In den Altersklassen von der U18 bis zu den Aktiven werden am kommenden Wochenende die Deutschen Meister im Zehnkampf und die Deutschen Meisterinnen im Siebenkampf ermittelt. Im Fokus stehen in Vaterstetten die Vize-Weltmeisterin von 2017 Carolin Schäfer und der Bronzemedaillen-Gewinner der Hallen-WM von 2016 Mathias Brugger. Das ZDF überträgt am Samstag und Sonntag umfangreich im Netz und im TV.
Es ist endlich wieder Mehrkampf-Zeit! Und anders als in den vorherigen Ausgaben der Titelkämpfe bilden die Deutschen Meisterschaften in Vaterstetten (21. bis 23. August) im Jahr der Corona-Pandemie für Deutschlands Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer den Höhepunkt der Saison. Nicht alle DLV-Topathleten werden an den Start gehen, dafür gibt es unterschiedliche Gründe. An der Spitze aber sind die Felder mit internationalen Medaillengewinnern stark besetzt, und in den Nachwuchs-Klassen wackelt sogar eine deutsche Bestleistung.
„Ich freue mich auf ein Stück Normalität in Zeiten von Corona und halte den Wettkampf für extrem wichtig“, blickt der neue Leitende Bundestrainer Mehrkampf und zweimalige Olympia-Teilnehmer Frank Müller voraus. „Als im Frühsommer feststand, dass die Meisterschaften stattfinden können, war das ein wichtiges Signal und große Motivation gerade für die jüngeren Athleten.“
Von den U18- und U20-Athleten erwarte er sich daher einige starke Leistungen: „Im Siebenkampf der weiblichen U18 zum Beispiel haben Serina Riedel und Marie Dehning schon gezeigt, dass sie in Topform sind“, hob er zwei davon hervor. „Im Top-Bereich ist es super, dass mit Mathias Brugger ein 8.000 Punkte-Athlet dabei ist, der versuchen wird, mit Lockerheit und Konzentration seinen ersten DM-Titel zu erringen. Bei Carolin Schäfer bin ich gespannt auf ihren ersten Siebenkampf mit ihrem neuen Trainerteam.“
Kleine Premiere für Carolin Schäfer
Die Vize-Weltmeisterin von 2017 führt das Feld der Frauen an: Der Weg zur Goldmedaille führt nur über Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt), deren erster und bisher einziger DM-Titel bei den Aktiven sieben Jahre zurückliegt. Sie wird den Auftritt in Vaterstetten auch dazu nutzen, im Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) zu testen, wie das veränderte Training angeschlagen hat: Erstmals wird sie im Mehrkampf von ihren neuen Trainern Michael und Stefanie Kaul betreut, den Eltern von Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz). Ein paar gute Resultate hat sie in dieser Saison schon auf der Habenseite, zum Beispiel 50,54 Meter mit dem Speer.
Ihre Herausforderinnen kommen aus Leverkusen und heißen Mareike Arndt und Anna Maiwald. Beide zählen zu Deutschlands 6.000 Punkte-Athletinnen, beide haben schon zwei deutsche Meistertitel auf dem Konto. Mit ihrem ersten 6.000er liebäugelt Vanessa Grimm (Königsteiner LV), der zuzutrauen ist, das Spitzen-Trio zu sprengen – zumal Sophie Weißenberg (SC Neubrandenburg), mit der sie im Vorjahr noch gemeinsam bei der U23-EM gestartet war, mit Problemen am Fuß auf einen Start verzichtet und sich schon auf die Olympia-Vorbereitung konzentriert.
Mathias Brugger auf den Spuren von Arthur Abele
2013 ging letztmals ein deutscher Meistertitel im Zehnkampf mit einem Resultat jenseits der 8.000 Punkte weg – an den späteren Europameister Arthur Abele (SSV Ulm 1846). 2020 ist es sein Trainingspartner Mathias Brugger, dem dieser Coup gelingen könnte. Seine Bestmarke von 8.304 Zählern wird wahrscheinlich außer Reichweite sein, zu viele Kompromisse waren im Training aufgrund von Corona notwendig, zudem hat der WM- und EM-Teilnehmer nach der Olympia-Absage viel Zeit in sein Studium investiert. Mit einem kämpferischen Auftritt und im besten Fall einem 8.000er will der Dritte der Hallen-WM von 2016 aber dennoch seine „Road to Tokyo“ einläuten.
Ähnlich wie im Siebenkampf der Frauen lauern dahinter die Herausforderer auf ihre Chance, falls der Favorit patzt: Jan Ruhrmann (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), der in der U20 schon an der 8.000 Punkte-Marke gekratzt hat, die beiden U23-Athleten Jannis Wolf (Aachener TG) und Luca Dieckmann (SSV Ulm 1846), oder Youngster Malik Diakité (Hannover 96), im Vorjahr Achter der U20-EM.
In einer besonderen Funktion ist dieses Mal Weltmeister Niklas Kaul vor Ort: Der Mainzer ist am Samstag als Co-Kommentator des Livestreams und am Sonntag als Gesprächsgast der Live-Übertragung für das ZDF im Einsatz. Aufgrund einer Ellbogen-Operation kann er nicht teilnehmen, auch weitere deutsche Topathleten wie Arthur Abele, Tim Nowak und Manuel Eitel müssen mit kleineren oder größeren Beschwerden verzichten, Titelverteidiger Florian Obst (alle SSV Ulm 1846) hat seine Karriere beendet. In einem Einlage-Dreikampf (wir berichteten) präsentieren sich Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) und Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt).
Marcel Meyer von Till Steinforth gefordert
Der Zehnkampf der männlichen U20 könnte ein Duell zwischen Marcel Meyer (Hannover 96) und Till Steinforth (SV Halle) bereithalten. Vorgelegt hat mit neuer Bestleistung der junge Hallenser: Mitte Juli konnte er bei einem Heimspiel 7.227 Punkte sammeln. Bei 7.465 Punkten aus dem Vorjahr liegt der Hausrekord des Hannoveraners, der in diesem Jahr schon im Hallen-Siebenkampf die nationale Konkurrenz hinter sich gelassen hat. Nach Einzel-Bestleistungen im Freien mit der Kugel (14,81 m), dem Diskus (44,92 m) und im Hochsprung (1,96 m) dürfte ihm die Favoritenrolle gehören.
Die Favoritinnen in der weiblichen U20 heißen Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau) und Lara Siemer (Rukeli Trollmann e.V.). Beide haben in diesem Jahr schon die ersten Siebenkampf-Marken gesetzt, mit Bestleistung von 5.507 Punkten hatte hier Lara Siemer im Fernduell die Oberhand – bei ihren 5.306 Punkten war bei Jenna Fee Feyerabend aber sicher noch Luft nach oben, konnte sie doch in ihrer Paradedisziplin, dem Hochsprung, mit 1,70 Metern noch nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Ein Geheimtipp auf die Medaillen: Lilian Tösmann (BV Teutonia Lanstrop). Die Siebenkampf-Bestmarke der Deutschen U20-Vizemeisterin im Fünfkampf von 4.844 Punkten dürften bald Geschichte sein, wenn sie die Form der Hallensaison in Vaterstetten bestätigen kann. Leider nicht dabei ist Lucie Kienast (SV Halle), die mit 6.009 Punkten zurzeit gar die Nummer eins der Welt ist, sich aber bei der DM in Braunschweig im Weitsprung verletzte.
Angriff auf die deutsche U18-Bestleistung im Siebenkampf
Das in der Breite und Spitze stärkste Feld ist im Siebenkampf der weiblichen U18 gemeldet. Serina Riedel (TSV Zeulenroda; 5.773 Pkt) und Marie Dehning (LG Celle-Land; 5.701 Pkt) waren im Juli jeweils nicht weit von der deutschen Bestleistung entfernt, die im nationalen U18-Siebenkampf mit 100 statt 200 Metern bei 5.795 Punkten liegt. Auf 5.559 Punkte konnte sich Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) steigern, damit greift auch sie im 28 Teilnehmer großen Feld nach den DM-Medaillen.
Die 7.000 Punkte-Marke haben die U18-Zehnkämpfer im Visier, wenn in Vaterstetten am Freitag der erste Startschuss fällt. Am nächsten kam dieser Marke im Jahr 2020 bisher Tyrel Prenz (SC Potsdam; 6.952 Pkt), auch Maximilian Karsten (VfL Wolfsburg; 6.814 Pkt) fehlte bei demselben Wettkampf Mitte Juli in Halle/Saale nicht viel. Dem Deutschen Vizemeister im Neunkampf der U16 Jonas Perner (LG Fichtelgebirge) könnte seine neue Stabhochsprung-Bestleistung von 4,81 Metern in seinem ersten U18-Zehnkampf in den Kreis der Medaillenkandidaten katapultieren.
Mehrkampf-DM 2020 live |
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Das ZDF überträgt die Titelkämpfe in Vaterstetten am Wochenende umfangreich im Livestream und im TV. Am Samstag startet der Livestream um 13:25 Uhr, am Sonntag um 10:55 Uhr. Am Sonntag stehen die Meisterschaften zudem auch im TV im Rahmen einer ZDF SPORTextra-Sendung von 15:35 bis 17:00 Uhr im Mittelpunkt. Auf leichtathletik.de finden Sie darüber hinaus Live-Ergebnisse, Fotos, Tageszusammenfassungen und unseren Mehrkampf-Rechner, mit dem Sie selbst Prognosen erstellen und mitfiebern können. Einblicke hinter die Kulissene erhalten Sie wie gewohnt bei @dlv_online auf Instagram. |