Gleich zwei Goldmedaillen holte sich am zweiten Tag der Deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn U18-Talent Steven Richter ab: Sowohl im Diskuswurf als auch im Kugelstoßen war er unangefochten. Einen beeindruckenden Auftritt über 1.500 Meter der U20 legte Sven Wagner hin.
Der große Favorit über 1.500 Meter der U20 ließ es am Samstag bei der Jugend-DM in Heilbronn gemächlich angehen. Am Ende des Feldes beobachtete Sven Wagner (USC Mainz; 3:59,51 min) die Konkurrenz, bevor er sich vor der letzten Runde in Position brachte und dann den Turbo zündete (zum Video). Folgen konnte diesem Tempo niemand. "Ich hatte einen Masterplan, aber man kann nie wissen, ob der aufgeht. Man darf sich nicht zu sicher sein und muss immer Respekt vor der Konkurrenz haben", sagte er.
Den U20-Titel ("Einen schöneren Saison-Abschluss könnte ich mir nicht vorstellen") sowie eine Steigerung der Bestzeit auf 3:42,47 Minuten nimmt er mit in die Aktivenklasse. Und den Vorsatz, sich dort in Zukunft noch weiter in die nationale Spitze zu arbeiten als zuletzt im August mit Platz acht bei der DM-Premiere in Braunschweig. Dafür will er sich noch mehr von Mainz in Richtung Frankfurt orientieren, wo er bereits in einer starken Gruppe bei Benjamin Stalf trainiert. Nach dem erfolgreichen Abi wird er jetzt an der Universität Frankfurt ein Psychologie-Studium aufnehmen.
Die Goldmedaille über 1.500 Meter in der U18 ging mit Christoph Schrick (ASC Darmstadt; 4:15,56 min) an einen Trainingspartner von Sven Wagner. Dieser wählte eine andere Taktik, bestimmte das Rennen bald von der Spitze und hielt diese Position in einem spannenden Rennen bis zur Ziellinie. Richtig eng wurde es dahinter. Während Tim Kalies (Braunschweiger Laufclub; 4:15,05 min) Silber absicherte, spurtete Tim Hofmann (VfL Sindelfingen; 4:15,32 min) noch außen an Jan Eric Büsing (SC Poppenbüttel; 4:15,38 min) vorbei (zum Video).
Steven Richter holt zwei Titel
Gleich vier Athleten waren im Diskuswurf der U18 mit Bestleistungen deutlich jenseits der 60 Meter nach Heilbronn gereist. Dort setzte sich der neue Inhaber der deutschen U18-Bestleistung durch: Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) schleuderte die Scheibe im dritten Versuch auf 64,56 Meter und hatte damit Gold vor Tizian Noah Lauria (LG Filder; 62,05 m) und Marius Karges (LG Eintracht Frankfurt; 61,50 m) in der Tasche (zum Video).
„Der Titel ist mir viel wert“, erklärte Steven Richter anschließend, „denn ich war letztes Jahr und auch im Winter sehr unsicher.“ Sechs ungültige Versuche waren bei den Deutschen U18-Meisterschaften im Winterwurf für ihn eingegangen, bei der letztjährigen Freiluft-DM hatte er sich mit Platz acht zufriedengeben müssen. „Technisch sauber werfen und gültig“ – so sei daher der Plan für die Saison und für Heilbronn gewesen, und der ging auf.
Zumindest im Diskuswurf. Denn wenig später stand der 17-Jährige für das U18-Kugelstoßen schon wieder im Ring. Nur einen einzigen gültigen Versuch brachte Steven Richter da zustande. Aber der reichte: Mit 20,55 Metern gelang dem Drehstoßer gleich in Runde eins die Gold-Weite. Mit-Favorit Dominik Idzan (LG Stadtwerke München; 19,73 m) mühte sich dieses Mal vergeblich an der 20-Meter-Marke.
Luke Zenker und Oliver Koletzko unangefochten
Als der Favorit im Stabhochsprung der U18 einstieg, waren die Medaillen schon so gut wie vergeben: Bis auf zwei Athleten hatte sich die Konkurrenz nach 4,40 Metern verabschiedet. Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) flog auf Anhieb über 4,60 Meter, damit hatte er den Platz auf dem Podium vor Ben Bichsel (LG Radolfzell; 4,60 m) und Lion-Jerome Tür (LG Neckar-Enz; 4,50 m) sicher. Nach 4,70 Metern im Dritten begann seine One-Man-Show. Während die Konkurrenz sich in einem Spalier mit Abstand aufreihte und mit rhythmischem Klatschen für Stimmung sorgte, schwang sich Luke Zenker noch über 4,80 und zeigte zwei gute Versuche über 5,00 Meter (zum Video).
Der Weitsprung der U18 war wie erwartet fest in der Hand von Oliver Koletzko (Wiesbadener LV). Jeder der fünf gültigen Sprünge hätte für den Titel gereicht, der weiteste wurde mit 7,46 Metern vermessen. Die Gunst der Zuschauer auf der Haupttribüne hatte er auf seiner Seite, das Quäntchen Glück für den Ausruscher nach oben nicht: Die deutsche U18-Bestmarke von 7,77 Metern, der er sich schon zweimal bis auf fünf Zentimeter genähert hatte, blieb außer Reichweite (zum Video).
Tyrel Prenz: Erst Silber, dann Gold
Die Zielgerade über 400 Meter gehörte im Finale der U18 Tyrel Prenz. Der junge Potsdamer, der zwei Wochen zuvor noch DM-Silber im Zehnkampf gewonnen hatte, hatte sich für die letzten 100 Meter die meisten Körner aufgespart und rannte noch an Elia Ziem (SC Neubrandenburg; 48,34 sec) und Friedrich Rumpf (1. VfL Fortuna Marzahn; 48,28 sec) vorbei. Neben Gold gab's in 47,99 Sekunden mit einer Steigerung um acht Zehntel die erste Zeit unter der 48-Sekunden-Marke (zum Video).
Elf Hundertstel mehr brauchte der U20-Sieger für die Stadionrunde: Max Tank (SC Friedrichsthal; 48,10 sec) rang in einem spannenden Schlussspurt noch den lange führenden Favoriten Aurelio Maulana (LAC Erdgas Chemnitz; 48,45 sec) nieder, Bronze holte sich Bela Karn (Hamburger SV; 48,56 sec) (zum Video).
Aaron Giurgian wie entfesselt
Aaron Giurgian (ASC Darmstadt) schlug nach dem U18-Finale über 110 Meter Hürden die Hände über dem Kopf zusammen, als könne er sein Glück kaum fassen: In 13,74 Sekunden war der Athlet, der mit seinem weißen Stirnband und dem Laufstil stark an den Deutschen Meister über 400 Meter Hürden Constantin Preis (VfL Sindelfingen) erinnerte, kurz zuvor über die Ziellinie gestürmt (zum Video).
Er wiederholte damit seinen Coup aus dem Vorjahr, als er in Ulm in 13,85 Sekunden Gold geholt hatte. Auch Shelton Marion Quinze (SC Berlin; 13,94 sec) blieb mit einer Steigerung von einer halben Sekunde noch unter 14 Sekunden, Bronze gab's für Tom Anderer (TSV 05 Reichenbach; 14,06 sec).
Simon Wulff schnell wie nie
Zum Ende der Vormittags-Session wurde der schnellste deutsche Nachwuchssprinter ohne Hürden gesucht. Nachdem der Jahresbeste Fabian Olbert (LG Stadtwerke München; 10,38 sec) die weitere Saison mit einer Schulterverletzung abbrechen musste und James Adebola (OSC Berlin) mit einem Fehlstart aus dem Rennen war, war der Weg über 100 Meter der U20 frei für Simon Wulff. Der Dresdner dominierte das Finale ab dem ersten Schritt und wurde für eine überzeugende Vorstellung nicht nur mit Gold, sondern auch mit einer Bestleistung von 10,41 Sekunden belohnt (zum Video).
In der männlichen U18 stand dagegen zum Tagesende die Entscheidung über die doppelt so lange Sprintdistanz auf dem Programm. Die Entscheidung über 200 Meter wurde zu einem Duell zwischen Tobias Morawietz (21,78 sec) und Friedrich Rumpf. Mit dem besseren Ende und fünf Hundertstel Vorsprung für Tobias Morawietz, der dem VfL Wolfsburg nach dem 100-Meter-Sieg von Deniz Almas bei der Aktiven-DM das nächste Sprint-Gold bescherte (zum Video).
Friedrich Rumpf überzeugte dennoch mit der zweiten DM-Medaille innerhalb von wenigen Stunden, er ließ auf 400-Meter-Bronze 200-Meter-Silber folgen. Auch der drittplatzierte Tom Anderer (21,93 sec) schaffte nach Hürden-Bronze zum zweiten Mal an diesem Tag den Sprung aufs Treppchen.
Erster 15-Meter-Sprung für Tim Kuhn
Eric Maihöfer (LG Staufen) machte es im Kugelstoßen der U20 wie im Vorjahr: Der einzige 20-Meter-Stoß im Feld bescherte ihm die Titelverteidigung. „Hinten im Ausstoß muss ich noch stabiler werden, und ich brauche mehr gültige Versuche“, beschrieb er anschließend die Punkte, an denen er noch feilen will. Mit 20,17 Metern fehlten nur 35 Zentimeter zur Bestmarke, damit zeigte sich zufrieden, Joel Akue (LG Stadtwerke München; 18,38 m) und Kevin Reim (WSG Schwarzenberg-Wildenau; 18,24 m) distanzierte er deutlich (zum Video).
Im Diskusring behauptete sich in der U20-Altersklasse Favorit Matteo Maulana (LAC Erdgas Chemnitz) mit drei Würfen über die 58-Meter-Marke. Zwar blieb seine Bestmarke von 62,71 Metern unerreicht, 58,28 Meter reichten aber, um dahinter Magnus Zimmermann (SV Halle; 56,23 m) in Schach zu halten (zum Video).
Im Dreisprung der U20 konnte Tim Kuhn (SV Vorwärts Zwickau) mit einem Sprung auf 15,01 Meter erstmals die 15-Meter-Marke überbieten (zum Video). In einem spannenden Duell mit Luis Grewe (VfL Eintracht Hannover) war das Gold wert – erst im sechsten Versuch übertrumpfte er den Niedersachsen, hinter dem er zuvor weitengleich mit 14,56 Metern auf dem Silberrang gelegen hatte. Bronze ging in Abwesenheit des Jahresbesten Max-Ole Klobasa (LC Jena) an Nicklas Sammet (MTG Mannheim; 14,41 m).
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...