Die 60 Meter der Männer hatten schon im Vorfeld der Hallen-DM jede Menge Spannung versprochen. Das Finale am Samstagabend entwickelte sich zu einem echten Sprintkrimi – mit Überraschungssieger Deniz Almas als nervenstärkstem Sprinter.
Deniz Almas kann sein Glück nicht fassen. Nach dem Zieleinlauf des 60-Meter-Finals am Samstagabend schlägt sich der Sprinter auf die Brust und schreit seine Freude in die Kameras. Denn gerade ist dem 22-Jährigen vom VfL Wolfsburg bei den Deutschen Hallenmeisterschaften das geglückt, womit kaum jemand gerechnet hat. In 6,60 Sekunden krallt sich der „schnellste Wolf“ den Meistertitel.
Dabei waren in der Quarterback Immobilien Arena nicht nur schnelle Beine gefragt, sondern auch stahlharte Nerven. Denn was sich schon im DM-Vorfeld angedeutet hatte, bewahrheitete sich in den 60-Meter-Halbfinals knapp anderthalb Stunden vor dem Finale. Zwischen 6,63 und 6,68 Sekunden sprinteten dort die acht Finalisten. Es war klar, dass wenige Hundertstel im Endlauf über die Medaillen entscheiden würden.
Erst der dritte Start im Finale klappt
Im Finale wurden die Nerven weiter strapaziert: Der erste Startversuch klappte nicht, Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) erhielt wegen Startverzögerung die Gelbe Karte. Beim zweiten Anlauf katapultierte sich der Deutsche Rekordler Julian Reus (LAC Erfurt TopTeam) 13 Tausendstel zu früh aus den Blöcken: Disqualifikation.
Erst der dritte Versuch klappte. Und brachte am Ende einen unerwartet überlegenen neuen Deutschen Meister. In 6,60 Sekunden setzte sich Deniz Almas vor Julian Wagner (LAC Erfurt TopTeam) durch, der seine erst im Vorlauf aufgestellte Bestzeit egalisierte. Bronze sicherte sich Aleksandar Askovic (LG Augsburg) mit drei Tausendstel Vorsprung auf Philipp Corucle (VfB Stuttgart). Für beide wurden 6,66 Sekunden notiert. Julian Wagner sprang vor Glück dem neuen Deutschen Hallenmeister in die Arme. Denn auch der Podiumsplatz für den Thüringer war angesichts der bisherigen Saisonleistungen eine Überraschung.
Gebürtiger Schwabe im Wolfsburger Trikot gewinnt „Heimspiel“
„Ich konnte heute endlich meinen Schritt hinten richtig ziehen und hatte wahrscheinlich die besten Nerven. Unter Druck hatte ich oft zum Beispiel im Jugendbereich Probleme, locker zu laufen. Heute ist mir das gelungen“, jubelte Deniz Almas nach seinem Gold-Coup beim „Heimspiel“.
Denn der gebürtige Schwabe trainiert seit knapp zwei Jahren in Leipzig. Dort wird er von den Bundestrainern Ronald Stein und Alexander John sowie von Sven Knipphals betreut. Den Ex-Sprinter entthronte Deniz Almas nun endgültig als „schnellster Wolf“ und machte in Leipzig mit zwei Bestzeiten im Halbfinale (6,63 sec) und Finale (6,60 sec) seinen Leistungssprung von sieben Hundertsteln perfekt. Den Titel feierte am Abend mit seinem Freundeskreis im Herzen von Leipzig.
Dabei hatte sich der Sprinter gar „keine spezielle Zeit“ im DM-Vorfeld vorgenommen. Dieses Vorgehen will er auch im Sommer beibehalten. An die Olympianorm von 10,05 Sekunden verschwendet er keine Gedanken. „Klar will ich meine Bestzeit steigern, aber das Hauptaugenmerk hat für mich die Staffel“, blickte Deniz Almas voraus. Für ihn wäre es eine Premiere, denn noch nie ist er bei einer großen Meisterschaft für die DLV-Staffel gestartet. Erfahrung hat er trotzdem reichlich. 2017 und 2019 gehörte er zur deutschen 4x100-Meter-Staffel, die bei den U23-Europameisterschaften triumphierte.
Ab Montag Obergefreiter
Das Jahr dazwischen war das schwierigste in der Karriere des Sprint-Aufsteigers. Nur 10,46 Sekunden brachte er 2018 aufgrund von Verletzungsproblemen über 100 Meter auf die Bahn und verlor den Sportförder-Status. Ans Aufgeben dachte er trotzdem nicht. Durch die guten Kontakte zu Sven Knipphals, der früher auch für den VfB sprintete, konnte er nach Wolfsburg wechseln. Im Jahr darauf steigerte er seine 100-Meter-Bestzeit um fünf Hundertstel auf 10,28 Sekunden und ergatterte einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Die Grundausbildung absolvierte er im vergangenen September. Am Montag wird er zum Obergefreiten befördert. „Das ist quasi das zweite Highlight“, sagte der neue Deutsche Hallenmeister.
Bevor Deniz Almas zu einem Top-Sprinter wurde, versuchte er sich als Fußballer. Doch klappen wollte es damit nicht. „Mein Trainer hat immer gesagt, dass ich schneller als der Ball bin. Ich war schon weg, als er Ball kam“, lachte der 60-Meter-Meister bei den Erinnerungen an seine kurze Fußball-Karriere. Eine große Sprint-Karriere könnte am Samstagabend in der Arena Leipzig begonnen haben.
Hallen-DM 2020 Leipzig
Im Video:
Bestzeit und Gold: Deniz Almas nutzt die Gunst der Stunde
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