Denise Krebs erlebte 2013 ein Seuchenjahr. Hüftprobleme, Knieschmerzen, ein Skiunfall und schließlich auch noch der Anriss der Plantarsehne im DM-Endlauf in Ulm – die 26-Jährige ließ nichts aus. In diesem Jahr kann es eigentlich nur besser werden. Mit Silber bei den Hallentitelkämpfen in Leipzig machte Krebs einen ersten Schritt zurück in die Spitze.
Mit dem Laufen ist es ein bisschen wie mit dem Fahrradfahren. Man verlernt es niemals so ganz, aber es sieht anfangs auch nicht gerade elegant aus, wenn man es längere Zeit nicht gemacht hat. Diese Erfahrung musste auch Mittelstrecklerin Denise Krebs vom TV Wattenscheid 01 machen, als sie im Februar bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig an den Start ging. Es war erst ihr zweites 1.500-Meter-Rennen in den vergangenen 18 Monaten und das erste seit August 2013.
„Die Routine hat noch ein bisschen gefehlt“, sagte Krebs nach dem Vorlauf, wo sie zum Teil doch weit sehr außen gelaufen war, fernab der Ideallinie. Doch nur einen Tag später war die 26-Jährige bereits wieder voll auf der Höhe. Im Finale hätte es sogar beinahe zum Titel gereicht – es wäre ihr insgesamt fünfter gewesen, der dritte in der Halle nach 2010 und 2011 –, doch Annett Horna (LC Rehlingen) zog auf den letzten 150 Metern im Schlussspurt noch an ihr vorbei. Horna siegte in 4:23,41 Minuten, doch Denise Krebs war auch mit Platz zwei in 4:24,17 Minuten überglücklich.
Harter Wiederbeginn
Noch im Herbst hatte die Wattenscheiderin nicht geglaubt, überhaupt an den Deutschen Hallenmeisterschaften teilnehmen zu können. Nach einer Fußverletzung hatte sie monatelang bloß alternativ trainieren können, auf dem Rennrad oder im Schwimmbecken. „Ich kenne nun alle Schwimmbäder im Ruhrgebiet“, sagt sie. Erst im Oktober war sie wieder langsam ins Lauftraining eingestiegen. Zu Beginn rannte sie nicht mehr als 100 Meter am Stück, dann 200, eine Minute, fünf Minuten.
Das Grundlagentraining lief besser als erwartet, auch wenn Denise Krebs im Januar noch einmal kurzzeitig von einer Lebensmittelvergiftung ausgebremst wurde. Um ihren Fuß zu schonen, läuft sie nun nicht mehr in Mittelstrecken-, sondern in Langstreckenspikes, die eine dickere Sohle haben und mehr Stabilität bieten. Zudem hat sie ihre Trainingsblöcke gesplittet: Sie läuft zwar genauso viele Kilometer in der Woche, verteilt diese aber auf mehr Einheiten – ebenfalls mit Rücksicht auf den Fuß.
Nach ihrer Rückkehr aus der Verletzungspause will sich Denise Krebs nicht einfach hinten anstellen bei der einheimischen Konkurrenz um Annett Horna, Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) und die Zwillinge Diana und Elina Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg). Ihr Anspruch ist es, dorthin zurückzukehren, wo sie in der Vergangenheit schon einmal war: ins DLV-Team für die Europameisterschaften. „Die EM in Zürich ist auf jeden Fall mein großes Ziel“, bekräftigt die gebürtige Heilbronnerin, die 2012 bei der WM in Helsinki (Finnland) das Halbfinale erreichte. „Ich hoffe jetzt einfach, dass das Glück 2014 endlich mal auf meiner Seite ist“, sagt sie.
Verletzungen am laufenden Band
Schlimmer als 2013 kann es für den Schützling von Tono Kirschbaum eigentlich auch nicht mehr kommen. Krebs erlebte vergangene Saison ein echtes Seuchenjahr, das schon im Winter mit Achillessehnenproblemen am linken Fuß und Schmerzen im rechten Knie begonnen hatte. Nach einem Skiunfall, bei dem sie sich eine Handverletzung zuzog, musste sie die Hallensaison absagen und bis Ende März eine Schiene tragen. Im Sommer folgten Hüftprobleme und schließlich als Tiefpunkt bei den Deutschen Meisterschaften der Anriss der Plantarsehne im linken Fuß 300 Meter vor dem Ziel.
Zwar rettete sie noch die Bronzemedaille, doch es war bloß ein schwacher Trost. „Im vergangenen Jahr ging es wirklich Schlag auf Schlag“, seufzt Denise Krebs. „Immer, wenn ich wieder im Training war und dachte, dass es jetzt endlich wieder bergauf geht, kam auch schon der nächste Rückschlag.“ Hinzu kamen familiäre Schicksalsschläge. „Das zehrt schon an einem“, sagt die Läuferin. Die einzige gute Nachricht ereilte sie im Oktober 2013, als bekannt wurde, dass sie nachträglich auf den Bronzerang bei der Universiade 2011 vorrückt, weil zwei vor ihr liegende Russinnen wegen Dopings gesperrt und deren Ergebnisse annulliert wurden.
Der Denise-Krebs-Stil
„2013 war ein schlimmes Jahr, aber es hat mich auch mental stärker gemacht“, sagt Krebs. Ihre stärkste Waffe hat die 26-Jährige indes nicht verloren: ihren Kick, den unwiderstehlichen Antritt auf der Schlussrunde. Die Konkurrenz spricht halb bewundernd, halb verächtlich vom „Denise-Krebs-Stil“ – sich lange zurückhalten und erst spät den Spurt anziehen. Die Ruhrpottlerin nimmt es als Kompliment und erwidert trocken: „Hinten raus bin ich halt nicht die Langsamste.“
Bei den Hallentitelkämpfen in Leipzig wurde Krebs zwar von Annett Horna mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Die Siegerin wusste jedoch, wem sie die Goldtaktik zu verdanken hatte. Lachend nahm sie Denise Krebs in den Arm und sagte: „Sie hat es mir ja selbst beigebracht.“
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Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift