| Analyse

Der große Disziplin-Check 2018 – Weitsprung Männer

Das Jahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen. Ein spannendes Jahr aus Sicht der deutschen Leichtathletik. Der Höhepunkt? Ganz klar die Heim-Europameisterschaft im Berliner Olympiastadion. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Weitsprung der Männer.
Jan-Henner Reitze

Fazit des Bundestrainers

Uwe Florczak, wie fällt Ihre Bilanz für das EM-Jahr 2018 aus?

Uwe Florczak:

Mit der Entwicklung im EM-Jahr 2018 bin ich sehr zufrieden. Drei Athleten qualifizierten sich für die Europameisterschaften in Berlin. Einen tollen Erfolg konnte Fabian Heinle mit dem Gewinn der Silbermedaille mit 8,13 Metern erzielen. Julian Howard (SB&PB 8,20 Meter) und Max Entholzner (SB&PB: 7,96 Meter) wurden den Hoffnungen nicht gerecht und schieden in der Qualifikation aus. Beide hatten das Leistungsvermögen zum Erreichen des Finales.

Gleich zwei Athleten, Julian Howard und Stephan Hartmann, erzielten den nationalen Spitzenwert von 8,20 Metern. Die positive Entwicklung zeigt besonders der aussagekräftige 6er-Schnitt, er ist mit 8,05 Metern der Beste seit 2013! Mit Ituah Enahoro, der ab sofort im Weitsprung-Kader ist, konnte ein vierter Athlet die acht Meter übertreffen.

Ebenso können wir im Nachwuchsbereich mit der Entwicklung sehr zufrieden sein. Bei der U18-EM in Györ gewann Nick Schmal mit windunterstützten 7,60 Metern die Goldmedaille. Auch der vierte Platz durch Jaron Boateng mit 7,19 Metern ist ein hervorragendes Ergebnis. Luka Herden erzielte in Weinheim mit 7,61 Metern eine neue persönliche Bestleistung und qualifizierte sich als einziger deutscher Teilnehmer für die U20-WM. Leider gelang es Luka nicht, die gute Form vom Mai in den Sommer zu bringen, er schied mit 7,29 Metern in der Qualifikation aus und belegte in der Endabrechnung Platz 18.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Uwe Florczak:

Ganz klar Fabian Heinles Silbermedaille in Berlin. Seine Formkurve ging genau zum richtigen Zeitpunkt nach oben. Kleinere gesundheitliche und einige technische Probleme in den Griff zu bekommen, hat etwas Zeit gebraucht. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg hat er mit 8,02 Metern nicht nur überlegen gewonnen, er deutete auch an, dass es in Berlin weit gehen kann.

Die Qualifikation in Berlin hat er dann souverän gestaltet und mit 8,02 Metern die zweitbeste Qualifikationsweite erzielt. Im Finale sprang er nach 7,90 Metern im ersten Versuch direkt 8,13 Meter im zweiten. Zwischenzeitlich war er Dritter, da der Ukrainer Serhii Nykyforov ebenfalls 8,13 Meter gesprungen war.

Im vierten Versuch ist Fabian wieder über acht Meter gesprungen, angezeigt wurden aber nur 7,77 Meter. Gemessen wurde nicht sein letzter Abdruck, sondern ein Schatten, viel später wurde nach einem Protest die richtige Weite von 8,02 Metern nachgetragen. Fabian ließ sich nicht beirren und sprang im letzten Versuch noch einmal 8,13 Meter. Das war ein besonderes Highlight. Ein weiteres Highlight ist natürlich der erste Platz durch Nick Schmal bei der U18-EM.

Worin sehen sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit der WM in Doha 2018?

Uwe Florczak:

Die Jungs haben gezeigt, dass sie auf einem guten Weg sind. Ich hatte bereits im letzten Jahr gesagt, dass wir richtig viel Potenzial im Männer-Weitsprung haben. In diesem Jahr haben die Athleten angedeutet, was möglich ist.

Um allerdings weltweit mithalten zu können, müssen wir uns noch deutlich steigern. Weltweit geht der Weitsprung der Männer gerade durch die Decke mit Athleten wie Juan Miguel Echevarria, Luvo Manyonga und Jianan Wang, um nur drei zu nennen, die Weiten zwischen 8,45 Meter und 8,70 Meter springen können.

Besonders müssen wir lernen, die hohen möglichen Geschwindigkeiten in Weite umzusetzen. Im Moment sind die aussichtsreichsten Kandidaten für die WM in Doha: Fabian Heinle, Julian Howard, Stephan Hartmann und Max Entholzner.

Internationale Erfolge 2018

Medaillen(Weitere) Final-Platzierungen
EMSilber Fabian Heinle –
Hallen-WM

 –

 –
U20-WM –  –
U18-EMGold: Nick Schmahl 4. Jaron Boateng
YOG –5. Platz Nick Schmahl

Die deutschen Top Ten 2018

Weitsprung Männer

ZeitNameJahrgangVerein
8,20 mStephan Hartmann1994LG Nord Berlin
8,20 mJulian Howard1989LG Region Karlsruhe
8,13 mFabian Heinle1994VfB Stuttgart 1893
8,01 mItuah Enahoro1997LAV Bayer Uerdingen/Dormagen
7,96 mMaximilian Entholzner19941. FC Passau
7,82 mGianluca Puglisi1996Königsteiner LV
7,72 mPhilipp Menn1995LG Kindelsberg Kreuztal
7,66 mVincent Vogel1994LAC Erdgas Chemnitz
7,64 mPhilipp Menn1995LG Kindelsberg Kreuztal
7,64 mMax Kottmann 1992VfB Stuttgart 1893

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: Weitsprung Männer

Jahr> 8,15
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  1 8,077,967,83
2006  - 7,987,957,83
2007  1 8,148,067,92
2008  1 8,138,067,92
2009  2 8,248,168,04
2010  1 8,178,057,90
2011  2 8,178,107,94
2012  3 8,278,137,93
2013  2 8,218,137,97
2014  2 8,268,147,96
2015  2 8,158,007,83
2016  1 8,057,997,88
2017  1 7,947,887,76
2018  2 8,188,107,90

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen

JahrDeutschlandEuropaDiff.WeltDiff.
2005 8,21 (Winter) 8,31 (Zuskov/UKR) 0,10 8,60 (Philips/USA) 0,39
2006 8,01 (Koenig) 8,41 (Howe/ITA) 0,40 8,56 (Saladino/PAN) 0,55
2007 8,19 (Reif) 8,66 (Tsatoumas/GRE) 0,47 8,66 (Tsatoumas/GRE) 0,47
2008 8,15 (Bayer) 8,44 (Tsatoumas/GRE) 0,29 8,73 (Saladino/PAN) 0,58
2009 8,49 (Bayer) 8,49 (Bayer) 0,00 8,74 (Philips/USA) 0,25
2010 8,47 (Reif) 8,47 (Reif) 0,00 8,47 (Reif)0,00
2011 8,26 (Reif) 8,35 (Tomlinson/GBR) 0,09 8,54 (Watt/USA) 0,28
2012 8,34 (Bayer) 8,51 (Rutherford/GBR) 0,01 8,51 (Rutherford/GBR) 0,01
2013 8,29 (Camara) 8,56 (Menkov/RUS) 0,27 8,56 (Menkov/RUS) 0,27
2014 8,49 (Reif) 8,51 (Rutherford/GBR) 0,02 8,51 (Rutherford/GBR)0,02
2015 8,25 (Heinle) 8,41 (Rutherford/GBR) 0,16 8,52 (Henderson/USA)0,27
2016 8,21 (Camara) 8,44 (Torneus/SWE) 0,23 8,58 (Lawson/USA)0,37
2017 8,15 (Howard) 8,32 (Menkov/RUS/ANA) 0,17 8,65 (Manyonga/RSA)0,50
2018 8,20 (Hartmann&Howard) 8,27 (Juska/CZE) 0,07 8,68 (Echevarria/CUB)0,48

Das fällt auf:

  • Das Leistungsniveau der DLV-Spitze hat sich im EM-Jahr deutlich verbessert, auch weil im Vergleich zu den Vorjahren weniger Athleten mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatten
  • Im europäischen Vergleich mischen die DLV-Athleten vorne mit, dafür steht auch die Silbermedaille von Fabian Heinle bei der EM in Berlin
  • Weltweit streiten sich als Nationen Südafrika, China und die USA um die Vormachtstellung. Fünf US-Amerikaner und jeweils drei Südafrikaner und Chinesen sind 2018 mindestens 8,25 Meter weit gesprungen
  • Juan Miguel Echevarria und Luvo Manyonga sind zusammen in neun Wettkämpfen 8,50 Meter oder weiter gesprungen. Dieses Duell könnte die kommenden Jahre im Weitsprung prägen.

leichtathletik.TV-Clips zum Weitsprung

<link http: www.leichtathletik.de tv disziplinen video-uebersicht disziplin weitsprung btn>WEITSPRUNG 

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

<link news:65569>Sprint – Männer
<link news:65599>Sprint – Frauen
<link news:65581>Langsprint – Männer
<link news:65557>Langsprint – Frauen
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