In einem spannenden und hochklassigen Duell mit Marvin Bollinger hat Marcel Meyer am Sonntag den deutschen Meistertitel im Hallen-Siebenkampf errungen. Sogar die 6.000 Punkte-Marke war fällig! Im Fünfkampf der Frauen konnte Laura Voß über ihre zweite Einzel-Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften jubeln – fast elf Jahre nach dem U18-Titel im Hochsprung.
Mit jeder Menge Spannung, einigen Überraschungen und neuen Gesichtern auf dem Podium ist am Sonntag die Hallen-DM im Mehrkampf in Leverkusen zu Ende gegangen. Die überragende Leistung ging dabei auf das Konto von Marcel Meyer (Hannover 96): Genau ein Jahr nach einer schweren Schulterverletzung meldete sich der 21-Jährige mit einer Kampfansage zurück und rang in der letzten Disziplin noch den ebenfalls starken Marvin Bollinger (SV Halle) nieder.
Beide absolvierten einen Wettkampf auf Top-Niveau. Nach Hürden-Bestzeit von 7,94 Sekunden für den Hannoveraner schwand die Halbzeit-Führung des Saarländers, der seit einigen Jahren in Halle/Saale lebt – obwohl dieser selbst in 8,05 Sekunden Bestzeit rannte. Dann spornten sich beide im Stabhochsprung zu Höchstleistungen an: 4,90 Meter, ebenfalls Hallen-Bestleistung für beide. Über 1.000 Meter wandelte Marcel Meyer dann mit einem Solo in 2:39,13 Minuten noch einen 52-Punkte-Rückstand in einen 70-Punkte-Vorsprung um.
6.024 Punkte für den Platz an der deutschen Spitze
Am Ende konnten beide Athleten über eine neue Bestleistung jubeln, und Marcel Meyer gar über den ersten 6.000er: Mit 6.024 Zählern schnappte sich der Deutsche Meister wenige Stunden nach den 6.021 Punkten von Leo Neugebauer in den USA (wir berichteten) auch den Platz an der deutschen Spitze. Marvin Bollinger steigerte sich auf 5.954 Punkte. Bronze ebenfalls mit Bestleistung ging an Malik Diakité (5.743 pt) und damit an ein weiteres U23-Talent aus der Trainingsgruppe von Beatrice Mau-Repnak in Hannover.
"Das ist echt eine Ansage", bewertete Zehnkampf-Bundestrainer Christopher Hallmann die Leistung von Marcel Meyer. "Mir hat besonders der Plan des gesamten Team gefallen, wie sie die Wettkampf-Saison gestaltet und die Meisterschaften vorbereitet haben. Ich habe hier viele gute Ansätze gesehen." Marvin Bollinger habe alles gegeben, um seine Führung auf den 1.000 Metern zu verteidigen, berichtete er. "Und im Stabhochsprung wären für ihn auch die fünf Meter drin gewesen."
Laura Voß holt Gold im Fünfkampf
Die Siegerin im Fünfkampf der Frauen heißt – durchaus überraschend – Laura Voß! Nach vielen Jahren auf der Schwelle zur deutschen Mehrkampf-Spitze gelang der 28-Jährigen eine Bestleistung zur rechten Zeit: Mit 4.154 Punkten sowie als beste Weitspringerin (6,01 m) und 800 Meter-Läuferin (2:15,56 min) ging der Titel verdient an die Athletin vom LAZ Soest. Es war nicht der erste in ihrer Karriere, aber der erste im Mehrkampf. 2011 war sie mit 1,84 Metern Deutsche U18-Meisterin im Hochsprung geworden und zuvor Vierte der U18-WM in dieser Disziplin.
Den Disziplinsieg im Hochsprung teilte sich Laura Voß in Leverkusen mit Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg; beide 1,72 m), die ebenfalls mit Bestleistung von 4.106 Punkten Silber holte. Bronze ging für ihren ersten 4.000-Punkte-Fünfkampf an U23-Athletin Paula de Boer (MTV Lübeck; 4.052 pt).
Das Top-Trio profitierte auch davon, dass höher eingeschätzte Athletinnen wie EM-Teilnehmerin Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Wochenende nicht an ihre Top-Leistungen herankamen. Die Achte der U20-EM im Siebenkampf Lara Siemer (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste nach dem Weitsprung gar verletzt die Segel streichen.
Sandrina Sprengel mit dem nächsten Streich
Fast ebenso viele Punkte wie die besten Frauen sammelte Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern). Die Deutsche U18-Meisterin im Siebenkampf präsentierte sich in ihrem ersten U20-Jahr in vielen Disziplinen auf einem verbesserten Niveau, so zum Beispiel über die Hürden (8,78 sec) oder im Hochsprung (1,78 m). Mit 4.095 Punkten verwies sie die Vierte der U20-EM im Siebenkampf Serina Riedel (TSV Zeulenroda; 3.945 pt) auf den Silberrang. Bronze ging nach Ulm an Marie Jung (3.859 pt).
In der männlichen U20 wurde wie erwartet der Stabhochsprung zum Wendepunkt: Während sich der Führende Emanuel Molleker (LG Filder) mit 3,90 Metern begnügen musste, schwang sich Jonas Perner (LG Fichtelgebirge) über starke 4,70 Meter. Damit übernahm Perner die Spitze und gab sie auch über 1.000 Meter (2:59,04 min) nicht mehr her. Seine Punktzahl für die Goldmedaille: 5.311 Zähler. Während Emanuel Molleker (5.215 pt) sich um Silber keine Sorgen mehr machen musste, rannte sein Vereinskollege Moritz Eisold (5.079 pt) um die Bronzemedaille. Bis auf 27 Zähler pirschte sich der mit Abstand schnellste 1.000 Meter-Läufer Samuel Werner (LG Nagoldtal; 2:40,95 min) noch heran.
Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen; 5.470 pt) schlug am Sonntag mit Hürden-Bestzeit von 8,04 Sekunden den Weg zum Titel in der U18 ein. Diese Leistung verschaffte ihm nach Platz zwei zur Halbzeit einen deutlichen Vorsprung, den er im Hochsprung (1,89 m) und über 1.000 Meter (2:49,54 min) weiter ausbauen konnte. 2:43,19 Minuten über 1.000 Meter brachten Loke Elias Sommer (LG Flensburg; 5.223 pt) zwar noch vorbei an Friedrich Schulze (TV Gelnhausen; 5.001 pt) – der zuvor mit 2,04 Metern im Hochsprung für Staunen gesorgt hatte. Bis zum Silberrang aber reichte das nicht mehr, diese Medaille ging an Joshua Stallbaum (TSV Schmiden; 5.255 pt).
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Tag 1:
Bittersüße erste Goldmedaille in der U18 und Halbzeit-Führung für Marvin Bollinger