| Budapest 2023

WM Tag 3 | Sha'Carri Richardson stürmt auf Außenbahn zu 100-Meter-Gold und Rekord

Außenbahn? Gegenwind? Kein Problem für Sha'Carri Richardson! Die US-Sprinterin lief am Montagabend nicht nur zum 100-Meter-Titel, sondern mit 10,65 Sekunden so schnell wie keine andere Frau in der WM-Geschichte. Es sollte nicht der einzige Meisterschaftsrekords des Abends in Budapest bleiben.
Martin Neumann

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Sha'Carri Richardson konnte ihr Glück nicht fassen. Die Arme nach oben gerissen, stürmte die US-Sprinterin am Montagabend im 100-Meter-Finale der WM in Budapest über die Ziellinie. Schließlich zählte sie nach den Halbfinals nicht zu den Top-Favoritinnen und musste mit der Außenbahn neun Vorlieb nehmen. Doch das schien die 23-Jährige nur zu beflügeln. Nach einem besseren Start als im Habfinale setzte sie sich vom Feld ab und lief mit 10,65 Sekunden (-0,2 m/sec) die schnellste 100-Meter-Zeit bei Weltmeisterschaften überhaupt. Sie war zwei Hundertstel schneller als Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) bei ihrem Sieg 2022 in Eugene. Gleichzeitig steigerte Sha'Carri Richardson ihre Bestzeit um sechs Hundertstel.

Apropos Shelly-Ann Fraser-Pryce. Die mittlerweile 36-Jährige hätte am Montagabend ihren sechsten WM-Titel über die Prestige-Distanz holen können. Doch dafür reichten 10,77 Sekunden in Budapest nicht. Als „Trostpflaster“ gewann die Jamaikanerin die erste WM-Bronzemedaille überhaupt in ihrer langen Karriere. Silber sicherte sich mit 10,72 Sekunden Shericka Jackson (Jamaika). „Ich bin hier, ich bin Weltmeisterin. Ich habe es immer gesagt. Ich bin nicht zurück, ich bin besser“, jubelte die Sprint-Queen nach ihrem Gold-Coup.

Gina Lückenkemper 16. im Halbfinale

Gina Lückenkemper schaffte den Sprung ins Finale der besten neun Sprinterinnen nicht. Die Europameisterin vom SCC Berlin lief in ihrem Halbfinale am Montagabend mit 11,18 Sekunden auf Rang fünf, insgesamt belegte sie damit in der Endabrechnung der drei Halbfinals Rang 16. Exakt an dieser Stelle der Meldeliste war die Deutsche Meisterin auch positioniert.

Für einen Finaleinzug in Budapest waren 11,01 Sekunden nötig. Diese Zeit liefen in verschiedenen Halbfinals Ewa Swoboda (Polen) und Dina Asher-Smith (Großbritannien). Da die beiden bei unterschiedlich starken Winden nur eine Tausendstelsekunde trennte, entschieden sich die Organisatoren die neun Sprint-Bahnen im Finale voll auszunutzen. Ewa Swoboda blieb als Sechste und beste Europäerin mit 10,97 Sekunden wie im Vorlauf unter elf Sekunden. Dina Asher-Smith belegte in glatten 11,00 Sekunden Platz acht.

Daniel Ståhl und Kristjan Ceh drehen auf

Das Diskus-Finale wurde über sechs Durchgänge zu einem munteren Plätze-Tauschen. Lange Zeit lag Titelverteidiger Kristjan Ceh (Slowenien) mit 69,27 Metern in Führung, während Daniel Ståhl nur schwer in den Wettkampf fand. Doch im fünften Versuch holte der Olympiasieger zum großen Wurf aus. Der Schwede warf die Zwei-Kilo-Scheibe zehn Zentimeter weiter als sein slowenischer Konkurrent. Doch Kristjan Ceh nutzte seine letzte Chance und beförderte den Diskus auf 70,02 Meter. Diese Top-Weite stachelte Daniel Ståhl noch mehr an – er konterte im letzten Versuch mit 71,46 Metern. Weiter hat noch nie ein Diskuswerfer bei Weltmeisterschaften geworfen. „Die Konkurrenz war so stark. Wir hatten fünf 70-Meter-Werfer, da konnte man das Ergebnis nicht vorhersagen. Es war ein tolles Finale. Und ich bin sehr stolz auf den WM-Rekord“, so der nun zweimalige Weltmeister.

Der erst 20 Jahre alte Europameister Mykolas Alekna (Litauen) sicherte sich mit 68,85 Meter seine bereits zweite WM-Medaille nach WM-Silber 2022. Dem Australier Matthew Denny blieb trotz Landesrekord von 68,24 Metern nur Rang vier. In seinem ersten globalen Finale schaffte Henrik Janssen (SC Magdeburg) den erhofften Einzug in den Endkampf. Als 16. der Meldeliste nach Budapest gereist, belegte der Deutsche Meister mit 63,80 Metern Rang acht.

Gold-Hattrick von Grant Holloway

Im einzigen Lauf-Finale der Männer am Montagabend machte Grant Holloway seinen Gold-Hattrick bei Weltmeisterschaften perfekt. Der US-Hürdensprinter erwischte im Finale einen Traum-Start, baute seinen Vorsprung bis zur Rennhälfte deutlich aus und warf sich nach 12,96 Sekunden ins Ziel. Damit war der dritte WM-Titel nach 2019 und 2021 perfekt.

Zwar kamen die Konkurrenten zum Ende der 110 Meter noch einmal heran, doch gefährden konnten sie den alten und neuen Weltmeister nicht. Mit 13,07 Sekunden schnappte sich Olympiasieger Hansle Parchment (Jamaika) die Silbermedaille. Daniel Roberts (USA) sicherte sich mit 13,09 Sekunden die Bronzemedaille. Hallen-Europameister Jason Joseph (Schweiz) lief mit 13,28 Sekunden zwischen dem französischen Duo Sasha Zoya (13,26 sec) und Wilhem Blocian (13,32 sec) auf Platz sieben.

Jaydon Hibbert angeschlagen, erstes Gold für Hugues Fabrice Zango

Für den Top-Favoriten war das Dreisprung-Finale schon mit dem ersten Versuch beendet: Jaydon Hibbert (Jamaika) fasste sich nach dem Absprung mit schmerzverzerrtem Gesicht an den rechten, hinteren Oberschenkel. Damit war für den mit 17,87 Metern Führenden der Weltjahresbestenliste sein erstes großes Finale gelaufen, er konnte keinen weiteren Versuch mehr absolvieren. Doch für das erst 18 Jahre alte Ausnahmetalent werden noch viele große Meisterschaften folgen.

Besser lief es für Hugues Fabrice Zango. Der 30-Jährige aus Burkina-Faso machte nach WM-Bronze 2019 und WM-Silber 2022 in Budapest mit WM-Gold seinen Medaillensatz komplett. Im fünften Versuch landete der 18-Meter-Springer erst nach 17,64 Metern. Diese Top-Weite konnte die Konkurrenz nicht mehr kontern.

Joshua Abuaku stürmt ins 400-Meter-Hürden-Finale

Über Silber und Bronze jubelte ausgelassen ein kubanisches Duo. Lazaro Martinez lag mit 17,41 Metern – erzielt im zweiten Versuch – über lange Zeit in Führung. Diese Weite sollte für den Hallen-Weltmeister Silber wert sein. Bis auf einen Zentimeter kam sein Landsmann heran. Mit neuer Bestleistung von 17,40 Metern ging Bronze an Cristian Napoles.

Aus deutscher Sicht waren die 400 Meter Hürden die spannendste Disziplin in den Vorentscheidungen. Bei den Männern zog Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) als Gesamt-Achter mit 48,39 Sekunden in sein erstes großes Finale ein. Als 15. der drei Halbfinals steigerte Emil Agyekum (SCC Berlin) seine Bestzeit auf 48,71 Sekunden. Bei den Frauen nahmen Karolina Krafzik (VfL Sindelfingen) mit 54,53 Sekunden und Eileen Demmes (TV 1861 Neu-Isenburg; 55,29 sec) mit neuer Bestzeit die Hürde Vorlauf.

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