Die 40 deutschen U18-Athleten haben über 6.300 Kilometer zurückgelegt, um bei den am Mittwoch beginnenden U18-Weltmeisterschaften in Nairobi (Kenia; 12. bis 16. Juli) an den Start zu gehen. Für viele ist es der erste Auftritt im Nationaltrikot, für viele sind Top-Platzierungen möglich. Wichtigste Botschaft der ersten Mannschaftssitzung: Das ganze Team steht hinter den Talenten.
"Den Adler auf der Brust zu tragen, ist sicher ein tolles Gefühl für euch", sagte Delegationsleiter Dominic Ullrich (Stellvertretender Vorsitzender des Bundesausschuss Jugend) am Montag bei der ersten Mannschaftssitzung auf dem Gelände der Kenyatta University, wo das DLV-Team für die nächsten sieben Tage untergebracht ist. Die Teilnahme an der U18-WM in Nairobi könnte ein erster Schritt zu einer möglichen leistungssportlichen Leichtathletik-Karriere sein. "Ich sehe viele von euch später in der A-Nationalmannschaft", meinte DLV-U18-Bundestrainer Jörg Peter.
Als Beispiele zählte der Mannschaftsleiter die Läuferinnen Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Alina Reh (SSV Ulm 1846) sowie Sprinterin Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) auf. Alle drei Athletinnen waren 2013 bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine) im Einsatz und vertreten – vier Jahre später – die deutschen Farben bei der WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August). Auf Unterstützung aus dem gesamten DLV-Team können die Talente in Kenia zählen.
Vier DLV-Talente führen die Meldeliste an
Ein paar Youngsters waren bereits bei der U18-EM in Tiflis (Georgien) dabei. Zum Beispiel die U18-Vize-Europameisterin im Kugelstoßen Jule Steuer (SC Magdeburg), die gemeinsam mit der Nummer zwei der Weltjahresbestenliste Selina Dantzler (LG Stadtwerke München; 18,19 m) die Meldeliste anführt. Und auch ihre männlichen Disziplin-Kollegen Jonas Tesch (SV Halle; 20,51 m) und Timo Northoff (TuS Jöllenbeck; 20,47 m) gehen mit einer DLV-Doppel-Führung in den Wettkampf. Einziger Konkurrent, der ebenfalls die 20-Meter-Marke übertraf: der Weißrusse Mikhail Samuseu (20,37 m).
Im Sieben- und Zehnkampf stehen mit der U18-EM-Sechsten Johanna Siebler (LC Überlingen; 5.756 Pkt) und Maximilian Kluth (ART Düsseldorf; 7.460 Pkt) ebenfalls zwei DLV-Athleten an der Spitze ihres Wettbewerbes. Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen; 7.337 Pkt) kann zu einem starken Mehrkampf-Auftritt beitragen. Zwischen ihm und Kluth reiht sich der Franzose Steven Fauvel Clinch (7.390 Pkt) ein.
Sprinter Luis Brandner hat das Potenzial, die Finals über 100 und 200 Meter zu erreichen. Auf der kürzeren Distanz reist der Jamaikaner Tyreke Wilson (10,34 sec) mit der schnellsten Vorleistung an. Die Bestzeiten des jungen Erfurters stehen bei 10,63 und 21,34 Sekunden. Eine Chance auf das 110 Meter Hürden-Finale haben Stefan Volzer (VfB Stuttgart) und Robert Witkowski (TSG Niefern), die in dieser Saison beide 13,66 Sekunden gelaufen sind. Favorisiert ist sicher der U20-WM-Vierte De'Jour Russell (Jamaika; 13,21 sec).
Finals in Aussicht
Dieselbe Bestmarke von 2,08 Metern bringen die Hochspringer Devon Bender (MTG Mannheim) und Chima Ihenetu mit. Ganz unterschiedlich dagegen ihre Körpergröße: 1,79 Meter und 1,98 Meter. In ihrem Wettbewerb rangiert der Südafrikaner Breyton Poole mit 2,18 Metern – übrigens die Höhe, mit der Lucas Mihota (SB DJK Rosenheim) letztes Jahr in Tiflis U18-EM-Gold holte – an der Spitze. Im Weitsprung ist Luka Herden (LG Brillux Münster) mit seinem Satz auf 7,50 Meter gut gewappnet für eine vordere Platzierung. Der Kubaner Maikel Y. Vidal flog schon auf 7,85 Meter. Auf den 1.500 Metern geht Elias Schreml (LG Olympia Dortmund) als bester Europäer ins Rennen.
Die Top Acht und damit der Einzug ins 100-Meter-Finale sind für die Kölnerin Beauty Somuah (11,79 sec) möglich. Gleiches gilt für Talea Prepens (TV Cloppenburg; 23,86 sec) auf den 200 Metern. Als Favoritin steigt auf beiden Distanzen die Jamaikanerin Kevona Davis in den Startblock. Sie hält über die 100 Meter mit 11,24 Sekunden den U18-Landesrekord und ist über 200 Meter schon unter der 23-Sekunden-Marke geblieben. Hürdensprinterin Antonia Buschendorf (SC Magdeburg), die noch dem jüngeren U18-Jahrgang (2001) angehört, darf sich genauso wie Langhürden-Läuferin Gisele Wender (SV Bau-Union Berlin) Hoffnungen auf den Endlauf machen.
Springerinnen mit Medaillenchancen
Gold im Hochsprung scheint an die erst 15 Jahre alte 1,89-Meter-Springerin Yaroslava Mahuchikh aus der Ukraine zu gehen. Die Weinheimerin Bianca Stichling (1,80 m) und Lavinja Jürgens, die 2016 schon 1,84 Meter überquerte, können vorne mitmischen. Stabhochspringerin Leni Freyja Wildgrube (Schweriner SC) liegt mit ihren 4,10 Metern auf Medaillenkurs, ebenso ihre Team-Kollegin Lea-Sophie Klik (LAC Erdgas Chemnitz; 6,31 m) im Weitsprung. Eine auffällig starke Speerwerferin ist die Kubanerin Marisleisys Durtha, die ihr Wurfgerät schon auf 65,44 Meter geschickt hat.
Die am Mittwoch startenden Wettkämpfe werden die letzten U18-Weltmeisterschaften der Leichtathleten sein. Rund 120 Nationen werden daran teilnehmen, einige Länder sind mit ihren Teams nicht vertreten, darunter die USA und Großbritannien. Die deutsche Mannschaft will als freundliches und faires Team auftreten und wichtige internationale Wettkampf-Erfahrung sammeln. Viele DLV-Athleten gaben als Ziel an, sich bestmöglich präsentieren zu wollen.
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