In Tokio und Eugene hatte er eine Medaille noch knapp verpasst, am Sonntag erfüllte er sich seinen großen Traum nun bei den Europameisterschaften in München. Speerwerfer Julian Weber hat sich mit 87,66 Metern den kontinentalen Titel gesichert. Im Anschluss an seinen Triumph stellte er sich in der Mixed-Zone den Fragen der Journalisten. Wir waren dabei.
Julian Weber, herzlichen Glückwusch zum Europameistertitel…
Julian Weber:
…vielen Dank. Das, was ich schon seit Jahren will, ist diese Medaille, dafür hätte ich mir keinen schöneren Ort aussuchen können als München. Es ist unfassbar, vor dieser Heim-Kulisse den Titel zu holen. Wahnsinn!
Wie genau haben Sie den Wettkampf erlebt?
Julian Weber:
Ich weiß es gar nicht mehr so genau, ich war so im Tunnel, so fokussiert, und war einfach nur unfassbar happy, dass es im ersten Versuch schon so gut funktioniert hat. Das hätte ich niemals gedacht. Ich hatte keine Einwürfe gemacht vorher. Ich hatte echt Schmerzen. Aber die Physios und Ärzte hier vom DLV haben einen unfassbar guten Job gemacht und ich hätte niemals gedacht, dass es noch so gut funktioniert. Deswegen war ich umso glücklicher, dass ich schon mal die 83 Meter stehen hatte, und dann war mir klar: Jetzt kannst du weitermachen, jetzt kannst du noch einen draufsetzen, noch weiter werfen. Aber dass es so gut funktioniert und ich noch einmal den Tschechen kontern konnte, das hätte ich nie gedacht.
Und das alles 50 Jahre nach dem Gold-Wurf von Klaus Wolfermann bei den Olympischen Spielen 1972. Denkt man im Vorfeld daran?
Julian Weber:
Natürlich, man hat das im Kopf. Das ist eine große Ehre, hier an gleicher Stelle den Titel zu holen.
Welchen Anteil hatte die Atmosphäre im Olympiastadion an Ihrem Triumph?
Julian Weber:
Einen riesigen Anteil. Das Publikum hat mich so gepusht heute und ich habe es durch die Zuschauer geschafft, meinen Kopf auszuschalten und das zu zeigen, was ich draufhabe. Und es hat einfach funktioniert.
Hat das Publikum auch den Speer länger in der Luft gehalten?
Julian Weber:
Wahrscheinlich. Es war so laut. Das hat echt einen Schub gegeben.
Die Atmosphäre im Olympiastadion war auch schon in den Vortagen außergewöhnlich. Wie haben Sie das erlebt?
Julian Weber:
Ich war am Dienstag das letzte Mal als Zuschauer im Stadion, da hat Niklas Kaul gewonnen. Zu sehen, was in diesem Stadion abgeht, war verrückt. Ich konnte es die ganze Zeit gar nicht abwarten, und heute war ich endlich dran. Es war einfach befreiend, loslegen zu können. Und vor allem die Befreiung, dass es funktioniert hat, ist super.
Stichpunkt Befreiung: Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio und der WM in Eugene mussten Sie sich noch jeweils mit dem vierten Platz zufriedengeben. Wie viel Druck fällt von Ihnen gerade ab, dass es jetzt endlich mit der ersten internationalen Medaille bei einem Großereignis geklappt hat?
Julian Weber:
Mir fällt ein riesen Stein vom Herzen. Ich habe so lange auf diese internationale Medaille gewartet, jetzt bin ich Europameister und kann gleich die Nationalhymne hören. Ich habe vorher schon mal damit geliebäugelt, wie geil es wäre, diese Nationalhymne nochmal zu hören – so wie in Rieti 2014, als ich U20-Europameister wurde. Und jetzt meine Familie dabei zu haben, meine Freundin, die Familie meiner Freundin und noch viele andere, das jetzt hier feiern zu können, ist unfassbar.
Deutschland hat den Medaillenspiegel bei der Leichtathletik-EM gewonnen. Wie bewerten Sie das Abschneiden des deutschen Teams in München?
Julian Weber:
Ich freue mich für alle, die eine Medaille geholt haben, aber auch für alle anderen. Wir haben so viele extreme Leistungen gebracht, auch die, die keine Medaillen geholt haben. Wir sind so ein starkes Team und richtig gut drauf. Wir haben gesehen, wie stark wir sind.