Beim Mehrkampf-Meeting in Filderstadt-Bernhausen wurden am Wochenende die Startplätze für die internationalen Saisonhöhepunkte der U18 bis U23 vergeben. Für herausragende Leistungen sorgten im Fleinsbachstadion U18-Europameister Amadeus Gräber, der in der U20 nicht zu schlagen war, und Anna Hinkelmann, die gar die deutsche U18-Bestleistung übertraf.
An das Givat-Ram-Stadion in Jerusalem hat Zehnkämpfer Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) nur die besten Erinnerungen: Im vergangenen Jahr wurde er dort U18-Europameister. Nun nimmt der 18-Jährige erneut Kurs auf Israel. Vom 7. bis 10. August ist Jerusalem Austragungsort der U20-Europameisterschaften. Und dass Amadeus Gräber dort wieder ganz vorne mitmischen will, stellte er am Wochenende in Bernhausen unter Beweis: Seinen ersten U20-Zehnkampf schloss er mit 7.843 Punkten ab. Der Übergang von der jüngeren Altersklasse, in der er 7.824 Zähler erzielt hatte, zur U20 ist somit nahtlos geglückt.
Besonders stark präsentierte sich der 18-Jährige in den Sprintdisziplinen: 10,86 Sekunden über 100 Meter, 48,68 Sekunden auf der Stadionrunde und 14,27 Sekunden im Hürdensprint konnten sich sehen lassen. Auch im Hochsprung erzielte er mit 1,97 Metern eine neue Bestleistung. Steigerungspotenzial sah er am Sonntagabend vor allem im Weitsprung (6,84 m) und im Stabhochsprung (4,50 m), bei dem er sich nun an härtere Stäbe gewöhnen möchte.
Mit 59,12 Metern im Speerwurf und 4:35,97 Minuten über 1.500 Meter konnte der U18-Europameister auch die beiden letzten Disziplinen für sich entscheiden, wenngleich er gestand, im finalen Rennen die 400 Meter vom Vortag noch in den Beinen gespürt zu haben. Seine Punktzahl im ersten Zehnkampf mit höheren Hürden und schwereren Gewichten stimmte ihn dennoch optimistisch.
Drei Tickets für vier Normerfüller
Rang zwei sicherte sich der Regensburger Nils Kremling (7.644 Pkt), der die vergangene Saison verletzungsbedingt verpasst hatte. In Bernhausen meldete er sich nun mit einer starken Punktzahl zurück. Besonders im Kugelstoßen (14,76 m) und Diskuswurf (48,67 m) sowie mit 48,73 Sekunden über 400 Meter konnte er glänzen. Den dritten U20-EM-Startplatz schnappte sich zur Freude der Zuschauer in Bernhausen Lokalmatador Emanuel Molleker (LG Filder) mit 7.448 Punkten vor dem viertplatzierten Frankfurter Friedrich Schulze, der die Punktevorgabe (7.150 Pkt) für Jerusalem mit 7.377 Zählern ebenfalls deutlich übertraf.
In der weiblichen U20 setzte sich mit Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern), der U20-WM-Dritten des Vorjahres, die Favoritin durch. Mit 5.958 Punkten absolvierte sie den zweitbesten Siebenkampf ihrer Karriere. Die Athletin von Florian Bauder startete am Samstag mit 13,87 Sekunden flott in den Siebenkampf und war der Konkurrenz bereits nach dem ersten Wettkampftag enteilt. Sie zeigte durchweg solide Leistungen, konnte jedoch ihre Sprungstärke weder im Hoch- (1,74 m) noch im Weitsprung (5,93 m) ausspielen.
Dahinter glückte der U18-EM-Dritten Pia Meßing (TV Gladbeck) mit 5.915 Punkten ein erfolgreiches Siebenkampf-Debüt in der U20. Als beste Hürdensprinterin mit U20-EM-Einzelnorm (13,75 sec), Sechs-Meter-Weitspringerin (6,13 m) und mit einer Verbesserung über 800 Meter um sieben Sekunden auf 2:18,99 Minuten konnte sie Akzente setzen. Das dritte Ticket nach Jerusalem löste in einer Konkurrenz, in der sechs Athletinnen die U20-EM-Norm (5.350 Pkt) knackten, die Hallenserin Kajsa Zimmermann (5.742 Pkt). Die sechstplatzierte Tabea Eitel (LG Filder) kann mit 6,24 Metern im Weitsprung in einer Einzeldisziplin nach einem Ticket nach Jerusalem greifen.
Anna Hinkelmann bricht U18-Bestmarke
Einen weiteren Glanzpunkt des Mehrkampfwochenendes setzte Anna Hinkelmann. Die U18-EM-Fünfte stellte mit 5.828 Punkten eine neue deutsche Siebenkampf-Bestleistung in der U18 auf. Die alte Bestmarke, die Lisa Maihöfer 2015 im Trikot der LG Staufen erzielt hatte, überbot sie um 24 Zähler. Am Ende des ersten Wettkampftages hatte die Hallenserin mit 23,93 Sekunden über 200 Meter für Staunen gesorgt. Den zweiten Wettkampftag schloss sie mit 2:17,90 Minuten über 800 Meter ab und kann nun mit einem Start beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Maribor (Slowenien; 23. bis 29. Juli) planen.
Zweite wurde mit 5.703 Punkten Emma Kaul (USC Mainz), die den Hürdensprint (13,84 sec), den Speerwurf (48,02 m) und die 800 Meter (2:17,65 min) für sich entscheiden konnte. Das EYOF-Ticket in der männlichen U18 buchte Anna Hinkelmanns Vereinskollege Leon-Joel Clair (7.378 Pkt).
Marie Dehning stärker denn je
Im zurückliegenden Jahr hatte Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) die Reise zur U20-WM in Cali (Kolumbien) aufgrund der starken nationalen Konkurrenz knapp verpasst. Nun ist sie in die U23 aufgestiegen und konnte sich in der neuen Altersklasse direkt für die U23-EM in Espoo (Finnland; 13. bis 16. Juli) qualifizieren. Mit 5.952 Punkten gelangen ihr nicht nur mehr als 200 Punkte mehr als gefordert. Sie erarbeitete sich mit mehreren Bestleistungen, darunter 6,01 Meter im Weitsprung, sowie dem mit Abstand weitesten Speerwurf (49,65 m) auch eine neue Gesamt-Bestmarke.
Im Kampf um Rang zwei behauptete sich Sophia Mulder aus den Niederlanden mit 5.626 Punkten knapp vor Dehnings Vereinskameradin Lara Siemer (5.617 Pkt). Die meisten Punkte in der männlichen U23 strich der Belgier Thomas van der Poel (7.620 Pkt) ein, Zweiter wurde der Ulmer Roman Jocher (7.372 Pkt).
In den Mehrkämpfen der Aktiven testete auch Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul (USC Mainz). Am Samstag konnte er mit 2,02 Metern im Hochsprung aufwarten, am Sonntag ließ er in 14,43 Sekunden über 110 Meter Hürden und mit 47,29 Meter im Diskuswurf gute Ergebnisse folgen. Anschließend gab der 79-Meter-Speerwerfer mit 66,06 Metern Anschauungsunterricht.
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