Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch hat sich im Anschluss an die olympische Saison vom Leistungssport verabschiedet. Das bestätigte die 34-Jährige gegenüber der Stuttgarter Zeitung.
Jahrelang hat Marie-Laurence Jungfleisch den deutschen Hochsprung geprägt und zeitweise dominiert. Damit ist jetzt aber Schluss: Die 34-Jährige wird in der kommenden Saison nicht mehr am Anlauf stehen. Die letzten Flüge über die Latte zeigte sie im Juli beim Meeting in Heilbronn, wo sie 1,83 Meter meisterte. Höher kam sie in diesem Sommer nicht. „Das ist schon ein bisschen frustrierend gewesen“, sagt Marie-Laurence Jungfleisch der Stuttgarter Zeitung (Mittwoch), „mir hat zunehmend der Anreiz gefehlt.“ Im Japan-Urlaub nach der Saison habe sie dann die Entscheidung getroffen, die Spikes an den Nagel zu hängen.
„Mit 34 Jahren aufzuhören, ist völlig okay“, erklärt sie, „alles fühlt sich komplett richtig an.“ Ursprünglich hatte die Hochspringerin gehofft, sich in ihrer Geburtsstadt Paris (Frankreich) den Traum von einer dritten Olympia-Teilnahme zu verwirklichen. Doch schnell sei absehbar gewesen, dass sich dieser Traum nicht erfüllen würde. Stattdessen fokussierte sich Marie-Laurence Jungfleisch auf ihre berufliche Laufbahn, zurzeit schreibt die Studentin des Grundschullehramts ihre Masterarbeit.
Jahrelang in der Weltspitze
Die erfolgreichsten Jahre ihrer Karriere erlebte die Stuttgarterin zwischen 2014 und 2019. In jedem dieser Jahre überquerte sie Höhen von mindestens 1,96 Meter und mischte in der europäischen und Weltspitze vorn mit. Absolutes Highlight: 2016 und 2017 war, jeweils bei ihrem Lieblingsmeeting in Eberstadt, die magische Zwei-Meter-Marke fällig. Und 2018 gewann sie bei der Heim-EM in Berlin eine umjubelte Bronzemedaille.
Auch auf Weltebene hinterließ Marie-Laurence Jungfleisch mit Platz sechs bei der WM 2015 in Peking (China), Platz sieben bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) und Platz vier bei der WM 2017 in London (Großbritannien) mächtig Eindruck. Zudem räumte sie insgesamt 14 deutsche Meistertitel (acht im Freien, sechs in der Halle) ab, den letzten 2023 in Kassel.
In späteren Karrierejahren begleiteten sie Achillessehnenprobleme, die nie ganz in den Griff zu bekommen waren. Dennoch schaffte sie 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) noch einmal 1,95 Meter und belegte im Finale Platz zehn. Bei der Heim-EM in München 2022 wurde sie Sechste, es war ihr letzter Sprung über 1,90 Meter. Auch das zeichnete Marie-Laurence Jungfleisch aus: Beim internationalen Höhepunkt war sie stets auf den Punkt fit.
Dankbar für schöne Erlebnisse
Sicher auch ein Verdienst ihres langjährigen Trainers Tamas Kiss, der sie 14 Jahre lang betreute. „Tamas hat mich geprägt, immer an mich geglaubt, er ist wie ein zweiter Vater“, sagt die 34-Jährige der Stuttgarter Zeitung über ihren langjährigen Wegbegleiter. „Sie kann über ihre Karriere absolut glücklich sein“, findet der Coach. „Marie hat sich nicht nur sportlich, sondern auch als Persönlichkeit enorm entwickelt. Ich habe mit ihr die schönste Zeit meiner Trainer-Laufbahn erlebt.“
Die schönen Erinnerungen an die gemeinsamen Jahre wird Marie-Laurence Jungfleisch mitnehmen in ihren nächsten Lebensabschnitt, der ganz anders aussehen wird als die sportliche Karriere: Die 34-Jährige ist im fünften Monat schwanger und plant mit ihrem Partner den Umzug ins Eigenheim in der Nähe ihrer Heimat Freiburg. „Für die Zeit im Hochleistungssport bin ich sehr dankbar“, sagt sie der Stuttgarter Zeitung. „Sie hat mein Leben nicht nur bestimmt, sondern auch bereichert. Ich würde alles wieder so machen.“