| Mehrkampf-DM 2021

Männer/U23 Tag 2 | Tim Nowak holt Gold mit Kraftakt, Diakité und Bollinger in Bestform

Der zweite Tag im Zehnkampf der Männer brachte am Sonntag bei der Mehrkampf-DM in Wesel drei 7.900 Punkte-Resultate hervor: Während Tim Nowak sich als Sieger durch Höhen und Tiefen kämpfte, konnten sich U23-Titelträger Malik Diakité und Marvin Bollinger über starke neue Bestleistungen freuen.
Silke Bernhart

Tim Nowak (SSV Ulm 1846) hat sich am Wochenende in Wesel mit einem mentalen Kraftakt den DM-Titel im Zehnkampf der Männer erarbeitet. In einem Wettkampf mit Höhen und Tiefen, den er mit 7.931 Punkten zu Ende brachte, musste er Schritt für Schritt auch den geplatzten Traum von der Olympia-Teilnahme verarbeiten. Ein Schlüsselmoment: Der Sprung über die Einstiegshöhe von 4,50 Metern im Stabhochsprung – der Disziplin, in der ihm in Ratingen der Stab gebrochen war. Es war der erste Sprung des Ulmers mit langem Anlauf seit diesem Missgeschick.

Danach konnte Tim Nowak mit einem Speerwurf nahe an die Bestleistung (63,76 m) und der schnellsten 1.500 Meter-Zeit (4:22,47 min) noch einmal zwei seiner Stärken ausspielen. Und das musste er auch. Denn die Konkurrenz war ihm auf den Fersen – und das hatte auch ein bisschen etwas mit der Unterstützung der deutschen Siebenkämpferinnen zu tun: Diese kamen beim Auslaufen nach den 800 Metern in der Speerwurf-Kurve vorbei, als die Zehnkämpfer Anlauf nahmen. Legten einen Zwischenstopp ein. Feuerten die Jungs lautstark an. Und es purzelte eine Bestleistung nach der nächsten.

Marvin Bollinger und Malik Diakité erstmals über 7.900 Punkte

Der weiteste Wurf gelang Marvin Bollinger (SV Halle), der sich mit 67,27 Metern sogar der 70-Meter-Marke näherte. Danach ließ der Führende der U23-Wertung Malik Diakité (Hannover 96) den Speer auf 66,60 Meter segeln. Tim Nowak feuerte seinen 63-Meter-Wurf ab. Und auch Jannis Wolff (Eintracht Frankfurt) jubelte über 60,47 Meter.

Damit waren die Weichen für einen spannenden 1.500 Meter-Lauf gestellt, in dem Marvin Bollinger noch als Führender der Männer-Wertung mit 36 Punkten Vorsprung auf den starken Läufer Tim Nowak ins Rennen ging – und Malik Diakité unangefochten an der Spitze der U23 um eine neue Zehnkampf-Bestleistung rannte.

Am Ende jubelten alle Drei: Tim Nowak als 1.500 Meter-Sieger über den DM-Titel nach einem schwierigen Jahr. Malik Diakité über DM-Gold in der U23 mit 1.500 Meter-Bestzeit (4:28,37 min) und einer mächtigen Steigerung im Zehnkampf um 269 auf 7.910 Punkte. Und Marvin Bollinger über DM-Silber, ebenfalls eine 1.500 Meter-Bestleistung (4:32,23 min) und ebenfalls einen großen Sprung auf 7.903 Punkte.

"Mental die schwerste Saison"

"Im Zehnkampf hadert man sehr viel. Aber wenn man's ins Ziel geschafft hat, ist man immer froh, egal, was dabei rauskommt", stellte Tim Nowak fest. "Wir müssen nicht darüber reden, dass das punktemäßig hier nicht mein Niveau ist, ich glaube, das habe ich in diesem Jahr gezeigt. Aber es ist eine Punktzahl. Mehr als in Ratingen. Mehr als in Götzis. Es war unglaublich wichtig, dass ich das hier zu Ende gemacht habe. Nach diesem Krisenjahr für mich, mental die schwerste Saison, die ich je hatte. Ich glaube, das hat mir geholfen, da rauszukommen."

"Ich freue mich total über die Bestleistung. Dass ich so nah an die 8.000 Punkte herankomme, hätte ich vorher nicht gedacht", bilanzierte Malik Diakité. "Ein bisschen ärgere ich mich über den Stabhochsprung und dass ich da bei meiner Bestleistungs-Höhe einfach nur den Stab reingestellt habe. Und beim Hochsprung habe ich bei 1,97 Meter ein bisschen den Kopf verloren", machte er sogleich die Disziplinen aus, in denen die Punkte bis zum 8.000er liegengeblieben waren.

Auch Marvin Bollinger war glücklich und zufrieden mit seinem Zehnkampf und vor allem froh, nach Jahren voller Rückschläge in diesem Jahr wieder zwei Wettkämpfe auf einem starken Niveau absolviert zu haben. "Ich freue mich, dass ich die Verletzungszeit jetzt hinter mir lassen konnte", sagte er, "Anfang der Saison war es mein Ziel, endlich wieder einen Zehnkampf zu Ende zu bringen. Der Speerwurf und die 1.500 Meter freuen mich am meisten, im Training hatten sich die Leistungen schon angedeutet."

Jannis Wolff bringt starken ersten Tag nicht durch

Der Deutsche Meister Tim Nowak wurde am Ende für das Gruppenbild mit allen Zehnkämpfern von einem Konkurrenten auf Schultern getragen, der selbst in seinem Wettkampf durch Tiefen gehen musste: Jannis Wolff, nach Tag eins sogar in Richtung 8.000 Punkte unterwegs, kam schon über die Hürden (15,31 sec) nicht so gut wie gewünscht, und dann lief im Diskuswurf (28,68 m) gar nichts zusammen. Doch auch er zog durch, zeigte noch drei gute Leistungen und holte am Ende mit 7.595 Punkten DM-Bronze.

In der U23 gingen die weiteren Medaillen an Yannik Knobloch (LG Welfen; 7.134 pt), der sportlich lange ambitioniert im Basketball und im Nachwuchsteam des Bundesligisten ratiopharm Ulm unterwegs war und jetzt im Zehnkampf sein Potenzial offenbarte, sowie an Martin Kratz (TV Gelnhausen), der mit 7.003 Punkten erstmals die 7.000 Punkte-Marke überbot.

"Es war super, dass wir so viele Teilnehmer hier hatten, das gab es in den letzten Jahren nie", sagte Tim Nowak. "Das hat so gut getan. So viele Jungs, die hier richtig gefightet und gute Punktzahlen gemacht haben, viele haben sich enorm gesteigert. Dass da mal wieder eine richtige Ehrenrunde zusammenkam, hat mich richtig gefreut."

Mehrkampf-DM 2021 Wesel

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