Der große Disziplin-Check 2016 – Hammerwurf Männer

Das Leichtathletik-Jahr 2016 mit dem Höhepunkt der Olympischen Spiele in Rio ist fast Geschichte. Athleten, Trainer und Fans haben Monate mit großen Erfolgen, aber auch Enttäuschungen hinter sich. Neben dem bunten Sportereignis in Brasilien fanden auch die Europameisterschaften in Amsterdam, die U20-WM in Bydgoszcz sowie die U18-EM in Tiflis mit starker DLV-Beteiligung statt. In unseren rückblickenden Disziplin-Analysen nehmen wir das Abschneiden der verschiedenen Disziplingruppen unter die Lupe. Heute: der Hammerwurf der Männer.

Der Moment des Jahres 2016

Bescheidenheit – in dieser Tugend mussten sich die deutschen Hammerwerfer in diesem Jahr üben. Der große Traum, nach dem Rücktritt des Leverkuseners Markus Esser 2015, wieder international vertreten zu sein, erfüllte sich nicht. Sowohl die Olympia-Norm von 77 Metern, als auch die etwas weichere EM-Norm von 76,50 Metern wurde nicht erreicht.

Bis ins Jahr 1970 muss man die Deutschen Bestenlisten zurückblättern, um eine schwächere Jahresbestleistung als die aus diesem Jahr zu finden. 73,22 Meter weit warf der Deutsche Meister Alexander Ziegler (SV Dischingen) in diesem Sommer. Damals, 1970, warf Walter Schmidt den Hammer 72,92 Meter weit. Bei der Einordnung in das aktuelle internationale Niveau sieht es aber gar nicht so schlecht aus: Die 73,22 von Alexander Ziegler hätten im EM-Finale von Amsterdam sogar für Rang acht gereicht. Zum Olympia-Finale von Rio hätten ihm damit "nur" 25 Zentimeter gefehlt.

Und es gibt unter den jungen Werfern Hoffnung. Der erst 22-jährige Simon Lang (LG Stadtwerke München) hat in diesem Jahr erstmals die 70-Meter geknackt, genau wie der Hannoveraner Alexej Mikhailov, auch erst 20 Jahre alt. Auf ihren Schultern ruhen derzeit die Hoffnungen in dieser Disziplin. 

Die Top Drei

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail alexander-ziegler _blank>Alexander Ziegler

SV Dischingen, 29 Jahre
SB: 73,22 m | PB: 76,29 m (2014)
DM: 1. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 1.
Europäische Bestenliste: 40.
Welt-Jahresbestenlisten: 58.

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail simon-lang _blank>Simon Lang

LG Stadtwerke München, 22 Jahre
SB: 72,61 m | PB: 72,61 m (2016)
DM: 6. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 2.
Europäische Bestenliste: 45.
Welt-Jahresbestenlisten: 65.

Paul Hützen

TSV Bayer 04 Leverkusen, 25 Jahre
SB: 70,56 m | PB: 70,56 m (2016)
DM: 3. Platz
DLV-Jahresbestenliste: 7.
Europäische Bestenliste: 63.
Welt-Jahresbestenlisten: 102.

Internationale Top Acht-Platzierungen 2016

Olympische Spiele: keine
EM: keine
U20-WM: keine
U18-EM: keine

Der Hoffnungsträger

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail alexej-mikhailov _blank>Alexej Mikhailov
Hannover 96, 20 Jahre
SB/PB: 70,58 m (2016)

Es war der Wurf in die richtige Richtung. Bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Wattenscheid gelang dem gerade erst 20-jährigen Alexej Mikhailov sein erster Wurf mit dem Männer-Hammer (7,26 kg) über die in dieser Alterskategorie magische 70-Meter-Marke. In diesem Sommer stand für ihn keine internationale Meisterschaft ein, aber schon im kommenden Jahr will er erstmalig U23-EM-Luft schuppern.

Fazit des Bundestrainers

Helge Zöllkau, wie fällt Ihre Bilanz für das Olympia-Jahr 2016 aus?

Helge Zöllkau:

Wir hatten in diesem Jahr einige gute Entwicklungen durch unsere Athleten, wie zum Beispiel von Simon Lang mit neuer Bestleistung von 72,61 Metern und Alexej Mikhailov mit 70,58 Metern. Das klingt erstmal nicht besonders, ist aber für beide Athleten ein wichtiger Schritt in Richtung der zukünftig international zu lösenden Aufgaben. Es ist schade, dass wir auch in diesem Jahr wieder keinen Athleten zur EM und auch nicht nach Rio schicken konnten. Das ist vor allem bedauerlich, wenn man die Ergebnisse im Finale betrachtet. Hier wäre man mit der in Deutschland für die internationalen Wettkämpfe festgelegten Norm immer im Finale gewesen.  

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Helge Zöllkau:

National die Bestleistung von Simon Lang. Er hatte sich zuvor zwei Jahre lang mit den 70 Metern rumgeärgert. Jetzt ist bei ihm endlich der Knoten geplatzt.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison?

Helge Zöllkau:

Im nächsten Jahr haben wir sozusagen drei Höhepunkte, auf die wir uns vorbereiten, angefangen mit der Team-EM, bei der wir durch eine gute Leistung unser angeschlagenes Image wieder in ein besseres Licht rücken wollen. Dann natürlich die Teilnahme an der WM in London: Ein Ziel, das wir nicht aus den Augen verlieren wollen. Und die U23-EM, bei der ein Finalplatz ein schöner Erfolg wäre.

Mit dem IAT in Leipzig und seinen Mitarbeitern haben wir einen wissenschaftlichen Partner, der uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Die im letzten Jahr begonnenen leistungsdiagnostischen Maßnahmen werden auch in diesem Wettkampfjahr eine große Rolle in der Kaderarbeit spielen. Miteinander werfen und vom Anderen lernen, soll ein wichtiger Bestandteil sein. Desweiteren gilt es die Trainer in ihrer Arbeit zu unterstützen, damit sie sich voll auf die Entwicklung ihrer Athleten konzentrieren können und dadurch der Sprung in die internationale Klasse wieder vollzogen werden kann.

Statistik – Das sagen die Zahlen

Die zehn Jahresbesten

73,22 m – Alexander Ziegler (SV Dischingen)
72,61 m – Simon Lang (LG Stadtwerke München)
71,77 m – Garland Porter (LG Eintracht Frankfurt)
71,28 m – Andreas Sahner (LC Rehlingen)
71,02 m – Johannes Bichler (LG Stadtwerke München)
70,58 m – Alexej Mikhailov (Hannover 96)
70,56 m – Paul Hützen (TSV Bayer Leverkusen)
70,13 m – Tristan Schwandke (TV Hindelang)
66,05 m – Sebastian Lenz (LG Eintracht Frankfurt)
65,34 m – Jack Dalton (AUS/TSV Bayer Leverkusen)

Entwicklung des Spitzenniveaus

Das fällt auf

• Der Zehnerschnitt ist der niedrigste seit der Wiedervereinigung 1991.
• Auch die Deutsche Jahresbestleistung von 73,22 Metern ist auf dem niedrigsten Wert seit 1970. Es kann also nur aufwärts gehen.

Entwicklung Jahresbestleistungen