Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) wurde am Samstagabend in der litauischen Hauptstadt Vilnius als erster deutscher Athlet vom Europaverband EAA als Europas "Leichtathlet des Jahres" ausgezeichnet. Der 24-Jährige hatte in diesem Jahr neben dem WM-Titel mit seinem Wurf auf 94,44 Meter auch den zweiten Platz der ewigen Weltbestenliste erobert. Im Interview nach der Gala berichtet der Weltmeister, was ihm die Auszeichnung bedeutet und ob der Weltrekord von Jan Zelezny ein Ziel ist.
Johannes Vetter, Sie sind Europas "Leichtathlet des Jahres" 2017. Haben Sie sich im Vorfeld Chancen auf den Titel ausgerechnet?
Johannes Vetter:
Ja, das habe ich nach so einer erfolgreichen Saison schon, aber dass es dann auch wirklich klappt ist nochmal eine andere Geschichte. Zumal die anderen nominierten Kandidaten dieses Jahr auch viel geleistet haben. Ich wusste bis zur Verkündung nichts davon, mein Marketing-Manager Marcel Göllnitz hat mir nichts verraten, so war es bis zum Schluss spannend.
Sie sind der erste deutsche Athlet, der diese Auszeichnung des Europaverbandes erhält – DLV-Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss gewann 1997 bei den Frauen den Titel. Ist das eine besondere Ehre und wie hat Ihnen die Zeremonie gefallen?
Johannes Vetter:
Klar, das ist schon eine schöne Sache und besondere Ehre. Das ist gute Werbung für die deutsche Leichtathletik. Die Veranstaltung war super organisiert, schöne Show-Acts und Musik-Begleitung, sehr seriös und sehr schön alles. Danach haben wir noch ein bisschen gefeiert. Es war ein super Abend.
Den Preis haben Sie nicht nur wegen des Weltmeister-Titels, sondern auch wegen Ihrem Wurf auf 94,44 Meter – deutscher Rekord und Platz zwei in der ewigen Weltbestenliste hinter Jan Zelezny (Tschechien; 98,48 m) – bekommen. Ist der Weltrekord realistisch oder ein zukünftiges Ziel für Sie?
Johannes Vetter:
Das werden wir sehen. Ich denke immer von Jahr zu Jahr. Ich werde nächste Saison wieder mein Bestes geben und versuchen, so viel wie möglich zu erreichen. Und dann schauen wir, wo mein Speer landet. Wichtig ist, dass ich in der Vorbereitung auf die Saison gesund bleibe. Wir wollen im Training noch ein paar mehr neue Reize schaffen und ich will im technischen Bereich noch eine Schippe drauflegen. Und dann schauen wir, was dabei rauskommt. Wenn es dann 89 oder 90 Meter sind, ist das immer noch sehr, sehr gut. Und wenn es über 94 Meter geht, dann nehme ich das natürlich auch mit. Aber ich nehme mir das nicht zum Ziel, so einen Rekord zu brechen, wenn dann möchte ich meine eigenen Rekorde brechen.
Momentan erhalten Sie eine Auszeichnung nach der anderen, schwebt man da noch auf der Erfolgswelle und wie schafft man es da sich für die anstehende Saisonvorbereitung zu motivieren?
Johannes Vetter:
Die Auszeichnungen sprechen für sich. Wichtig ist, dass ich nächste Woche ins Training einsteige und andere Prioritäten setze. Dann kann ich nicht mehr alle Termine wahrnehmen, dann werde ich mich zu 110 Prozent aufs Training konzentrieren im Hinblick auf die Europameisterschaften in Berlin nächstes Jahr. Am Montag geht das Training los. Im November treffen wir uns am IAT in Leipzig. Für 2018 sind bis jetzt Trainingslager in Potchefstroom, Südafrika und Monte Gordo, Portugal geplant.
Als Weltmeister sind Sie vom Weltverband IAAF auch für die Wahl zum "Welt-Leichtathleten des Jahres" nominiert. Dort ist die Konkurrenz nochmal stärker, liebäugeln Sie auch hier mit dem Titel?
Johannes Vetter:
Das kann ich nur schwer einschätzen, die anderen Nominierten sind natürlich jeder eine Nummer für sich. Das sind alles herausragende Athleten, die schon so viel erreicht haben. Ich lasse mich überraschen, rechne mir aber keine große Chancen aus. Die anderen Athleten sind schon ein paar Jahre länger im Geschäft und haben zum Teil nicht nur einen WM-Titel auf der Brust stehen, sondern mehrere Erfolge und Titel. Deswegen muss man das realistisch sehen.
Die Kleidung war bei der "Golden Tracks Gala" in Vilnius sehr schick. Was ist Ihnen lieber: Smoking oder Sport-Dress?
Johannes Vetter:
Da nehme ich lieber das locker-legere Sport-Dress.
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