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Duale Karriere | Linn Kleine: „Mein Fokus liegt voll und ganz auf meinen sportlichen Zielen“

Für viele Talente im Nachwuchsleistungssport stellt sich nach der Schullaufbahn die Frage, wie es künftig parallel zum Sport weitergehen soll. Ausbildung? Studium? Oder doch der direkte Berufseinstieg? Die Möglichkeiten sind heutzutage vielseitig. Umso wichtiger ist es dabei den Überblick zu bewahren. In unserer Reihe zur dualen Karriere stellen wir in den kommenden Tagen verschiedene Optionen für Leistungssportlerinnen und -sportler vor. Heute berichtet Nachwuchsathletin Linn Kleine, wie sie den Weg zum Psychologie-Studium gefunden hat.
Linn Kleine/nw

2018 wurde sie EYOF-Vierte über 3.000 Meter. 2019 Sechste der U20-Europameisterschaften über 5.000 Meter. Linn Kleine (LG Olympia Dortmund) untermauerte in der Vergangenheit im Nachwuchsbereich ihr Lauftalent. Für die 19-Jährige war daher klar, dass sie auch nach dem Abitur 2020, welches sie mit der Traumnote 0,76 abschloss, dem Leistungssport treu bleiben wollte. Im Rahmen der Reihe „Duale Karriere | Sport und Ausbildung in Einklang“ berichtet Linn Kleine darüber, wieso sie sich parallel zum Sport für ein Psychologie-Studium entschieden hat und welche Faktoren beim Entscheidungsprozess eine Rolle spielten.

Am 27. Juni vergangenes Jahres war es endlich so weit: Der lang ersehnte Tag meiner feierlichen Zeugnisvergabe in der Aula des Goethe-Gymnasiums Dortmund war gekommen. Während ich all meine Schulfreundinnen und Schulfreunde sowie Lehrerinnen und Lehrer verabschiedete und die letzten 13 Schuljahre Revue passieren ließ, begann sich in meinem Kopf auch schon das Gedankenkarussell zu drehen: Wie soll es jetzt weitergehen?

Bis zum Abitur war der Weg für mich immer klar: Im Februar 2017 zog ich mit 15 Jahren ins Sportinternat nach Dortmund und wechselte auf die hiesige NRW-Sportschule. Dort wurde ich während meiner letzten dreieinhalb Schuljahre von allen Seiten unterstützt, um schulische und sportliche Leistungen gut miteinander vereinbaren zu können.

Und auch für meine weitere Zukunftsplanung lagen mir zwei Aspekte sehr am Herzen: Erstens musste sich meine berufliche Karriere optimal mit dem Leistungssport in Einklang bringen lassen. Zweitens wollte ich die Entscheidung auch nach Beendigung meiner aktiven Sportkarriere auf keinen Fall bereuen, sondern nach dem Leistungssport mit Freude meiner Arbeit nachgehen. Bestenfalls einer Arbeit, durch die ich auch weiterhin dem Sport verbunden bleibe.

„Die Optionen, die sich mir boten, waren vielfältig“

Über mehrere Wochen tauschte ich mich mit verschiedenen Personen aus meinem engeren Umfeld aus: Vor allem mit meiner Familie, meinem Trainer Pierre Ayadi und meiner Laufbahnberaterin vom Olympiastützpunkt Dortmund Sonja Schöber. Sie alle wollten nur das Beste für mich, hatten aber dennoch unterschiedliche Perspektiven. Mir wurde früh bewusst, dass ich allein letztendlich mit der Entscheidung zufrieden sein musste und kaum allen Erwartungen gerecht werden konnte.

Die Optionen, die sich mir boten, waren vielfältig: Über die Sportförderung wäre eine Ausbildung oder ein Studium bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr möglich gewesen. Dort hätte ich gute Chancen auf eine Übernahme nach meiner Sportkarriere gehabt und wäre auf viel Verständnis für den Leistungssport gestoßen. Doch beides schloss ich von Anfang an für mich aus, da mich andere Inhalte mehr ansprachen: So dachte ich über ein Studium in Richtung Medizin, Psychologie, Biologie oder Journalistik nach. Schon bei der Wahl meiner Abiturfächer (Biologie, Englisch, Mathe und Geschichte) war mein Interesse für diese Bereiche geweckt.

Am liebsten wäre mir persönlich ein Fernstudium gewesen, um mir die auf Dauer zeitaufwändige Anreise zur Uni zu ersparen. Schon während der Abiturvorbereitung war mir klargeworden, dass mir das selbstständige Arbeiten von zu Hause aus sehr leichtfällt. Selbstverständlich lässt sich der Spagat zwischen Studium und Leistungssport auch besser meistern, wenn man sich die Zeiten fürs Online-Studium selbst einteilen kann. Leider fiel meine Entscheidung aufgrund finanzieller Aspekte recht früh gegen ein Fernstudium. Denn der Großteil der Fernuniversitäten ist privat und der Semesterbeitrag entsprechend hoch im Vergleich zu staatlichen Unis.

„Die Nähe zu meinen Trainingsstätten spielt für mich eine große Rolle“

Natürlich wäre auch ein Studium an der TU Dortmund naheliegend gewesen. Denn seit meinem Auszug aus dem Sportinternat Dortmund am Rombergpark wohne ich quasi auf dem Südcampus der TU in einem Studentenwohnheim. Aus meiner Schulzeit habe ich allerdings mitgenommen, dass der Weg des geringsten Widerstandes nicht zwangsläufig der Beste ist. Deshalb studierte ich ausgiebig die Modulhandbücher verschiedener Studienfächer und traf nach nächtelangem Grübeln meine Entscheidung: ein Psychologiestudium an der Ruhr-Universität Bochum.

Denn vor allem die Nähe zu meinen Trainingsstätten spielt für mich eine große Rolle. Dort trainiere ich täglich mit meiner Trainingsgruppe der LG Olympia Dortmund und bin daher eng an Dortmund gebunden. Außerdem komme ich von dort schnell zur Ruhr-Universität nach Bochum sowie in meine Heimat Hamm. Diese kurzen Wege hätten sich nicht ergeben, wenn meine Wahl auf ein Psychologiestudium in Wuppertal, Münster oder Köln gefallen wäre.

Mittlerweile liegt das erste Semester hinter mir: Meine größte Sorge, dass das Studium inhaltlich nicht meinen Vorstellungen entsprechen könnte, kann ich getrost abhaken. Ich gehe in der Psychologie voll auf und es bieten sich mir nach meinem Master viele Berufsperspektiven – sowohl im Sportbereich als auch darüber hinaus. Zum Beispiel besteht dank des neuen Psychotherapeutengesetzes die Möglichkeit, an mein Studium direkt eine Approbation anzuknüpfen.

„Mein Fokus liegt voll und ganz auf meinen sportlichen Zielen“

Eine einzige positive Sache kann ich der aktuellen Situation rund um die COVID-19 Pandemie abgewinnen: Momentan darf an der Ruhr-Uni Bochum keine Präsenzlehre stattfinden. Stattdessen ist die RUB komplett auf die Online-Lehre gewechselt, sodass ich in meiner Tagesplanung flexibler bin und viel Zeit einspare.

Zudem kommt mir zugute, dass ich mich weniger streng nach dem Studienverlaufsplan richten muss. Mein Fokus liegt voll und ganz auf meinen sportlichen Zielen. Das Psychologiestudium soll für mich ein zweites Standbein sein. Dabei unterstützt mich die Studienberatung für Spitzensportlerinnen und Spitzensportler an der RUB sowie die Sportstiftung NRW, zum Beispiel durch das Deutschlandstipendium.

Ich bin sehr dankbar, so starke Partner an meiner Seite zu wissen, die mir die Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport in dieser Form ermöglichen!

Duale Karriere | Sport und Ausbildung in Einklang
Übersichtstext zur Themenreihe "Duale Karriere"
Mit der Laufbahnberatung begleitend zum Erfolg
Die Ausbildung bei der Bundespolizei als "Unikum" für Leistungssportler
Pilot, Ärztin, Chef im Fitnessstudio: Die vielfältigen Berufe der Leichtathleten
Mit der Polizei auf Verbrecherjagd
Mit der Bundeswehr im Rücken zum sportlichen und beruflichen Erfolg
Studium, Förderungsmöglichkeiten und Fazit

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