Am Sonntag lässt die Lauf-Elite das Jahr 2023 gemeinsam sportlich ausklingen. Wir blicken voraus auf die internationalen Silvesterläufe.
Barcelona (Spanien) | 5 km
WM-Podium auf Weltrekordjagd
Beim 5-Kilometer-Rennen in Barcelona steht am Sonntag der Lauf der Frauen eindeutig im Mittelpunkt. Hier hoffen die Veranstalter, dass der Weltrekord für reine Frauenrennen – also ohne männliche Tempomacher – fällt. Diese Bestmarke hält zurzeit die Äthiopierin Senbere Teferi, die 2021 in Herzogenaurach eine Zeit von 14:29 Minuten erreichte. Die Kenianerin Agnes Ngetich hatte diese Marke zwar im vergangenen September in Brasov (Rumänien) mit 14:25 sogar im Rahmen eines 10-Kilometer-Rennens unterboten, jedoch erwies sich die Strecke um einige Meter zu kurz, so dass die Zeit nicht anerkannt werden konnte.
Die spanischen Veranstalter haben für den Silvesterlauf die drei erstplatzierten Läuferinnen des 5-Kilometer-Rennens der Straßenlauf-WM in Riga (Lettland) verpflichtet. So trifft die Weltmeisterin Beatrice Chebet (Kenia), die in diesem Jahr auch den Cross-WM-Titel gewonnen hatte, auf ihre Landsfrau Lilian Rengeruk und die Äthiopierin Ejgayehu Taye. Allen drei Läuferinnen ist der Weltrekord zuzutrauen. Doch die Frage ist, ob sich eventuell bei dieser WM-Revanche ein taktisches und damit langsameres Rennen entwickeln wird.
Dass die Strecke in Barcelona weltrekordtauglich ist, wurde bereits bewiesen. Denn vor zwei Jahren stellte der Äthiopier Berihu Aregawi hier die nach wie vor aktuelle Bestzeit von 12:49 Minuten auf. Zudem war im gleichen Rennen die nun zurückkommende Ejgayehu Taye die schnellste Frau mit 14:19. Diese Zeit ist weiterhin der Frauen-Weltrekord für gemischte Läufe mit männlichen Tempomachern (damals starteten Männer und Frauen gemeinsam).
Im Rennen der Männer gehört Dominic Lobalu (Südsudan) zu den Favoriten. Er hat über 5.000 m auf der Bahn eine Bestzeit von 12:52,15 Minuten. Der spanische 5.000-Meter-Europameister von 2016, Ilias Fifa, hat ebenfalls Siegchancen.
Madrid (Spanien) | 10 km
Fünf-Kilometer-Weltrekordler auf doppelter Distanz
Vor zwei Jahren sorgte Berihu Aregawi am Silvesterabend in Barcelona mit einem Fünf-Kilometer-Weltrekord für Furore. In diesem Jahr hat sich der Äthiopier für einen Start in einer anderen spanischen Metropole entschieden. Wie die Zeitschrift "Marca" berichtet, geht Aregawi in Madrid die Zehn-Kilometer-Distanz an und kann den Streckenrekord von Jacob Kiplimo (Uganda; 26:41 min) angreifen. Zu seinen stärksten Kontrahenten zählen der WM-Zweite über 5.000 Meter Mohamed Katir (Spanien) und der Brite Marc Scott.
Das Feld der Frauen führen die einstige 10.000 Meter-Europameisterin Lonah Salpeter (Israel) und die Ababel Yeshaneh (Äthiopien), mit einer Bestzeit von 1:04:31 Stunden sechstschnellste Halbmarathonläuferin der Geschichte, an. Stärkste Spanierin dürfte Majida Maayouf sein, die Anfang Dezember in Valencia (Spanien) den spanischen Marathon-Rekord um fast fünf Minuten auf auf 2:21:27 Stunden schraubte. eme/aj/svs
Bozen (Italien) | 10 km
Favorisiertes Duo kommt aus Kenia
Der Favorit beim traditionellen Silvesterlauf im stimmungsvollen Bozen heißt Sabastian Sawe. Der 28-jährige Kenianer ist einer der Aufsteiger im internationalen Straßenlauf. In diesem Jahr gewann er zunächst mehrere hochkarätige Straßenrennen – darunter den Berliner Halbmarathon sowie das 10-Kilometer-Rennen in Herzogenaurach – und triumphierte dann bei der Halbmarathon-WM in Riga. Beim 10-Kilometer-Rennen in Südtirol gehören der Italiener Yemaneberhan Crippa und der Südafrikaner Maxime Chaumeton zu den Konkurrenten von Sabastian Sawe. Am Start sein wird auch Marathon-Spezialist Hendrik Pfeiffer (TK Hannover).
Auch im 5-Kilometer-Rennen der Frauen kommt die Favoritin aus Kenia: Margaret Kipkemboi hat den Boclassic bereits 2019 und 2020 gewonnen. 2019 war sie zudem WM-Zweite über 5.000 m und in diesem Jahr gewann sie die Silbermedaille bei der Halbmarathon-WM. Für eine Top-Platzierung gut ist auch eine Italienerin: Nadia Battocletti gewann vor kurzem die Silbermedaille bei der Cross-EM und dürfte damit in sehr guter Form nach Bozen fahren.
Peuerbach (Österreich) | 6,8 km / 5,1 km
Marathon-Europameisterinnen in Österreich am Start
Schon zweimal hat Elzan Bibic im österreichischen Peuerbach überrascht: Der Serbe gewann das 6,8-Kilometer-Rennen sowohl 2019 als auch 2022. Und auch am Sonntag hat er durchaus Chancen, zumal mit Samwel Mailu (Kenia) der Star des Feldes passen muss. Der Halbmarathon-WM-Dritte, der im Frühjahr den Wien-Marathon mit einem eindrucksvollen Streckenrekord gewonnen hatte, fällt verletzungsbedingt aus. Es sind aber mit Victor Kimutai und Lawi Kosgei noch zwei andere Kenianer im Feld, gegen die sich Elzan Bibic behaupten muss.
Die Österreicher hoffen auf eine weitere starke Vorstellung von Andreas Vojta, der vor einem Jahr bereits Dritter war. Der Hindernis-Spezialist Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) gehört zu den deutschen Startern in Peuerbach.
Im 5,1-Kilometer-Lauf der Frauen scheint Edinah Jebitok die Athletin zu sein, die es zu schlagen gilt. Die Kenianerin lief im vergangenen Frühjahr auf einen starken achten Platz bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften, nachdem sie vor einem Jahr bereits Zweite in Peuerbach war. Ihre schärfste Konkurrentin könnte ihre Landsfrau Faith Chepkoech sein. Eine sehr gute Rolle spielen kann aber auch die WM-Sechste über 3.000 Meter Hindernis, Marusa Mismas Zrimsek (Slowenien).
Zwei deutsche Marathon-Europameisterinnen von München 2022 stehen in Peuerbach ebenfalls auf der Startliste: Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die erstmals seit ihrem starken Rennen beim Berlin-Marathon Ende September (2:23:47 h) wieder startet, und Kristina Hendel (LG Braunschweig). Für sie dürften 5,1 Kilometer allerdings eine zu kurze Distanz sein, um ganz vorne mitlaufen zu können. Die U20-EM-Siebte über 5.000 Meter Linda Meier verabschiedet sich in Peuerbach vom LAC Passau, im kommenden Jahr trägt sie das Trikot der LAV Stadtwerke Tübingen.