| Jugend-Hallen-DM

Dortmund am Sonntag | Anna-Elisabeth Ehlers hebt ab, Triple für Sherin Kimuanga

© Dirk Gantenberg
In acht Wettbewerben wurden am Sonntag in der Helmut-Körnig-Halle von Dortmund die Deutschen Jugend-Hallenmeisterinnen des Jahres 2025 gekürt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wer sich im Kampf um die Medaillen durchsetzen konnte.
Svenja Sapper

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Dortmund am Sonntag | Die Entscheidungen der männlichen Jugend


200 Meter

Sherin Kimuanga wieder phänomenal

Das 200-Meter-Finale konnte mit starker Besetzung aufwarten: 60-Meter-Siegerin Sherin Kimuanga (SC DHfK Leipzig). Die U20-Europarekordlerin über 400 Meter Johanna Martin. Die U18-EM-Dritte Pauline Richter (beide 1. LAV Rostock). Und U20-WM-Halbfinalistin Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz). Und alle vier Sprinterinnen, so viel sei vorweggenommen, verließen mit neuen Bestzeiten die Bahn. Von Beginn an machte Sherin Kimuanga mächtig Druck, am Ende kam Johanna Martin stark auf, konnte die Leipzigerin aber nicht mehr abfangen. 

23,53 Sekunden wurden für die Siegerin gestoppt – die stärkste Hallen-Zeit einer deutschen U20-Athletin seit 2006, damals war mit Juliane Stolle ebenfalls eine Leipzigerin noch eine Hundertstel schneller gewesen. Johanna Martin lieferte in 23,65 Sekunden ebenfalls eine Top-Zeit ab, und auch Judith Bilepo Mokobe (23,79 sec) blieb als Bronzemedaillengewinnerin deutlich unter 24 Sekunden, Pauline Richter (24,05 sec) mit Hallen-Bestzeit knapp darüber. 

"Ich bin total überrascht!", staunte Sherin Kimuanga. "Es stand letzte Woche noch gar nicht fest, dass ich die 200 Meter hier laufe. Mein Körper hat die Belastung gestern und heute gut weggesteckt." Anschließend verabschiedete sich sich zur Physiotherapie, um wenige Stunden später wieder fit zu sein für den Start mit der 4x200-Meter-Staffel, mit der sie ihren Dreifachsieg in Dortmund perfekt machte.


400 Meter

Luna Fischer siegt mit deutlichem Vorsprung

Einen starken Eindruck hinterließ im 400-Meter-Finale Luna Fischer (VfL Eintracht Hannover). Die 17-Jährige ging das Rennen zügig an und konnte rasch einen deutlichen Vorsprung auf die Verfolgerinnen herauslaufen. In 54,56 Sekunden sicherte sie sich den Titel – nur sechs Hundertstel über ihrer Bestzeit. "Hintenraus war es schon härter als gestern", befand sie, "aber es hat Spaß gemacht und die Anstrengung merkt man ja erst danach."

Vor allem mit dem Titel war sie "super zufrieden". "Von der Zeit her hätte ich es gern schneller gehabt, weil ich weiß, dass ich noch schneller kann", sagte sie. Eine Chance auf die nächste starke Zeit hat sie am kommenden Wochenende bei der Hallen-DM an selber Stelle. Ob sie über 200 oder über 400 Meter antritt, stehe jedoch noch nicht fest. 

Silber gewann mit 55,87 Sekunden Liv Grete Büchner (Dresdner SC 1898) vor Lois Amoako (Neuköllner SF), welche die 56-Sekunden-Marke um eine Hundertstel unterbieten konnte. 


800 Meter

Jana Becker im Alleingang zum Hattrick

Mit dem Titel allein wollte sich Jana Becker (Königsteiner LV) nicht zufriedengeben. Kaum war der Startschuss gefallen, stürmte die 18-Jährige der Konkurrenz schon davon. Angefeuert von Trainer Benjamin Stalf, rannte sie nicht nur gegen ihre neun Kontrahentinnen, sondern auch gegen die Uhr. Und so war sie nach dem Zieleinlauf nicht unbedingt glücklich mit ihren 2:07,21 Minuten. "Ich weiß, ich sollte mich eigentlich freuen, aber ich ärgere mich doch über die Zeit. Ich hatte mir schon vorgenommen, deutlich schneller zu laufen", gestand sie anschließend. 

Gern hätte Jana Becker die neun Jahre alte deutsche U20-Bestleistung angegriffen, die Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2:03,37 min) in der Helmut-Körnig-Halle, auch der Austragungsort der diesjährigen Meisterschaften, gelaufen war. Sie wusste aber auch: "Im Alleingang ist das einfach schwer." Dass die Hessin im Feld der 800-Meter-Läuferinnen, in dem mit Paula Terhorst (VfL Löningen) die wohl stärkste Konkurrentin fehlte, eine Klasse für sich war, untermauerte der Abstand zur Konkurrenz: Silber wurde für 2:12,01 Minuten an Amelie Tortell (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) vergeben, Bronze für 2:12,49 Minuten an Helena Guttke (Erfurter LAC). Beide gehören, wie die meisten Athletinnen im 800-Meter-Finale, noch der U18 an. 

Für Jana Becker war der Sieg in Dortmund sogar gleichbedeutend mit dem dritten deutschen U20-Hallentitel in Folge. Bereits vor drei Jahren, als 15-Jährige, hatte sie in einer Tausendstel-Entscheidung um den Sieg die Silbermedaille gewonnen. Eine Konstanz auf hohem Niveau, die nur wenige Talente aufweisen können. Nach dem U20-Rennen folgt in der kommenden Woche, erneut in Dortmund, das Kräftemessen mit den weiteren starken 800-Meter-Läuferinnen Deutschlands. 


1.500 Meter

Lera Miller mit unwiderstehlicher Schlussrunde

"Do it one more time", schallte es aus den Boxen, als die 1.500-Meter-Läuferinnen sich nach ihrem Finale in den Armen lagen. Ein passender Musiktitel: Schließlich hatte Lera Miller (VfL Löningen) kurz zuvor die Titelverteidigung klargemacht – und das in absolut überzeugender Manier. Die ersten Runden hatte sie an den Fersen von Lena Rossmanith (TSV Marktoberdorf) zurückgelegt, bevor sie vier Runden vor Schluss das Zepter selbst in die Hand nahm. Als die Glocke ertönte, folgte dann ein unwiderstehlicher Antritt der 17-Jährigen, die dem Feld deutlich davonzog. 

4:27,68 Minuten brachten den souveränen Sieg für die U20-WM-Finalistin, die sich in der kommenden Woche der Konkurrenz bei den Erwachsenen stellen will. "Nachdem ich im Vorlauf von vorn gelaufen bin, wollte ich mich heute ein bisschen zurückhalten und voll auf die Schlussrunde setzen", berichtete sie. Selbstvertrauen hatte unter anderem die Bestzeit gegeben, die Lera Miller beim Indoor Meeting in Erfurt bis auf 4:18,53 Minuten gesteigert hatte. Über Silber jubelte Anna Malena Wolff López (Braunschweiger Laufclub; 4:30,05 min), die zugleich den Doppelsieg für Niedersachsen perfekt machte. Bronze gewann die Vorjahreszweite Jule Lindner (LG Bamberg; 4:31,84 min). 


3.000 Meter

Die nächste Julia-Ehrle-Show

Von vorn laufen. Dafür ist Julia Ehrle (LG Farbtex Nordschwarzwald) bekannt. Und das praktizierte sie auch im 3.000-Meter-Finale von Dortmund über weite Strecken. Mit Erfolg: Bereits vier Runden vor Schluss begann die U18-EM-Zweite, die ersten Kontrahentinnen zu überholen. In dominanter Manier schnappte sich die Langstrecklerin mit 9:26,40 Minuten den Titel. "Wenn man merkt, dass man vorne ist, hat man noch mehr Motivation und will unbedingt noch schneller sein", erklärte die 17-Jährige ihre Vorliebe für das "Frontrunning". 

Die zweite Medaille binnen drei Stunden errang Jule Lindner (LG Bamberg). In 9:50,61 Minuten konnte die Dritte über 1.500 Meter U18-Athletin Ada Werner in Schach halten. Der Berlinerin blieb in 9:55,65 Minuten Bronze. 


4x200 Meter

Drittes Gold für Sprintkönigin Sherin Kimuanga

Zum Abschluss der Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften wurde es noch einmal laut in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle. Auf dem Programm standen die Läufe über 4x200 Meter – bei jeder Meisterschaft ein sportliches wie emotionales Highlight. Spannend blieb es bis zum Schluss, denn die Siegerstaffel des SC DHfK Leipzig lief in 1:37,28 Minuten erst im fünften und letzten Zeitlauf. Angeführt von Sprintkönigin Sherin Kimuanga, die bereits Gold über 60 Meter und 200 Meter gewonnen hatte, trugen Mia Besser, Charlotte Wasser und Lilly Heilmann zu dem Erfolg bei.

Silber gab es für die Titelverteidigerinnen der StG USC Mainz/LC Bingen (1:37,97 min) mit Judith Bilepo Mokobe, Mia Louisa Schmitz, Mara Sophie Schmitz und Linda Zoè Amoikon. Auf den Bronzerang lief die Staffel der Neuköllner SF (1:38,76 min) mit Johanna Gierer, Lilith Belau, Munachimso Chikezie und Lois Amoako.


Hochsprung

Anna-Elisabeth Ehlers holt sich den nächsten Titel

Erst eine Woche ist es her, dass Anna-Elisabeth Ehlers in Frankfurt den deutschen U20-Titel im Hallen-Fünfkampf gewonnen hatte. Ihre Glanzleistung vor Wochenfrist: 1,84 Meter im Hochsprung. Und auf diese Leistung konnte sie am Sonntag in Dortmund noch eine Schippe drauflegen: Gleich im ersten Versuch überwand die junge Leverkusenerin 1,85 Meter. Zuvor hatte sie nach zwei Fehlversuchen bei 1,83 Metern "gepokert" und alles auf ihren einzigen verbliebenen Versuch über 1,85 Meter gesetzt. "Ich war supernervös", verriet sie später. "Aber mein Trainer meinte, ich schaffe das – und ich hab's geschafft!"

Damit hielt sie U20-WM-Teilnehmerin Ella Obeta (LG Eckental) in Schach, die in ihrem erst zweiten Hallen-Wettkampf in dieser Saison 1,83 Meter überquerte – neue Hallen-Bestleistung und nur einen Zentimeter unter ihrer Freiluft-Bestmarke. Bronze ging an Dorothea Gantert (SpVg Laatzen; 1,75 m) vor der höhengleichen Anna Amalia Riechel (LG Ohra Energie). 


Weitsprung

Lena Anochili verwandelt Silber in Gold

Am Samstag hatte Lena Anochili (Hamburger SV) bereits mit Silber über 60 Meter geglänzt. Diese Medaille konnte sie am Sonntag im Weitsprung vergolden. Allerdings war dafür Nervenstärke gefragt, denn nach fünf Durchgängen hatte die junge Hamburgerin die Sechs-Meter-Marke noch nicht geknackt, ihre Kontrahentinnen Nelly Sohn (LG Staufen; 6,05 m) und Caroline Freitag (SV Halle; 6,01 m) dagegen schon. Und dann flog auch noch Hochsprung-Siegerin Anna-Elisabeth Ehlers bis auf die neue Bestweite von 6,07 Metern und übernahm, für sie selbst durchaus überraschend ("Ich hatte mir die Top Acht vorgenommen"), die Führung. 

Doch ohne Weitsprung-Medaille wollte Lena Anochili nicht nach Hause fahren. Und so mobilisierte sie im finalen Durchgang noch einmal alle Kräfte – und landete erst bei 6,11 Metern im Sand. Nach Doppel-Gold bei der U18-DM im vergangenen Sommer nun der erste nationale Titel in der U20 für die 17-Jährige. "Jetzt fühlen sich meine Beine doch ganz schön schwer an", gestand sie anschließend. "Nach dem letzten Sprung sind schon ein paar Tonnen von mir abgefallen, deshalb habe ich auch den lauten Freudenschrei ausgestoßen." Auf ihre Medaillen über 60 Meter und im Weitsprung war sie gleichermaßen stolz. 

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