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Georg „Bibi“ Anfang: Ein Berglauf-Urgestein wird 80

Georg „Bibi“ Anfang feiert am Mittwoch in der Chiemgau-Gemeinde Bergen seinen 80. Geburtstag. Vor allem der Hochfelln-Berglauf, eine Erfolgsgeschichte, die in der Berglauf-Szene seines Gleichen sucht, ist mit „Bibi“, den unter seinem bürgerlichen Namen Georg kaum jemand kennt, eng verbunden. 1974 hat er den Hochfelln-Berglauf ins Leben gerufen und die Veranstaltung in den nun mehr als 40 Jahren zu einem der bestbesetzten Bergläufe der Welt etabliert.
Winfried Stinn

Schon viele Jahre vorher war Georg „Bibi“ Anfang als Funktionär, zunächst vor allem im Skisport, tätig. Von 1956 bis 1965 war er Leiter der Skiabteilung im TSV Bergen. 1965 gründete er den SC Bergen und war bis zu seinem gesundheitsbedingten Rücktritt im Jahr 2012 ununterbrochen 1. Vorsitzender. Zwei Skiunfälle in den Jahren 1956 und 1960 mit mehreren Brüchen, einem sechsmonatigen Krankenhausaufenthalt nach missglückter Operation, bedeuteten das Ende als aktiver Ski-Rennläufer.

„Da ich mir ein Leben ohne Sport nicht vorstellen konnte, war ich von da an zum Funktionär verdonnert“, sagt Anfang heute. Er engagierte sich im Verein als Übungsleiter und machte sich schnell einen Namen als ausgezeichneter Organisator von bedeutenden Veranstaltungen. Zuerst im Skilauf: Mehr als 40 FIS-Rennen, Europacup-Rennen, Bayerische und Deutsche Meisterschaften fanden unter seiner Federführung statt.  

1974 Geburtsstunde des Hochfelln-Berglaufs

Das Jahr 1974 ist für den Laufsport von großer Bedeutung. In dem Jahr, als Deutschland zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister wurde, fanden mit dem Berlin Marathon und dem Hochfelln-Berglauf zwei der nun traditionsreichsten deutschen Läufe erstmals statt. Bibi Anfang war damals Übungsleiter der Nordischen Ski-Abteilung des SC Bergen. Er wollte das Sommertraining attraktiver gestalten: „Deswegen habe ich die Langläufer mit Skistöcken den Hochfelln hinauf laufen lassen.“ Im September 1974 kam es schließlich zu einem Testlauf unter Wettkampfbedingungen. Das war die Geburtsstunde des Hochfelln-Berglaufes.  

Anfangs dominierten die besten deutschen Ski-Langläufer das Renngeschehen. Doch im Laufe der Jahre gelang es Bibi Anfang immer mehr international erfolgreiche Bergläufer zu verpflichten. So zieren mittlerweile alle Bergläufer mit Rang und Namen die Ergebnislisten des Hochfelln-Berglaufes. Allen voran der siebenfache Weltmeister Jonathan Wyatt (Neuseeland), der fünffache Weltmeister Marco de Gasperi (Italien) und die fünffache Weltmeisterin und vierfache Europameisterin Andrea Mayr (Österreich), um nur einige zu nennen. Auch Stars aus der Bahn-Leichtathletik wie den deutschen Hindernis-Weltmeister Patriz Illg findet man in den Listen.

Neben fünf Deutschen Meisterschaften war Bergen sieben Mal Etappen-Ort des Internationalen Berglauf Grand Prix, der von Anfang mit initiiert wurde. Highlight war die Berglauf-Weltmeisterschaft im Jahr 2000. „Das war auch für mich der absolute Höhepunkt meiner Funktionärslaufbahn. 5.000 Zuschauer sorgten für eine prächtige Kulisse. Die Veranstaltung war eine Werbung für den Berglauf und die Chiemgau-Region“, schwärmt Anfang.

Hohes Ansehen

Stammgast beim Hochfelln-Berglauf ist Jonathan Wyatt aus Neuseeeland. Mit sieben Weltmeistertiteln ist er der beste Bergläufer aller Zeiten. „Der Hochfelln-Berglauf gehört zu meinen Lieblingsläufen, die Strecke, die super Besetzung, die Atmosphäre, die herzliche Gastfreundschaft, der leckere Kuchen am Ziel, all das trägt Bibis Handschrift“, erzählt Wyatt.

Einer, der Anfang als Läufer sowie Funktionär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und des Berglauf-Weltverbandes WMRA bestens kennt, ist Wolfgang Münzel. Der langjährige Berglaufwart des DLV ist seit 20 Jahren Mitglied im Präsidium des WMRA und hatte in beiden Eigenschaften immer wieder mit Anfang zu tun. „Bibi hat immer die Weiterentwicklung und Anerkennung des Berglaufs national und international im Blick. Das Ansehen des Berglaufs und sein Respekt vor den Leistungen der Bergläufer waren sein Leitfaden", sagt Münzel. 

Der Hochfelln-Berglauf ist auch in diesem Jahr wieder im WMRA World Cup. DLV-Vizepräsident Dr. Matthias Reick würdigt die Verdienste des Jubilars: „Georg Anfang prägt wie kein anderer die Berglaufszene, ein stetiger Kämpfer für den Berglauf und für die Athleten." Auch Deutsche Meisterschaften, und nicht zuletzt die Berglauf-Weltmeisterschaft im Jahr 2000, organisierte er mit vollem Einsatz und Tatendrang. 

Ehrungen und Engagement im Gemeinderat

Für seine Tätigkeit als Sportfunktionär und für die Gemeinde Bergen erhielt er einige Ehrungen, wie  die Bürgermedaille der Gemeinde Bergen und die Verdienstnadel in Gold mit Brillanten und Großem Kreuz des Bayerischen Landessportverbandes. 2005 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Neben seinem Engagement für die Organisation der zahlreichen Sportveranstaltungen würdigte Landrat Hermann Steinmaßl in seiner Laudatio vor allem Anfangs Verdienst um die Förderung der Jugend. Auch im Gemeinderat, dem er 24 Jahre lang für die SPD angehörte, lag ihm die Jugend besonders am Herzen.  

Erst 2012 trat er aus gesundheitlichen Gründen als 1. Vorsitzender des SC Bergen und als OK-Chef des Hochfelln-Berglaufes zurück. „Der Zeitpunkt, die Hauptverantwortung abzugeben, war genau richtig. Ich habe schon gemerkt, dass mir aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme manches schwerer gefallen war als früher“, sagt Anfang. 

Aber wer den umtriebigen Berglauf-Funktionär kennt, kann sich leicht vorstellen, dass er diesen Entschluss nicht ganz freiwillig gefasst hat. Da musste sicherlich seine Familie „sanften“ Druck ausüben. Und es war auch klar, dass Anfang nicht ganz loslassen kann und wird. Schon 2012, nach seinem Rücktritt, war in Laufreport zu lesen „Ein Hochfelln-Berglauf ohne Bibi Anfang ist nicht vorstellbar“. So war er auch bei den Läufen ab 2013 weiterhin, wenn auch „nur“ hinter dem neuen 1. Vorsitzenden des SC Bergen Dr. Jürgen Schmid, in der zweiten Reihe aktiv. Seine Hauptaufgabe sieht er in der Akquirierung der Spitzenläufer.

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