| U20-WM

Bydgoszcz Tag 3 – Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Das polnische Bydgoszcz empfängt vom 19. bis zum 24. Juli die besten Nachwuchsathleten der Welt. Wie sich die DLV-Talente bei den U20-Weltmeisterschaften in den Vorrunden geschlagen haben, lesen Sie hier.
Silke Morrissey

<link btn>U20-WM 2016 kompakt

MÄNNLICHE JUGEND U20 

200 Meter Vorläufe

Roger Gurski pfeilschnell

„Reicht, oder?“ sagte Roger Gurski (LG Rhein-Wied) mit einem Augenzwinkern, nachdem er sich im Zelt hinter der Mixed Zone die Spikes aus- und die Turnschuhe wieder angezogen hatte. Und ob das reichte! Mit einer gewohnt starken Kurve bog er auf Bahn zwei gestartet sogar als Erster seines Vorlaufs auf die Zielgerade ein. Dort konnte ihn nur noch der Südafrikaner Tlotliso Leotlela (20,63 sec), ausgestattet mit einer Bestzeit von 20,47 Sekunden, überflügeln. Die Bestzeit von Roger Gurski steht nach diesem Vorlauf bei glänzenden 20,73 Sekunden.

Von Zufriedenheit aber keine Spur. „Den Start habe ich verschlafen“, sagte er. Und: „Ich bin hinten raus ganz schön eingegangen.“ Als der Südafrikaner aufschloss habe er sich gedacht: „Naja, läufste einfach mit. Für das Halbfinale wird das trotzdem reichen.“ Da sieht er für Donnerstag, 18:30 Uhr noch Luft nach oben: „Das geht noch besser!“ erklärte er. Eine Visitenkarte an die Konkurrenz hat er schon mal abgegeben. Nur zwei Athleten konnten eine bessere Vorlauf-Zeit erzielten als der Rheinländer mit Wurzeln in Kasachstan.

200 Meter Halbfinale

Finale! Roger Gurski setzt noch einen drauf

„Ich habe einfach das gemacht, was mein Trainer mir gesagt hat: locker bleiben.“ – Wenn das nur immer so einfach wäre! Aber bei Roger Gurski (LG Rhein-Wied) sah es tatsächlich so aus. Der 19-Jährige zeigte erneut eine fantastische erste Rennhälfte und kam als Erster auf die Zielgerade. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man rechts und links keinen neben sich sieht und weiß: Wenn ich das Ding nach Hause bringe, stehe ich im Finale!“

Mit dem Südafrikaner Clarence Munyai (20,54 sec) konnte schließlich doch noch ein Sprinter vorbei ziehen. Aber Roger Gurski ließ sich nicht beirren, zog sein Rennen durch und konnte die weitere Konkurrenz in Schach halten. Seine Zeit: starke 20,64 Sekunden – wieder Bestzeit. Mit dieser Leistung wandelt er in den Spuren des Leipzigers Robert Hering, der 2009 als 19-Jähriger in 20,41 Sekunden Deutscher Meister wurde – seitdem war kein deutscher U20-Athlet schneller.

Im Finale folgt nun am Freitag die Kür. „Das war schon hart jetzt. Ich glaube, schneller wird es nicht noch mal“, sagte Roger Gurski. „Aber mal sehen. Ich will einfach nur Spaß haben. Und vielleicht geht dann ja doch noch was…“ Verstecken braucht er sich jedenfalls nicht: Die 20,64 Sekunden war die drittbeste Zeit aller Halbfinalisten.

3.000 Meter Hindernis Vorläufe

Lennart Mesecke und Jannik Seelhöfer tun sich schwer

Die Konkurrenz war hochkarätig, die Temperaturen im Stadion von Bydgoszcz schon deutlich über 25 Grad, die Beine der deutschen Hindernisläufer schwer: Lennart Mesecke (LG Nord Berlin) und Jannik Seelhöfer (SC Melle 03) haben am Donnerstagvormittag den Einzug in das Finale der besten 15 verpasst.

Lennart Mesecke konnte sich als Siebter des ersten Vorlaufs (8:57,61 min) noch zehn Minuten Hoffnung auf einen Platz unter den fünf zeitschnellsten Läufern machen. Als dann aber die Konkurrenz nach Lauf zwei im Ziel waren stand fest: Rund vier Sekunden fehlten zum Finale. „Ich bin nicht so zufrieden mit dem Lauf“, sagte er, „in so einem großen Pulk ist das schon was anderes, da wird viel gerempelt, ich habe die Hindernisse spät gesehen.“ Schwer wurde es auf dem schnellen letzten Kilometer und dann besonders auf der Zielgeraden. „Das letzte Hindernis kam mir auf einmal viel größer vor…“, musste er feststellen.

Jannik Seelhöfer (9:03,37 min) hatte den schnelleren Vorlauf erwischt und das Pech, dass er keinen Athleten mit einem ähnlichen Tempo im Feld hatte, nachdem vorne eine fünfköpfige Spitzengruppe aufs Tempo gedrückt hatte und das Feld in die Länge zog. So drehte er auf Rang zehn relativ einsam seine Runden. Der mit deutlichem Vorsprung vor ihm auf Platz neun einlaufende Algerier Ahmed Saidia (8:53,98 min) war der Letzte, der über die Zeit ins Finale einzog. 

 

WEIBLICHE JUGEND U20 

100 Meter Halbfinale

Katrin Fehm schrammt am Finale vorbei

Dritte im Halbfinale von U20-Weltmeisterschaften: Katrin Fehm (SG Siemens Amberg) schlug sich als Athletin des jüngeren U20-Jahrgangs im Vergleich mit der Weltelite achtbar. In 11,59 Sekunden musste sie nach dem ersten von drei Rennen darauf hoffen, dass sie als eine von zwei Zeitschnellsten vielleicht doch noch das Finale erreichen würde. „Ich glaube, das reicht nicht“, sagte sie voraus. Sie sollte Recht behalten – hätte sich wahrscheinlich aber zu dem Zeitpunkt nicht ausgemalt, dass nur eine Hundertstel sie schließlich von der Runde der besten Acht trennen würde. „Das Rennen war scheiße, hinten raus bin ich zu fest geworden“, fällte sie ein kritisches Urteil über ihren Auftritt. "Dabei war ich diesmal wirklich klar im Kopf."

Auch Chantal Butzek (LC Paderborn) konnte im dritten von drei Halbfinals nicht das abrufen, was sie sich vorgenommen hatte. „Beim Aufwärmen hatte ich noch einen super Probestart“, berichtete sie. Als es ernst wurde, erwischte sie schon den ersten Schritt nicht und war viel zu früh aufrecht. Mit einer ordentlichen zweiten Rennhälfte kam sie nach 11,73 Sekunden als Sechste ein. „Naja, das Halbfinale war erstmal mein Ziel, alles andere wäre das i-Tüpfelchen gewesen“, bilanzierte sie.

400 Meter Hürden Halbfinale

Nächste Glanzvorstellung von Eileen Demes

Eileen Demes (TV Neu-Isenburg) ist einfach in starker Form! Schon im Vorlauf hatte sie als souveräne Siegerin in 57,77 Sekunden eine neue Bestzeit verbucht. Im Halbfinale setzte sie noch mal einen drauf: In 57,13 Sekunden pulverisierte sie ihren nur einen Tag alten Hausrekord und zog als Siegerin ihres Rennens mit der zweitschnellsten Zeit aller Teilnehmerinnen ins Finale ein.

„Besser hätte es nicht laufen können!“ strahlte sie anschließend – obwohl der Lauf gefühlt weniger rund war als der Aufgalopp im Vorlauf. „Ich war einfach angespannter“, erklärte sie. Als sie aber an der letzten Hürde merkte, dass die führende Kanadierin Xahria Santiago (57,32 sec) noch nicht enteilt war, packte sie noch eine Schippe drauf und holte sich sogar den Halbfinal-Sieg. Jetzt müssen die Ziele neu gesteckt werden. „Eigentlich hatte ich mir nur vorgenommen, ins Finale zu kommen“, sagte Eileen Demes. „Aber ein bisschen darf man ja jetzt schon träumen…“ Zu Recht: Nur die US-Amerikanerin Anna Cockrell (56,10 sec) scheint dem Rest der Konkurrenz deutlich voraus zu sein.

Im letzten Halbfinale zeigte auch Karoline Maria Sauer (TV Gomaringen) ein gutes Rennen. Mit einer Bestzeit von 58,46 Sekunden war sie erst bei der Junioren-Gala in Mannheim auf den Zug nach Bydgoszcz aufgesprungen, es war ihr erstes Rennen unter 60 Sekunden. Nun lieferte sie bei der U20-WM sogar zwei an der Zahl. Erst im Vorlauf (59,37 sec) und dann im Halbfinale, wo sie in 59,15 Sekunden Fünfte wurde. Für das Finale reichte das aber nicht.

Weitsprung Qualifikation

Beide Weitspringerinnen mit großem Q im Finale

6,25 Meter waren für den direkten Final-Einzug gefordert. „Das ist schon recht weit“, war im Vorfeld die Einschätzung von Sophie Weißenberg (SC Neubrandenburg), die sich zwar jüngst in Mannheim auf starke 6,49 Meter gesteigert hatte, diese Leistung aber auch erst einmal bestätigen musste.

Dass dieser Satz keine Eintagsfliege war, zeigte sie in Bydgoszcz in der Qualifikation: Auf 6,21 Meter ließ sie im zweiten Versuch 6,34 Meter folgen – das Finale war perfekt. „Das Einspringen war schon total gut, das ging total nach oben“, sagte sie. Das nahm die Aufregung, der 6,21 Meter-Sprung brachte die Vorahnung, dass es reichen würde, der zweite Versuch die Erlösung. "Das Finale war das Ziel – jetzt bin ich erstmal entspannter!"

Auch Anna Bühler gelang mit 6,20 Metern ein ähnlich starker Einstieg in den Wettbewerb. Nach Ende der Qualifikation stand fest, dass auch diese Weite schon für die Top Zwölf gereicht hätte. Doch die Weitspringerin von der Unterländer LG konnte ebenfalls noch draufpacken und setzte in Runde drei eine Punktlandung auf 6,25 Meter. Damit zeigten die DLV-Athletinnen die erst- und fünftbesten Weiten der Konkurrenz. Eine glänzende Ausgangsposition für das Finale am Freitag.

Hammerwurf Qualifikation

Michelle Döpke fehlen 24 Zentimeter

Sie hatte vom Finaleinzug geträumt – und konnte diesen Traum nach Ende der Qualifikationsgruppe A noch ein wenig weiter träumen. Mit einem Wurf auf 58,63 Metern hatte Michelle Döpke (Leichlinger TV) zwar die direkte Qualifikations-Marke von 61,50 Metern verpasst. Aber als Siebte dieser Gruppe lag sie durchaus noch an aussichtsreicher Position.

„Die Weite war okay, aber ich bin hinten nicht richtig drauf gekommen. Sonst wäre der Hammer sicher noch einen Meter weiter geflogen“, berichtete die 18-Jährige, die in Bydgoszcz Unterstützung von ihrem Heimtrainer Kurt Benner hatte. „Der Ring war auch relativ langsam, es war schwierig rumzukommen.“

Damit taten sich auch andere Athletinnen in Gruppe A schwer – in Gruppe B gab’s dann aber doch weitere sieben Werferinnen, die die Marke von Michelle Döpke noch übertrafen. Damit war der Traum von den Top Zwölf ausgeträumt, nur 24 Zentimeter fehlten schließlich zum WM-Finale. Den stärksten Eindruck hinterließen eine Finnin: Krista Tervo mit neuem U20-Landesrekord von 64,63 Metern.

 

<link btn>U20-WM 2016 KOMPAKT

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024