Bei der Hallen-WM in Glasgow werden am kommenden Wochenende an drei Tagen 26 Titel vergeben. Der DLV ist vor allem in den technischen Disziplinen vertreten. Insgesamt 651 Athletinnen und Athleten aus 133 Ländern haben gemeldet, darunter auch 18, die ihren Titel von vor zwei Jahren verteidigen möchten.
An den drei Wettkampftagen am Wochenende (1. bis 3. März) in Glasgow (Großbritannien) gibt es jeweils eine Vormittags- und eine Nachmittagssession. Der Großteil der Entscheidungen fällt an den Abenden, aber auch an den Vormittagen wird jeweils mindestens ein Finale ausgetragen. Den Auftakt macht das Kugelstoßen der Frauen, gleich mit doppelter DLV-Beteiligung. Auch alle anderen technischen Disziplinen werden ohne Qualifikation durchgeführt. Sechs der sieben DLV-Athletinnen und -Athleten im WM-Team gehen damit gleich im Finale an den Start und haben dabei gute Aussichten auf Top-Acht-Platzierungen.
Allen voran Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) im Kugelstoßen, die in diesem Winter 19-Meter-Weiten stabilisiert hat und mit ihrer neuen Bestleistung von 19,57 Meter an vierter Position der Meldeliste steht. Nach Rang zehn bei der Freiluft-WM im vergangenen Sommer wäre der Einzug in den Endkampf der nächste Schritt in Richtung internationaler Spitze.
Alina Kenzel (VfB Stuttgart) hat sich nach einer krankheitsbedingt schwierigen Zeit eindrucksvoll zurückgemeldet. Eine Weite im Bereich ihrer Hallenbestleistung (18,50 m) könnte für den achten Platz gefragt sein. Um die Medaillen deutet sich ein Dreikampf von Europameisterin Jessica Schilder (Niederlande), der WM-Zweiten Sarah Mitton (Kanada) und Freiluft-Weltmeisterin Chase Jackson (USA) an, die alle in dieser Hallensaison schon die 20 Meter übertroffen haben.
Starker Abschluss einer starken Saison in der Grube?
Sogar mit der zweitbesten Vorleistung der Konkurrenz tritt Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden; 6,91 m) im Weitsprung an. Bei ihren vier Wettkämpfen des Winters hat die 21-Jährige immer mindestens 6,64 Meter erzielt. Beim ISTAF in Düsseldorf und Berlin brauchte sie allerdings jeweils mehr als drei Versuche, um in diesen Topbereich vorzustoßen. Nachdem es im vergangenen Jahr bei Hallen-EM und Freiluft-WM noch nicht fürs Finale gereicht hatte, bietet sich der Aufsteigerin die Chance auf den Endkampf. Nach WM-Silber im vergangenen Sommer will die Jahresbeste Tara Davis-Woodhall (USA) ihren ersten großen Titel erreichen.
Im Weitsprung der Männer hat Simon Batz (MTG Mannheim) eine ebenso starke Saison abgeliefert und sich mit gleich drei Wettkämpfen mit Weiten jenseits der acht Meter seinen WM-Startplatz verdient. Gelingt ihm wieder ein Acht-Meter-Satz, könnte das den Einzug unter die besten Acht bedeuten. Bei seiner ersten internationalen Meisterschaft in der Männerklasse gibt es für den 21-Jährigen außerdem wertvolle Punkte im World Ranking mit Blick auf die Olympia-Qualifikation zu holen. Olympiasieger und Titelverteidiger Miltiádis Tentóglou (Griechenland) dürfte im Kampf um Gold vor allem vom erst 19-jährigen Überflieger Mattia Furlani (Italien) herausgefordert werden.
Seine überraschende Silbermedaille bei der Hallen-WM 2016 war der große Durchbruch von Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) im Dreisprung. Acht Jahre später hat der 27-Jährige bisher eine ähnliche Hallensaison hingelegt wie damals, zum Beispiel mit einer 17 vor dem Komma bei der Hallen-DM (17,03 m). Nur drei Konkurrenten treten in Glasgow mit besseren Vorleistungen an, angeführt von Freiluft-Weltmeister Hugues Fabrice Zango (Burkina Faso; 17,21 m).
Wieder auf den Punkt fit?
Wie es im Hochsprung funktioniert, bei einer WM in die Top Acht zu springen, weiß Christina Honsel (TV Wattenscheid 01). Im vergangenen Sommer in Budapest (Ungarn) hatte sie als Achte überrascht und war nach einer schwierigen Saison auf den Punkt topfit. In diesem Winter lieferte die schon häufig von Fußproblemen ausgebremste Athletin stabile Leistungen ab. Neben der Bestätigung ihres fünften Platzes in der Meldeliste ist auch die Olympia-Norm (1,97 m) ein Ziel. Top-Favoritin ist Titelverteidigerin Yaroslava Mahuchikh (Ukraine).
An seinen Auftritt bei der Hallen-WM vor zwei Jahren in seiner Geburtsstadt Belgrad (Serbien) anknüpfen möchte Sprinter Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München). Mit 6,61 Sekunden im Vorlauf und 6,62 Sekunden im Halbfinale über 60 Meter hatte sich der 26-Jährige teuer verkauft. Mit einem Finaleinzug ist angesichts der Konkurrenz in Glasgow nicht zu rechnen. Neun Athleten im Feld sind in diesem Winter schon schneller gelaufen als die Bestzeit des DLV-Starters (6,56 sec).
Um Gold dürfte es wieder auf einen Showdown zwischen dem amtierenden Dreifach-Weltmeister im Sprint Noah Lyles (USA) und Weltrekordler Christian Coleman (USA) hinauslaufen. Bei den US-Meisterschaften hatte sich Noah Lyles (6,43 sec) mit einer Hundertstel Vorsprung durchgesetzt.
Weltrekord-Duo im Hürdensprint
Über 60 Meter Hürden stellt sich weniger die Frage: Wer gewinnt? Spannender dürfte der Blick auf die Zeit sein. Devynne Charlton (Bahamas; 7,67 sec) bei den Frauen und Grant Holloway (USA; 7,27 sec) bei den Männern haben in diesem Winter schon Weltrekorde aufgestellt. Über 400 Meter ist das Femke Bol (Niederlande; 49,24 sec) gelungen. Da auch in dieser Disziplin in Glasgow innerhalb von zwei Tagen drei Runden zu absolvieren sind, ist eine weitere Steigerung der Ausnahmeläuferin allerdings weniger wahrscheinlich.
Bei den Männern hatte 400-Meter-Hürden-Weltrekordler Karsten Warholm (Norwegen) bei seinem Sieg bei der Hallen-EM in Glasgow 2019 den Hallen-Europarekord über die Flachstrecke (45,05 sec) von Thomas Schönlebe eingestellt. Auch dabei hatte der Norweger schon Vorlauf und Halbfinale in den Beinen. Diesmal reist er allerdings an, ohne vorher einen Hallenwettkampf bestritten zu haben.
Armand Duplantis wieder in Topform
Mit Armand Duplantis (Schweden) und Ryan Crouser (USA) sind im Stabhochsprung und Kugelstoßen die Weltrekordler am Start, die ihre Disziplin seit Jahren dominieren und sich immer wieder selbst übertreffen. Der Stabhochsprung-Star hatte sich zuletzt in Clermont-Ferrand (Frankreich) schon an der neuen Bestmarke von 6,24 Metern versucht.
Im Laufbereich fehlen dagegen viele große Namen. Die Meldelisten versprechen spannende Rennen. Klare Favoriten gibt es nur über 3.000 Meter, wo Äthiopien bei den Frauen 10.000-Meter-Weltmeisterin Gudaf Tsegay und bei den Männern 10.000-Meter-Olympiasieger und Titelverteidiger Selemon Barega aufgeboten hat.
Die European Broadcasting Union überträgt die Hallen-WM auf ihrem Video-Portal Eurovision Sport live (Anmeldung nötig). Der Livestream steht in deutscher, englischer und französischer Sprache kostenlos zur Verfügung.