Sie sind die Local Heroes der Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, denn für sie ist die Halle in Leipzig praktisch so etwas wie ihr Wohnzimmer. Allen voran Kugelstoßer David Storl, der zurück auf dem Weg an die Spitze ist, und 800-Meter-Läufer Robert Farken, der nach Absage von Marc Reuther weiter in den Fokus rückt.
Für manche Athleten ist Leipzig ein Heimspiel. Eine Meisterschaft, bei der sie keine weite Anreise haben, sondern bequem die Nacht über noch zuhause im eigenen Bett schlafen können, bevor sie am Tag auf Medaillenjagd gehen. Einer dieser Local Heroes ist David Storl.
Der Kugelstoßer, der für den SC DHfK Leipzig startet, hatte im Vorjahr mit massiven Problemen zu kämpfen. Nachdem der zweimalige Weltmeister im Winter bei der Hallen-EM in Glasgow (Großbritannien) noch mit Silber seine 15. internationale Medaille feiern konnte, machte ihm im Sommer eine Rückenverletzung zu schaffen. So schwer, dass er die WM-Saison vorzeitig abbrechen musste. Statt zur WM nach Doha (Katar), ging die Reise für den Sachsen in die Reha.
Eine harte Zeit, doch sie scheint sich gelohnt zu haben. Aktuell ist David Storl schmerzfrei und auf dem Weg zu alter Stärke. Bis auf 20,03 Meter stieß er die Kugel in der vergangenen Woche im polnischen Lodz und verkündetet danach zufrieden: „Jetzt beginnt die Vorbereitung auf die Deutschen Hallenmeisterschaften.“ Der Europameister der Jahre 2012, 2014 und 2016 kann hier seinen vierten Hallentitel in Serie gewinnen. Sein wohl größter Herausforderer, der Sindelfinger Simon Bayer, der im vergangenen Sommer als Deutscher Meister in Berlin überraschen konnte, musste seinen Start verletzungsbedingt absagen.
Starke Leipziger Trainingsgruppen
Nur eine marginal weitere Anreise haben die Kugelstoß-Kolleginnen aus der Trainingsgruppe von Bundestrainer Sven Lang. Während die WM-Dritte Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) auf die Hallensaison verzichtet, gehen aus der Gruppe des Leipzigers Lang unter anderem die U23-EM-Zweite Katharina Maisch und die Neunte der Universiade Sarah Schmidt (beide LV 90 Erzgebirge) in den Ring. Ihr Trainingsort liegt rund 45 Autominuten von Leipzig entfernt: am Olympiastützpunk Sachsen in Chemnitz. Die große Favoritin in dieser Disziplin ist Alina Kenzel (VfL Waiblingen), die bereits 2018 Gold bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund gewinnen konnte.
Ein doppeltes Heimspiel sollte die Hallen-DM auch für die Mittelstreckler um den Leitenden Bundestrainer Lauf Thomas Dreißigacker werden. Der Leipziger Robert Farken geht über 800 Meter als Titelverteidiger ins Rennen, als Favorit war jedoch sein neuer Trainingskollege Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) gehandelt worden. Dieser hatte sich der Gruppe Anfang des Jahres auf der Suche nach neuen Reizen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) angeschlossen – eine Zusammenarbeit, die unter anderem mit einer Steigerung auf 1:45,39 Minuten schon Früchte getragen hat. Doch ein Sturz am Mittwoch beim Meeting in Liévin (Frankreich), bei dem er sich am Arm verletzte, macht Marc Reuther einen Strich durch die Rechnung er musste seinen Start in Leipzig kurzfristig absagen.
Die Sprinter aus der Leipziger Trainingsgruppe von Ronald Stein und Alexander John, wie etwa Roy Schmidt (SC DHfK Leipzig), haben ebenfalls einen gewissen Heimvorteil, kennen sie die blaue Bahn doch so gut wie wenige andere Athleten. Auch Hürdensprinter Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01), der zwischen 2013 und 2018 bei jeder Hallen-DM Gold geholt hat, gehört seit einiger Zeit wieder zu dieser Gruppe und bereitet sich in Leipzig auf die Olympischen Spiele vor. Favorit und Titelverteidiger über die Hürden ist Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen). Auch der EM-Fünfte kennt die Leipziger Halle bestens, trainiert er doch wie Balnuweit in der Trainingsgruppe Stein/John.
Hallen-DM 2020 Leipzig