Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Stabhochsprung der Frauen.
Fazit des Bundestrainers
Stefan Ritter, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus?
Stefan Ritter:
Die Weltspitze ist eng zusammen, man benötigt ein konstantes Niveau von 4,80 Meter und mehr, um mit den besten Springerinnen mit zu springen. Die deutschen Stabhochspringerinnen sind aktuell leider nicht in Schlagdistanz zur Weltspitze. Viele unserer Springerinnen hatten mit Verletzungen zu kämpfen, was dazu geführt hat, dass sie ihre Leistungen nicht optimal weiterentwickeln konnten bzw. sich eine erfolgreiche Saison zum Jahreshöhepunkt nicht realisieren ließ. Beim weiblichen Nachwuchs sieht es da etwas besser aus. Hier zeigen Leni Freyja Wildgrube (U20), Moana-Lou Kleiner (U18) und Sarah Vogel (U18), dass sie zu den besten Zehn der Welt in ihren Jahrgängen gehören.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Stefan Ritter:
Sehr erfreulich war, wie Sarah Vogel sich beim Europäischen Olympischen Jugendfestival in Baku mit persönlicher Bestleistung den Sieg gesichert hat. Sie meisterte zwei Höhen mehr als die Konkurrentinnen und hat somit überlegen gewonnen. Nach dem vierten Platz bei der U18-EM im vorigen Jahr war es für Sarah Vogel der nächste große Erfolg auf internationaler Ebene.
Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in Paris?
Stefan Ritter:
Ganz klar stehen die Olympischen Spiele im Mittelpunkt. Das Ziel muss es sein, dass wir wieder zur Top 8 der Welt gehören. Dazu bedarf es einer guten Analyse und zielstrebiger Arbeit, um unsere Stabhochspringerinnen weiterzuentwickeln. Es gilt ein konstantes Niveau von 4,80 Meter zu erarbeiten. Die Springerinnen der zweiten Reihe sind natürlich auch gefordert, sich zu zeigen und den erfahrenen Athletinnen durch gute Leistungen Druck zu machen. Hier gilt es die nächsten Schritte in der Entwicklung zu machen, um Anschluss an die Weltspitze herzustellen. Beim Nachwuchs stehen mit der U20-WM und der U18-EM ebenfalls zwei internationale Meisterschaften an. Auch hier müssen sich die Mädels weiterentwickeln, um eine Medaille zu erkämpfen bzw. unter die Top 8 zu springen.
Internationale Erfolge 2019
Medaillen | (Weitere) Final-Platzierungen | |
---|---|---|
WM | _ | 17. Lisa Ryzih |
Hallen-EM | _ | _ |
U23-EM | _ | _ |
U20-EM | _ | 5. Laure Scheutzow, 6. Dovillé Michelle Scheutzow |
EYOF | Gold: Sarah Vogel | _ |
Die deutschen Top Ten 2019
Höhe | Name | Jahrgang | Verein |
4,60 | Lisa Ryzih | 1988 | ABC Ludwigshafen |
4,46 | Jacqueline Otchere | 1996 | MTG Mannheim |
4,46 | Stefanie Dauber | 1987 | SSV Ulm 1846 |
4,31 | Ria Möllers | 1996 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
4,30 | Leni Freyja Wildgrube | 2001 | SC Potsdam |
4,30 | Katharina Bauer | 1990 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
4,26 | Laura Weyrowitz | 1994 | LT DSHS Köln |
4,20 | Luzia Herzig | 1998 | TV Engen |
4,20 | Stina Seidler | 1998 | SV Werder Bremen |
4,16 | Nicole Hein | 1996 | MTG Mannheim |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | ≥ 4,55 m (WM-Norm 2017) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | _ | 4,45 | 4,41 | 4,33 |
2006 | 3 | 4,60 | 4,57 | 4,48 |
2007 | 4 | 4,61 | 4,58 | 4,49 |
2008 | 2 | 4,62 | 4,58 | 4,48 |
2009 | 2 | 4,65 | 4,60 | 4,46 |
2010 | 5 | 4,69 | 4,66 | 4,51 |
2011 | 4 | 4,73 | 4,66 | 4,51 |
2012 | 4 | 4,69 | 4,64 | 4,49 |
2013 | 5 | 4,72 | 4,66 | 4,55 |
2014 | 2 | 4,59 | 4,55 | 4,47 |
2015 | 4 | 4,70 | 4,64 | 4,51 |
2016 | 4 | 4,68 | 4,62 | 4,49 |
2017 | 3 | 4,61 | 4,56 | 4,47 |
2018 | 1 | 4,50 | 4,46 | 4,32 |
2019 | 1 | 4,51 | 4,43 | 4,33 |
Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 4,50 (Hingst) | 5,01 (Isinbayeva/RUS) | 0,51 | 5,01 (Isinbayeva/RUS) | 0,51 |
2006 | 4,63 (A. Ryzih) | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,28 | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,28 |
2007 | 4,65 (Hingst) | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,26 | 4,91 (Isinbayeva/RUS) | 0,26 |
2008 | 4,70 (Spiegelburg) | 5,05 (Isinbayeva/RUS) | 0,35 | 5,05 (Isinbayeva/RUS) | 0,35 |
2009 | 4,70 (Spiegelburg) | 5,06 (Isinbayeva/RUS) | 0,36 | 5,06 (Isinbayeva/RUS) | 0,36 |
2010 | 4,72 (Hingst) | 4,75 (Feofanova/RUS) | 0,03 | 4,89 (Suhr/USA) | 0,17 |
2011 | 4,80 (Strutz) | 4,80 (Strutz) | 0,00 | 4,91 (Suhr/USA) | 0,11 |
2012 | 4,82 (Spiegelburg) | 4,82 (Spiegelburg) | 0,00 | 4,83 (Suhr/USA) | 0,01 |
2013 | 4,79 (Spiegelburg) | 4,89 (Isinbayeva/RUS) | 0,10 | 4,90 (Silva/CUB) | 0,11 |
2014 | 4,71 (L. Ryzih) | 4,71 (L. Ryzih, Stefanidi/GRE) | 0,00 | 4,80 (Murer/BRA) | 0,09 |
2015 | 4,75 (Spiegelburg) | 4,83 (Kiriakopoúlou/GRE) | 0,08 | 4,91 (Silva/BRA) | 0,16 |
2016 | 4,73 (L. Ryzih) | 4,86 (Stefanidi/GRE) | 0,13 | 5,00 (Morris/USA) | 0,27 |
2017 | 4,73 (L. Ryzih) | 4,91 (Stefanidi/GRE) | 0,18 | 4,91 (Stefanidi/GRE) | 0,18 |
2018 | 4,60 (Otchere) | 4,87 (Stefanidi/GRE) | 0,27 | 4,95 (Morris/USA) | 0,35 |
2019 | 4,60 (L. Ryzih) | 4,95 (Sidorova/ANA) | 0,35 | 4,95 (Sidorova/ANA) | 0,3 |
Das fällt auf:
- Der Schnitt der deutschen Top Fünf und Top Ten ist in diesem Jahr so niedrig wie zuletzt 2005. Erneut konnte keine deutsche Stabhochspringerin die 4,70-Meter-Marke überbieten.
- Der Abstand zur internationalen Spitze ist auf dem Niveau von 2008.
- Hoffnungsträgerinnen konnten beim Europäischen Olympischen Jugendfestival und bei der U20-EM mit vorderen Platzierungen punkten: Sarah Vogel stand beim EYOF ganz oben auf dem Podest, Laure und Dovillé Michelle Scheutzow holten in Boras die Plätze fünf und sechs. National konnten sie sich allerdings noch nicht unter die jahresbesten Zehn der Frauenklasse einsortieren.
- Der Altersdurchschnitt der besten zehn deutschen Stabhochspringerinnen beträgt 24,6 Jahre. Zwei der Top Ten sind älter als 30, Leni Freyja Wildgrube mit 18 Jahren die Jüngste.
- Die Vorjahres-Beste Jacqueline Otchere, in diesem Sommer durch kleinere Verletzungen und ihr Studium der Biowissenschaften gebremst, hat die Olympischen Spiele in Tokio fest im Blick.
- An der Spitze der Welt steht die Russin Anzhelika Sidorova. Sie steigerte sich in der Hallensaison auf 4,91 Meter und siegte bei den Halleneuropameisterschaften. Bei der WM in Doha gewann sie mit neuer Bestleistung von 4,95 Metern vor der US-Amerikanerin Morris und der griechischen Titelverteidigerin Ekaterini Stefanidi.
leichtathletik.TV-Clips
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke - Frauen
Hürdensprint - Männer
Hürdensprint - Frauen
Langhürden - Männer
Langhürden - Frauen
Hindernislauf - Männer
Hindernislauf - Frauen
Gehen - Männer
Gehen – Frauen
Hochsprung - Männer
Hochsprung - Frauen
Stabhochsprung - Männer