| Interview der Woche

Arne Gabius: "Der Wind war unberechenbar"

Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) hat seine durchwachsene Saison 2018, die durch Verletzungsprobleme von mehreren Tiefschlägen geprägt war, mit einem guten Rennen beim Frankfurt Marathon beendet. Mit 2:11:45 Stunden erzielte der 37-Jährige eine deutsche Jahresbestzeit. Im Vorfeld hatte der Deutsche Rekordhalter mit einer Zeit zwischen 2:09 und 2:11 Stunden gerechnet, wurde aber vom starken Wind ausgebremst. Nach dem Rennen zeigte er sich dennoch zufrieden und blickte optimistisch auf das nächste Jahr.
Wolfram Marx

Arne Gabius, es war Ihr vierter Marathon in Frankfurt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Rennen und Ihrem Ergebnis?

Arne Gabius:

Ich bin super zufrieden, es war ein gutes Rennen, besonders nach diesem schwierigen Jahr. Es hat Spaß gemacht, obwohl es bei dem starken Wind nicht einfach war.

Sie hatten mit Richard Ringer einen Tempomacher, der ja ein sehr guter 5.000- und 10.000-Meter-Läufer ist. Sie sind keine Trainingspartner, wie ist es denn zu dem gemeinsamen Rennen gekommen?

Arne Gabius:

Wir haben zum ersten Mal vor zwei Monaten im Trainingslager in der Schweiz darüber gesprochen, aber noch nichts ausgemacht. Richard ist eine gute Zeit über 10.000 Meter gelaufen, da wollte ich ihn fragen. Dann haben wir vor zwei Wochen nochmal gesprochen. Er hat einen super Job gemacht und ist konstant gelaufen, das hat perfekt gepasst.

Richard Ringer sollte ja eigentlich nur bis zur Halbmarathon-Marke laufen, ist dann aber bis Kilometer 31 dabei geblieben. Hatten Sie das vor dem Start noch anders abgestimmt oder erst während des Rennens?

Arne Gabius:

Das passierte erst im Rennen. Nachdem der erste Tempomacher, der länger drin bleiben sollte, nach der Hälfte ausgestiegen ist, hat Richard entschieden, länger zu laufen. Der zweite Pacemaker ist wie geplant bei Kilometer 25 ausgestiegen, Richard ist weiterhin dringeblieben. Ein Kompliment an ihn, ich bin ihm sehr dankbar.

Hat Richard Ringer Potenzial als Marathonläufer?

Arne Gabius:

Auf jeden Fall! Er hat einen tollen Schritt und viel Potenzial für die Straße. Er sollte überlegen, auf die Straße zu wechseln und damit nicht zu lange warten. Ich kann verstehen, wenn er die 5.000 Meter laufen will, ich war ja auch ein wenig „5.000 Meter-affin“ (lacht). Er hat beste Grundlagen, tolle Zeiten über 5.000 und 10.000 Meter, bringt die Schnelligkeit mit. Er kann sich mit einem Halbmarathon heranpirschen, im Frühjahr will er ja einen Halbmarathon laufen. Dann hat er im Herbst in Deutschland gute Möglichkeiten für einen Marathon. Wenn er wechselt, muss ich aber vorher Gas geben und meinen deutschen Rekord hochschrauben.

Nochmal zurück zum Rennen. Ab Kilometer 31 waren Sie alleine auf der Strecke ohne irgendeine Begleitung. Wie war das Rennen in diesem letzten Abschnitt bis zum Ziel in der Festhalle, besonders bei dem starken Wind?

Arne Gabius:

Die Bedingungen waren sehr schwer einzuschätzen. Der Wind war sehr stark und wechselte ständig, es war auch relativ kalt. Zwischen Kilometer 30 und 40 habe ich verloren. Aber ich hatte mir vorgenommen, in die Festhalle zu laufen. Ich habe auf dem letzten Kilometer Vincent Yator vor mir gesehen und wollte ihn noch einholen. Es hat dann kurz vor der Festhalle geklappt und er konnte nicht dagegen halten, das hat nochmal einen Push gegeben, zum Abschluss hat das genau gepasst. Ich habe mich auf die letzten Kilometer und die Festhalle gefreut. Du weißt, alle warten dort auf dich. Es ist das Größte, dort einzulaufen!

Sie hatten dieses Jahr nur wenige Wettkämpfe und es als Übergangsjahr eingestuft. Mit welchen Erwartungen sind Sie ins Rennen gegangen?

Arne Gabius:

Nach einem so schweren Jahr war es ein tolles Rennen. Ich hatte dieses Jahr nur wenig Wettkampferfahrung. Nachdem ich einige Lücken im Training hatte, habe ich das Training gar nicht aufgeschrieben, aber die guten Tage haben insgesamt doch überwogen. Die ersten fünf Kilometer heute waren schwer, die nächsten zwei extrem langsam, nach Kilometer sieben lief es dann gut und ich hatte ein sehr gutes Renngefühl. Allerdings war der Wind unberechenbar und hat Kraft gekostet. Ich bin zufrieden, wie das Rennen gelaufen ist, vor allem bei der schwierigen Vorbereitung.

Sie haben gesagt, dass Sie in Doha bei der WM 2019 im Marathon nicht an den Start gehen werden. Kommt dort vielleicht nochmal ein Start über 10.000 Meter in Frage, wie Sie es ja für die EM in Berlin im vergangenen Sommer geplant hatten?

Arne Gabius:

Die 10.000 Meter in Doha sind für mich kein Thema. Mit dem neuen Punktesystem ist es schwierig mit der Qualifikation. Die Rennen, in denen entsprechende Zeiten gelaufen werden können, fehlen. Hier müssen auch die Verbände aktiv werden, mit den Veranstaltern kooperieren und solche Rennen ermöglichen. Im Frühjahr will ich einen der drei Marathons laufen, bei denen ich ausgestiegen bin, Hannover, Boston oder London. Das Laufen in Frankfurt hat Spaß gemacht, ich will auf jeden Fall weiter machen.

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