| Weltmeisterschaften 2017

Pamela Dutkiewicz: Mit Wohlfühl-Gewicht zur Weltklasse-Athletin

Pamela Dutkiewicz vom TV Wattenscheid 01 tritt als Europas beste Hürdensprinterin bei der WM in London an. Es ist ein weiteres Kapitel der bemerkenswerten Geschichte einer jungen Frau, die einen verzweifelten Kampf gegen ihren Körper geführt hat.
sid/che

Pamela Dutkiewicz lag am Boden, als ihr Höhenflug begann. Vor zweieinhalb Jahren knickte die Hürdensprinterin beim Auslaufen nach der Hallen-DM so unglücklich um, dass in beiden Sprunggelenken sämtliche Bänder rissen. „Ich erinnere mich an ein Bild, wie ich auf der Bahn liege, wie viele Kilos da zu viel liegen“, sagte die 25 Jahre alte Wattenscheiderin: „Das hat sich in meinen Kopf gebrannt. Aber das war mein Segen – weil ich endlich Zeit hatte.“

Wenn Dutkiewicz, derzeit Europas Beste, bei den Weltmeisterschaften in London am Freitag (11:45 Uhr MESZ/ARD und Eurosport) zum Vorlauf antritt, setzt sich eine überaus bemerkenswerte Geschichte fort. Sie handelt von einer jungen Frau, die auch als Spitzensportlerin unter ihrem Körper litt. Sie handelt davon, wie sich diese junge Frau in einem langen Kampf von der als „Pummel-Pam“ geschmähten Läuferin zur Modellathletin wandelte, Frieden mit sich schloss. Und Dutkiewicz hat sie aufgeschrieben.

Betreuer nannte sie "Die Pummelige"

„Ich hatte den Eindruck, dass das Gewicht die Universalantwort war, wenn es nicht gut lief“, erzählte sie in einem Beitrag auf dem Blog „Wortathleten“: „Du konntest ja auch nicht schneller laufen, du bist ja zu schwer, hieß es. Das war eine schwere Phase.“ Dutkiewicz hörte, wie ein Betreuer sie „die Pummelige“ nannte. „Das hat mich unfassbar getroffen und ist tatsächlich bis heute in meinem Kopf.“

Dabei war Dutkiewicz verflucht schnell, 2010 die drittbeste U20-Athletin der Welt. Aber auch eher ein Kraftpaket, keine sehnige, gertenschlanke Sprinterin. Kompakt würde man sie im normalen Leben nennen, sie selbst fühlte sich dick, unwohl, berichtete von Heißhungerattacken, dem täglichen Kampf mit sich selbst.

Ein Bänderriss als Wendepunkt

„Ich war immer vorne dabei, hatte aber trotzdem immer Schiss, was für ein Foto in die Zeitung kommt“, sagte sie: „Das hat meine Gedanken total eingenommen. Im Stadion zu stehen und sich zu wundern, ob der Speck irgendwo rausguckt, hat mir unglaublich den Fokus genommen.“

Das zog sich bis zu jenem Tag im Februar 2015, als sie mit zerrissenen Bändern auf der Tartanbahn der Karlsruher Messehalle lag. „Ich hatte auf einmal sechs Monate Zeit und habe mich in einer Klinik komplett durchchecken lassen“, sagte Dutkiewicz: „Da kam raus, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Ich war super enttäuscht, weil wieder ein Strohhalm, an den ich mich klammerte, zerbrochen war.“

Ernährungsumstellung mit Mark Warnecke

Auf dem Tiefpunkt vermittelte eine Ärztin den Kontakt zu Mark Warnecke, Weltmeister im Brustschwimmen, Mediziner, Ernährungscoach. Mit ihm drehte Dutkiewicz alles auf links - und hatte endlich Erfolg. „Mittlerweile sind zehn Kilogramm runter“, sagte sie: „Ich habe nie gedacht, dass man bei mir mal Bauchmuskeln sehen würde. Endlich bin ich selbstbewusst, wenn ich auf der Bahn stehe.“

Dieses Selbstbewusstsein hat sie zur amtierenden deutschen Meisterin, zur Medaillenkandidatin für London gemacht. Und daran wird Dutkiewicz auch am Freitag vor ihrem Vorlauf denken. „Jetzt steht da halt eine komplett andere Pam – der Kampf dafür ging lange: ganze neun Jahre.“

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