| Berlin 2018

EM-Tag 1: Gina Lückenkemper versilbert Auftakt im Olympiastadion

Sprinterin Gina Lückenkemper hat den ersten Final-Tag der Europameisterschaften in Berlin aus deutscher Sicht versilbert. Eine Bronzemedaille fügte Kugelstoßer David Storl seiner ohnehin schon imposanten Medaillensammlung hinzu. Auf Medaillenkurs übernachtet nach dem ersten Tag im Zehnkampf auch der Ulmer Arthur Abele.
Alexandra Dersch / Pamela Ruprecht

"Oh, wie ist das schön" sang das Publikum im Berliner Olympiastadion und feierte die Silbermedaille von Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen) wie einen Titel. Es war das erste deutsche Edelmetall über 100 Meter seit Verena Sailers EM-Goldmedaille 2010 in Barcelona (Spanien). Die DLV-Sprinterin konnte sogar 200-Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers (Niederlande; 10,99 sec), die Bronze gewann, in Schach halten. Gold holte sich die Britin Dina Asher-Smith in rasanter neuer Bestzeit von 10,85 Sekunden.

Gold und Silber sahnten die Briten gar über 100 Meter der Männer ab. Der Jahresschnellste Zharnel Hughes profitierte vom Startverzicht des Titelverteidigers Jimmy Vicaut (Frankreich) und siegte in 9,95 Sekunden vor seinem Landsmann Reese Prescod (9,96 sec) und dem Zweiten der EM 2016, Jak Ali Harvey (Türkei; 10,01 sec).

Kugelstoßer David Storl (SC DHfK Leipzig) fügte nach drei EM-Goldmedaillen in Serie eine Bronzemedaille seiner ohnehin schon imposanten Medaillensammlung hinzu. Gleich im ersten Durchgang setzte er mit 21,41 Metern ein Achtungszeichen. Weiter als der jüngste Doppel-Weltmeister aller Zeiten stießen allerdings an diesem Abend zwei Polen. Michal Haratyk, der in diesem Jahr schon die 22-Meter-Marke knacken konnte, war mit 21,72 Metern nicht zu schlagen. Eine Bestleistung stellte sein Landsmann Konrad Bukowiecki mit 21,66 Meter auf. Eine Leistung, die Silber wert war.

Arthur Abele auf Medaillenkurs

Nach dem ersten Tag im Zehnkampf liegt Arthur Abele mit starken 4.285 Punkten als Zweiter hinter dem Briten Tim Duckworth (4.380 Pkt) mit durchweg guten Einzelleistungen auf Medaillenkurs. Der Ulmer will am Mittwoch seine Bestleistung von 8.605 Punkten angreifen und um einen Podestplatz kämpfen. Die große Überraschung: Weltmeister Kevin Mayer (Frankreich) war nach drei ungültigen Versuchen im Weitsprung aus dem Rennen und beendete den Wettbewerb. Mathias Brugger (SSV Ulm 1846) setzte den Zehnkampf trotz des gleichen Malheurs fort. EM-Debütant Niklas Kaul (USC Mainz) rangiert vor seinem starken zweiten Tag mit 4.089 Punkten auf Platz 13.

Während Mitfavorit Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) das Rennen über 10.000 Meter frühzeitig abbrach, siegte der Franzose Morhad Amdouni in 28:11,22 Minuten aufgrund seinen besseren Finish vor dem Belgier Bashir Abdi (28:11,76 min), Bronze ging an den Italiener Yemaneberhan Crippa (28:12,15 min).

Einen Doppelsieg feierte Polen neben dem Kugelstoßen auch im Hammerwerfen. Nicht der dreifache Weltmeister Pawel Fajdek (78,69 m) setzte sich durch, sondern sein Landsmann Wojciech Nowicki errang mit 80,12 Metern seinen ersten großen Titelgewinn, nachdem er zuvor schon bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften Bronze holen konnte. Der Ungar Bence Halasz (77,36 m) gewann Bronze.

Carl Dohmann starker Fünfter

Das erste Gold dieser Meisterschaften ging bereits am Vormittag an die Ukraine. In der Hitzeschlacht über 50 Kilometer Gehen setzte sich Maryan Zakalnytskyy in 3:46:32 Stunden durch. Silber ging an Rio-Olympiasieger Matej Toth (Slowakei; 3:47:27 h). Toth war im Vorjahr wegen Unregelmäßigkeiten in seinem Blutpass suspendiert, aber später freigesprochen worden. Bronze holte der Weißrusse Dmitri Dsjubin (3:47:59 h). Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) sorgte mit Platz fünf in auch angesichts der Hitze ausgezeichneten 3:50:27 Stunden für das beste deutsche 50-Kilometer-Ergebnis seit 28 Jahren. Nathaniel Seiler (TV Bühlerthal) bot als Siebter bei seiner EM-Premiere in 3:54:08 Stunden ebenfalls eine starke Vorstellung, stellte er doch gar eine neue Bestzeit auf. Karl Junghannß (LAC Erfurt Top Team) wurde noch vor der Halbzeit des Rennens disqualifiziert.

Bei der EM-Premiere der Frauen über 50 Kilometer siegte die portugiesische Favoritin Ines Henriques, die auch bereits im Vorjahr die WM-Premiere über diese Distanz gewonnen hatte. Die 38-Jährige, im Vorjahr in London erste Weltmeisterin über diese Distanz, siegte in 4:09:21 Stunden vor der Ukrainerin Alina Zwilij (4:12:44 h) und Julia Takacs aus Spanien (4:15:22 h). Deutsche Geherinnen waren nicht am Start.

Christina Schwanitz als Beste im Finale

Am Vormittag hatte bereits Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) ihre Ansprüche auf ihre dritte EM-Goldmedaille in Serie untermauert. Deutschlands Vorzeige-Kugelstoßerin zog mit minimalem Aufwand von nur einem Versuch und der Tagesbestweite von 18,83 Metern ins Finale ein. Dort stehen neben ihr noch zwei weitere deutsche Athletinnen. Neben Sara Gambetta (SV Halle) schaffte auch die U20-Weltmeisterin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) bei ihrer EM-Premiere im Olympiastadion den Sprung in die finale Runde.

Anders sieht dies bei den Diskuswerfern aus, wo nur der ehemalige Doppel-Europameister Robert Harting (SCC Berlin) ins Finale einziehen konnte, wo er seine glorreiche internationale Karriere auch beenden wird. Christina Hering (LG Stadtwerke München) steht im Halbfinale über 800 Meter, genau wie Patrick Schneider aus Fürth über 400 Meter. Den Sprung ins Finale schaffte auch Stabhochspringerin Carolin Hingst (TV Nieder-Ingelheim) – die Europameisterschaften in Berlin sind bereits die vierten für die 37-Jährige.


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