Nach sechs Jahren endlich wieder Bestleistung im Hallen-Siebenkampf: Tim Nowak hat am Wochenende bei den Deutschen Hallenmeisterschaften im Mehrkampf in Frankfurt mit 6.032 Punkten geglänzt. Im Interview erzählt der Ulmer Mehrkämpfer, welche Konsequenzen er aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre gezogen hat. Außerdem hat er seine liebste Statistik zu seinem Wettkampf in Frankfurt parat.
Tim Nowak, herzlichen Glückwunsch zum DM-Titel und der neuen Bestmarke! Was bedeutet es Ihnen, die 6.000-Punkte-Grenze jetzt übertroffen zu haben?
Tim Nowak:
Ich muss ehrlich sagen, mit den 6.000 Punkten habe ich in meiner Karriere schon gar nicht mehr gerechnet. Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass ich im Siebenkampf ein bisschen schlechter bin als im Zehnkampf. Mit den kurzen Strecken in der Halle und ohne die Würfe liegt mir das einfach nicht so gut. Aber dieses Wochenende hat es gepasst! Klar, die Punktzahl – 120 Punkte Bestleistung – ist eine super Steigerung. Für mich war das Entscheidende aber das "Wie". Dass ich total fokussiert, mental stabil alles in den ersten Versuchen total gut abrufen konnte. Und viele Einzel-PBs realisieren konnte. Nach den letzten zwei Jahren war das der totale Befreiungsschlag für mich.
Sie sprechen die zurückliegenden zwei Jahren bereits an, in denen es für Sie nicht nach Wunsch lief. Welche Konsequenzen haben Sie aus diesen Erfahrungen gezogen?
Tim Nowak:
Wir haben vor allem zwei Sachen anders gemacht: Zum einen haben wir das Training intensiv analysiert. Rein trainingstechnisch war ich das ganze letzte Jahr super drauf, ich konnte es nur bei den Wettkämpfen nicht abrufen, das Gesamtniveau war eigentlich immer hoch. Wir haben bewusst dieses Jahr Schwerpunkte gesetzt, auf die wir uns im Training konzentriert haben. Weil das die Schwerpunkte sind, die mich voranbringen. Wir haben mit sehr vielen Zwischentests gearbeitet. Bei ein paar Sachen haben wir dafür Mut zur Lücke gelassen. Außerdem hatte ich ein super Trainingslager in Südafrika im November und Dezember. Und ich habe mental sehr viel gearbeitet und auch mit einem Therapeuten über die letzte Saison geredet. Das hat mir total geholfen, mir über meine Ziele klar zu werden. Das habe ich auch dieses Wochenende total gemerkt: Ich war fokussiert, mental stabil und konnte überall zeigen, was ich gerade draufhabe. Das macht mich super happy.
Welche Schwerpunkte haben Sie im Training gesetzt?
Tim Nowak:
Wir haben einen Maximalkraft-Schwerpunkt gesetzt, um in der Schnellkraft wirklich voranzukommen. Das hat mit der für mich guten 60-Meter-Zeit und der Hürden-Bestleistung und auch mit dem Anlauf beim Weitsprung super geklappt. Auch im Horizontalsprung-Bereich haben wir einige kleinere Sachen verändert. Das haben wir alle paar Wochen gemeinsam mit meinem Trainerteam überprüft.
Der erste Mehrkampf in diesem Jahr war somit ein Test, wie gut die Rädchen, an denen Sie gedreht haben, bereits ineinandergreifen. Wie sind Sie den Siebenkampf in Frankfurt angegangen?
Tim Nowak:
Ich war schon ein bisschen nervös. Es ist ja noch früh im Jahr. Mitte Januar schon so fit zu sein, hatte ich nicht erwartet. Ich wusste, ich bin gut drauf. Ich habe auch Selbstbewusstsein aus den letzten zwei Wochen Training mitgenommen. Ich habe mich extrem auf diesen Wettkampf gefreut, auf jede Disziplin. Gerade auf die Hürden, da wusste ich: Die Bestleistung liegt in der Luft. Stabhochsprung hat in den letzten Einheiten auch super funktioniert. Aber dass auch der Weitsprung so genial ist ... Ich muss es noch mal erwähnen, es ist meine Lieblingsstatistik: Im Weitsprung waren alle drei Versuche weiter als der beste Sprung 2023. Und alle drei Kugelstöße waren weiter als im ganzen Jahr 2023. Ich bin stabil auf hohem Niveau, und dieses Wochenende war kein Ausrutscher. Das ist ein tolles Gefühl.
Welche Leistung hat Sie dieses Wochenende am meisten überrascht?
Tim Nowak:
Der Weitsprung. Das war das Entscheidende. Da habe ich letztes Jahr am meisten Probleme gehabt. Und die Leistung von heute hat sich im Training ehrlich gesagt noch nicht angedeutet, aber ich konnte das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. 7,26 Meter ist ja auch Hallen-Bestleistung und auch im Freien bin ich lange nicht mehr so weit gesprungen. Deshalb war das der Knackpunkt, ab da wusste ich: Hier geht heute richtig was!
Wie sieht nun Ihre Planung für die weitere Hallensaison aus?
Tim Nowak:
Wir müssen jetzt noch mal in die Analyse gehen. Aber eigentlich will ich nächstes Wochenende in Frankreich noch mal starten. Ich weiß aber nicht, wie stark die internationale Konkurrenz dieses Jahr ist und ob die Punktzahl dieses Wochenende vielleicht sogar dafür reicht, dass ich für einen Start bei der Hallen-WM infrage komme. Das müssen wir noch schauen.
Im Sommer steht dann mit den Olympischen Spielen das größte Sportereignis der Welt an. Sicher hat Ihnen die Leistung vom Wochenende Zuversicht gegeben, sich für einen Start in Paris zu empfehlen ...
Tim Nowak:
Genau. Unser Weg soll eigentlich über Direktnormen für die EM in Rom und die Olympischen Spiele in Paris direkt zu den Höhepunkten führen. Das ist das Ziel.