale ein, für das sich die ersten Vier jedes Laufs direkt qualifizierten.

Die beste Zeit aller Vorläufe legte im ersten Rennen in 13,27 Sekunden Hallen-Weltmeister Omar McLeod (Jamaika) hin. Auch die weiteren Medaillenkandidaten ließen als Sieger ihrer Vorläufe nichts anbrennen: Europameister Dimitri Bascou (Frankreich; 13,31 sec), Orlando Ortega (Spanien; 13,32 sec), Ronnie Ash (USA; 13,31 sec) sowie etwas überraschend der Grieche Kostadinos Douvalidis (13,41 sec) noch knapp vor der Nummer zwei der Welt Devon Allen (USA; 13,41 sec) rannten vorne weg. Ins Straucheln kam mit Ausnahme von Wilhem Belocian keiner der Top-Athleten.


STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Gregor Traber (VfB Stuttgart 1898)
Ich bin hier bewusst ohne Erwartungen, ohne eine konkrete Zeitvorgabe reingegangen. Mein Minimalziel war aber das Halbfinale. Mit den 13,50 Sekunden bin ich nicht wirklich zufrieden, aber das Rennen hat sich auch nicht gut angefühlt. Ich habe währenddessen gemerkt: Ich bin dabei, ich bin im Halbfinale – das war dann ein bisschen zu früh und ich musste mich konzentrieren, das Rennen sauber nach Hause zu bringen. Die letzte Risikobereitschaft hat noch gefehlt. Mit dem Erreichen des Halbfinals ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Klar, das war nach der Saison vielleicht auch zu erwarten, aber der Winter davor war schwierig. Dass ich in diesem Jahr viele internationale Rennen gemacht habe, hat mir viel Sicherheit gegeben. Ich mag das Athleten-Dasein, und für mich gehört es auch dazu, weite Wege in Kauf zu nehmen, um sich mit den Besten der Welt zu messen. Das Rennen in London [Platz 2 in 13,45 sec] war eine super Generalprobe, viel wichtiger noch als meine Bestzeit bei idealen Bedingungen in Mannheim. Im Halbfinale ist jetzt alles möglich. Da will ich noch mehr Risiko gehen.

Matthias Bühler (TSG 1862 Weinheim)
Man muss mit jedem Wetter umgehen können. Das war heute nicht das Problem, sondern meine Verletzung. Ich bin ja schon in Amsterdam bei der EM mit 13,6 Sekunden sehr schlecht gelaufen. Mir ist im Juni der Rücken zugegangen, das hat bei der DM angefangen und wurde immer schlimmer. Ich habe viel alternativ trainiert, wir haben alles versucht, damit ich wieder fit werde. Aber ich konnte mich im Abschlusstraining nicht mal zur Hürde abdrücken. Ich habe versucht positiv zu bleiben, aber für Olympische Spiele reicht das dann eben nicht. Ich bin sehr enttäuscht, mein Ziel war es, in diesem Jahr international durchzustarten, mindestens mit dem EM-Finale und dem Olympia-Halbfinale. Aber ich bin ein positiv denkender Mensch: Ich blicke nach vorne, für mich geht in wenigen Wochen schon wieder die nächste Saison los. Ich werde alles daran setzen, dass ich mein Training in den USA weiterhin finanzieren kann. Die härteste Zeit beginnt nach den Olympischen Spielen: Dafür die Gelder aufzutreiben. Ich liebe meinen Sport, ich will davon nicht reich werden. Ich will nur trainieren können und meinen Lebensunterhalt bestreiten. Aber zurzeit lebe ich überwiegend von Erspartem. In jedem Jahr mache ich 10.000 Euro minus.

Alexander John (SC DHfK Leipzig)
An die sechste Hürde bin ich technisch unsauber gelaufen. Das ist jetzt nicht so optimal – gerade wenn man sieht, welche Zeit fürs direkte Weiterkommen gereicht hat. Der Vierte ist eine 13,70 gelaufen. Was einem nach dem Stolperer als erstes durch den Kopf geht? Was soll man dazu sagen? Das ist nicht druckreif.

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