| U23-DM Koblenz

Frauen, Tag 2: Merle Homeier und Mikaelle Assani mit hochklassigem Duell – Sprintkönigin Sophia Junk

Am zweiten Tag bei den 78. Deutschen U23-Meisterschaften der Frauen in Koblenz gab es insbesondere in der Weitsprunggrube und auf der Laufbahn starke Leistungen und spannende Wettkämpfe.
Michael Wiener

Welche Dramatik im Weitsprung auf hohem Niveau! Da dachte Merle Homeier (LG Göttingen) nach dem ersten Versuch und der Bestleistung von 6,60 Metern, dass „ich meinen Job getan habe und die Luft vielleicht ein bisschen raus ist“. Aber da hatte sie die Rechnung ohne Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) gemacht. Die U20-Athletin sprang im fünften Versuch ebenfalls 6,60 Meter und schob sich in Europa in ihrer Altersklasse auf Rang zwei. „Das konnte ich mir nicht bieten lassen“, lachte Merle Homeier später im Interview.

Zuvor steigerte sie sich im sechsten Durchgang erneut, um einen Zentimeter auf 6,61 Meter – gleichbedeutend mit der geteilten Führung in Europa im U23-Bereich. „Ich bin technisch sehr zufrieden, habe fast immer das Brett gut getroffen. Am Absprung müssen wir noch arbeiten, dass ich dort mehr nach vorn gehe und nicht absacke.“ Hinter Mikaelle Assani, die sich gleich um 23 Zentimeter verbesserte, knackte auch Lea-Sophie Klik (LAC Erdgas Chemnitz) im fünften Versuch die Norm für die U23-EM in Tallinn (Estland; 8. bis 11. Juli) mit 6,41 Metern. Für sie bedeutete dies eine Steigerung um fünf Zentimeter.

Sophie Junk macht das Sprint-Double perfekt

Zweites Rennen, zweiter Sieg, zweite Bestleistung. Sophia Junk (LG Rhein-Wied) legte nach Gold über die kürzeste Freiluftdistanz am Samstagabend auch über 200 Meter nach. 23,03 Sekunden trotz über einem Meter pro Sekunde Gegenwind bedeuteten erneut eine neue Bestzeit für die Inhaberin des Rheinlandrekords, die in Koblenz wohnt. „Gerne hätte ich die 23 Sekunden natürlich geknackt, bin aber insgesamt hochzufrieden mit dem Wochenende. Das war ein guter Härtetest für Tallinn“, so Sophia Junk, die bei der EM nach aktuellem Stand über 200 Meter und mit der Staffel antritt. Ihr Sieg über die halbe Stadionrunde war nie in Gefahr, die zweite Normerfüllerin am Start, Talea Prepens (TV Cloppenburg), folgte in 23,31 Sekunden.

Samantha Borutta wieder über 70 Meter

Geht da noch was in Richtung Norm für die Olympischen Spiele? Das war die Frage vor dem Hammerwurf bei Samatha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen), der dafür noch etwas mehr als ein Meter fehlte. „Das habe ich immer im Hinterkopf, aber es zählen erstmal die 70 Meter und der Titel“, sagte sie nach dem Wettkampf, in dem sie ihre beiden Ziele erreichte, auch wenn „die Würfe technisch nicht so schön waren“. Im fünften Versuch landete ihr Hammer im vierten Wettkampf in Folge über 70 Meter (70,13 m), der Titel war ihr damit nicht zu nehmen. Im letzten Durchgang schob sich Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) von Rang vier auf zwei, steigerte ihre Bestleistung mit den erzielten 64,06 Metern um fast zwei Meter und schob sich an die Spitze der deutschen U20-Jahresbestenliste.

Energieleistungen von Melanie Böhm und Luna Thiel

Ein packendes Duell boten Melanie Böhm (LG Neckar-Enz) und Elena Kelety (LT DSHS Köln) über 400 Meter Hürden. Beide hatten im Halbfinale nur knapp die U23-EM-Norm verpasst und lieferten sich bis zur letzten Hürde ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ehe Melanie Böhm davonzog und Verpasstes vom Vortag nachholte. In 57,75 Sekunden blieb sie deutlich unter der Richtmarke für Tallinn, ist nun zweitschnellste Deutsche in diesem Jahr und kann für Tallinn planen. „Ich bin unglaublich erleichtert. Nach der letzten Hürde hatte ich nur noch die Uhr im Blick. Das letzte harte Abschlusstraining hat gezeigt, dass ich so schnell laufen kann“, bilanzierte die DM-Sechste freudestrahlend. Elena Kelety konnte ihre Halbfinalleistung in 58,45 Sekunden nicht bestätigen, wurde aber sicher Zweite.

Für Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) lief die Saison über 400 Meter noch nicht nach Wunsch. Doch die 21-Jährige zeigte weiter aufsteigende Form und setzte sich in 53,11 Sekunden durch: „Ein Befreiungsschlag. Ich hatte mich bisher schwer getan, an alte Zeiten anzuknüpfen. Vor dem Finale dachte ich: Alles oder Nichts! Es war wichtig für meinen Kopf zu zeigen, dass ich noch Durchsetzungsvermögen habe.“ Und das zeigte die Titelverteidigerin auf der Zielgeraden, als vier Athletinnen nahezu gleichauf lagen, eindrucksvoll. Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die im Vorlauf unter 53 Sekunden geblieben war, wurde in 53,21 Sekunden Zweite vor der zwischenzeitlich Führenden Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund; 53,35 sec).

Von vorn weg bestritt Julia Ulbricht (1. LAV Rostock) den Speerwurf-Wettkampf, trotz Fußproblemen. Im ersten Versuch landete ihr Arbeitsgerät bei 53,50, im dritten dann bei 54,02 Metern – letztlich die Siegesweite. „Die vergangenen Wochen lief es gar nicht gut, heute war das Mal wieder bisschen Speerwerfen. Dennoch ist sehr viel Luft nach oben.“ Im letzten Versuch katapultierte sich Lea Wipper (SC DHfK Leipzig) mit 53,90 Metern noch von Platz vier auf den Silberrang, für Tallinn reichte das aber für die letztjährige 57-Meter-Werferin nicht. Dazu meinte Julia Ulbricht: „Schade, ich hätte ihr das gegönnt. Dann hätte ich eine Begleiterin gehabt bei der EM. Zumal ich danach im letzten Durchgang noch hätte nachlegen können.“

Lea Riedel setzt sich im Vierkampf durch

Saarland-Rekordhalterin Sara Benfarès (LC Rehlingen) marschierte von Beginn an vorneweg über 1.500 Meter und siegte souverän in 4:13,51 Minuten. „Ein bisschen schneller wäre schön gewesen“, fasste die Saarland-Rekordhalterin ihren Soloritt zusammen. Die gebürtige Französin hat bereits einen Nationalitätenwechsel beantragt und will künftig für Deutschland an den Start gehen. Trainiert wird sie von ihrem Vater Samir und Adi Zaar. Verena Meisl (LG Olympia Dortmund; 4:23,92 min) hatte die Verfolgung alleine aufgenommen, wurde aber auf den letzten 200 Metern noch von Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe; 4:22,99 min) überholt.
 
Im Kugelstoßen hatten vier Athletinnen bereits die Norm von 16 Metern erfüllt, und unter diesem Quartett war die Reihenfolge relativ offen. Lea Riedel (VfL Sindelfingen) setzte sich mit im vierten Versuch erzielten 16,54 Metern durch und stieß damit so weit wie seit 2019 im Freien nicht mehr. „Ich bin konzentriert geblieben und konnte alles umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten. Jetzt gilt es, an der Konstanz zu arbeiten“, sagte die 22-Jährige, die damit elf Zentimeter vor Hanna Meinikmann (TV Wattenscheid 01) landete.

Leni Freyja Wildgrube mit Minimalaufwand

Nur zwei gültige Versuche benötigte Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam), um im Stabhochsprung ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. „Das Einspringen war nicht gut. Daher war ich erleichtert, als ich 4,10 Meter im ersten Versuch geschafft hatte. Mit 4,25 Metern konnte ich nochmal die Norm bestätigen. Dann wollte ich noch höher, aber vielleicht war die Luft etwas raus“, freute sich die Zweite der U18-WM von 2017, die bei den Versuchen über 4,35 Meter schon als Gewinnerin feststand.

„Genau wie geplant“, fasste Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ihren Triumph über 800 Meter zusammen. Nachdem sie im Feld mitgeschwommen war und nach rund 62 Sekunden die erste Runde absolviert hatte, setzte sie sich auf der Gegengeraden ab. „Ich habe auf meinen Schlussspurt gebaut, das hat funktioniert“, beschrieb Maitje Kolberg ihre Taktik. Zehn Tage in St. Moritz zuletzt hatten ihr gutgetan, „sowohl vom Training her als auch für die Seele“.

Über 5.000 Meter setzten sich Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg) und Blanka Dörfel (SCC Berlin) direkt nach dem Start vom Feld ab. Die Hauptstädterin hielt sich zumeist im Windschatten, wurde ihrer Favoritenrolle auf den letzten Runden gerecht und sagte nach ihrem lockeren Sieg in 16:20,38 Minuten: „Emma hat das gut gemacht und ein hohes Tempo angeschlagen. Ich bin froh, dass ich mitgehen und das Tempo zum Schluss anziehen konnte. Hinten raus lief es für mich richtig gut.“ Emma Heckel wurde Zweite in 16:25,17 Minuten.

U23-DM 2021 Koblenz live

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