Das Leichtathletik-Jahr 2023 ist (fast) Geschichte. Wir nehmen das Jahresende zum Anlass, einige Highlights noch einmal Revue passieren zu lassen. In persönlichen Rückblicken erinnert sich die leichtathletik.de-Redaktion an besondere Momente. Heute geht es um geballte Topleistungen am DM-Nachmittag in Kassel.
Die Deutschen Meisterschaften in Kassel sind im zurückliegenden Sommer für mich der Saisonhöhepunkt gewesen. Und wie für die Athletinnen und Athleten gilt auch für uns im Team von leichtathletik.de: Eine gute Vorbereitung ist Voraussetzung für einem erfolgreichen Wettkampftag, aber auch keine Garantie dafür, dass alle Pläne aufgehen.
Im Vergleich zu den Akteuren auf der Tartanbahn, die ihre Leistungsfähigkeit in jahrelanger Trainingsarbeit aufgebaut haben, war die Vorbereitung für mich zum Glück deutlich weniger aufwendig. Während sich die Protagonisten des DM-Sonntags für ihre Finals aufwärmten, habe ich mich gefragt: Was könnte der Nachmittag bringen? Wenn Schlag auf Schlag 19 nationale Titel vergeben werden und das möglichst parallel zur jeweiligen Entscheidung auf leichtathletik.de online zu lesen sein soll. Dafür zu sorgen, war meine Aufgabe.
Ich habe also Statistiken gewälzt: Wann und wo wurde der deutsche Rekord über 200 Meter der Männer aufgestellt? Wann ist zuletzt ein DLV-Athlet über 400 Meter unter 45 Sekunden gelaufen? Wie ist solch eine Leistung mit Blick auf die bevorstehende WM einzuordnen? Denn ihre Vorleistungen hatten angedeutet: Joshua Hartmann (ASV Köln) ist in Kassel der deutsche 200-Meter-Rekord zuzutrauen und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) ist der 45-Sekunden-Marke immer näher gekommen.
Als der Wettkampfnachmittag losging, hatte ich also für diese beiden Fälle vorgeschriebene Textbausteine vorbereitet. Die Idee: Sollten diese Leistungen in der "Crunch Time" des Nachmittags eintreten, muss ich die Daten nicht mehr zusammensuchen. Soweit die Theorie.
Joshua Abuaku und Constantin Preis liefern sich Tausendstel-Duell
In der Praxis waren es dann zwei andere Athleten, die den Nachmittag mit außergewöhnlichen Leistungen eröffneten. Im 400-Meter-Hürden-Finale stürmte Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) klar voraus und bog mit großen Vorsprung auf die Zielgerade ein. Aber Constantin Preis (VfL Sindelfingen) holte mit jedem Schritt auf und warf sich für das bloße Auge parallel mit ihm ins Ziel. Und nicht nur die Tausendstel-Entscheidung des Zielfotos, die letztlich zu Gunsten von Joshua Abuaku ausging, war ein besonderer Moment. Die beiden waren in 48,45 Sekunden auch jeweils Bestzeit und an die zweite Stelle der ewigen DLV-Bestenliste gelaufen.
Eine Leistung, die ich nicht vorausgesehen hatte. Entsprechend wenig Einordnung war deshalb in meinem Text über dieses Rennen zu finden. Denn viel Zeit, um in die Tiefen der Statistiken einzutauchen, blieb mir am ereignisreichen DM-Nachmittag nicht. Umgekehrt konnte ich meinen Trumpf im Ärmel zum 400-Meter-Finale der Männer nicht ausspielen. Manuel Sanders lieferte die nächste Bestzeit ab. In 45,07 Sekunden fiel die 45-Sekunden-Marke aber noch nicht.
Zum DM-Abschluss mit den 200-Meter-Finals zahlte sich meine Vorbereitung dann aber noch aus. Etwas länger als die 20,02 Sekunden, die Joshua Hartmann benötigte, um die 200 Meter im Kasseler Auestation zu sprinten, dauerte es zwar schon, bis mein Text dazu online ging. Dank meiner Vorbereitung waren die wichtigsten Hintergründe aber doch schnell online und auch ich konnte mit meiner Performance an diesem Tag zufrieden sein.