| DM 2016

Kassel am Samstag – Die DM-Entscheidungen der Männer

Von Disziplin zu Disziplin: Hier lesen Sie, welche Athleten am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel die deutschen Meistertitel geholt haben und wer sich noch in Position bringen konnte für die EM in Amsterdam und die Olympische Spiele in Rio.
pr/sim/hk/fc

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100 Meter

Julian Reus sprintet zu Gold Nummer vier

Er ist bei Meisterschaftsrennen schon oft Rekorde gelaufen – Julian Reus, der schnellste Deutsche über 60 und 100 Meter. Für richtig schnelle Zeiten waren die Bedingungen in Kassel diesmal nicht optimal. So still wie vor dem Start der 100-Meter-Finals ist es sonst nicht im Stadion. Und es wurde zweimal ganz ruhig. Denn Robert Polkowski (LT DSHS Köln) kam nach dem ersten Schuss zu rasch aus den Blöcken – Fehlstart. Neue Konzentration sammeln und dann durchstarten. Wie zu erwarten rannte Julian Reus vorneweg. Nach 10,30 Sekunden hatte der Wattenscheider das vierte DM-Gold auf der Strecke abgeräumt.

Gerne hätte er dem Publikum mehr geboten. „Bei dem Gegenwind [-2,3 m/sec; Anm.: d. Red.] ist es schwer an Zeiten um 10,10 Sekunden heranzulaufen. Ich bin mit dem Lauf daher ganz zufrieden“, sagte der 28-Jährige. Dass die Form stimmt, bewiesen nicht zuletzt die 10,07 Sekunden aus Regensburg. „Ich bin fit für die EM in Amsterdam.“ Und für Rio. Der Fokus liegt im Einzel auf beiden Distanzen 100 und 200 Meter, wo der doppelte WM-Halbfinalist auch jeweils die Olympia-Normen hat.

Weitere Sprinter konnten sich den Traum eines internationalen Richtwertes im Auestadion noch nicht erfüllen. Der Leipziger Robert Hering lief als Zweiter in 10,48 Sekunden einen Podestplatz weiter nach vorne als im Vorjahr. Die Bronzemedaille holte sich der Kölner Peter Emelieze, der seit diesem Jahr für Deutschland startberechtigt ist. Beide hatten sich schon in den Vorläufen in die Favoritenrollen für Medaillen gebracht.

Nicht dabei waren verletzungsbedingt der zweitschnellste DLV-Sprinter in diesem Jahr Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) und der Hallen-WM-Zweite über 60 Meter Christian Blum (TV Wattenscheid 01), der schon länger an Fußproblemen laboriert. pr

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110 Meter Hürden

Matthias Bühler stürmt mit Olympia-Norm zum sechsten Titel

Die Entscheidung fiel nach der siebten Hürde, als Matthias Bühler an den bis dato Führenden vorbeipreschte und ein weiteres Mal seine Qualitäten als Meisterschaftsläufer unter Beweis stellte. 13,44 Sekunden zeigte die Digitalanzeige hinter dem Zielstrich, als der 30-Jährige seinen sechsten deutschen Meistertitel nach Hause brachte – mit erfüllter EM- und Olympianorm sowie einer satten Steigerung der Saison-Bestleistung um zwei Zehntel.

Allerdings zeigte sich der Neu-Weinheimer nicht allumfassend zufrieden."Ich kann noch druckvoller an die erste Hürde heranlaufen und zwischendurch war ich zu hoch, aber mein Finish war sehr gut", sieht Matthias Bühler noch Verbesserungspotenzial. "Es ist erst Mitte Juni, also noch ein bisschen Zeit bis Amsterdam und Rio. Da werde ich noch weiter dran arbeiten", meinte der WM-Halbfinalist. "Im Vorlauf war ich schon super happy, als ich mit 13,49 Sekunden die EM-Norm geschafft habe. Dass ich jetzt mit dem Titel zusammen die Olympia-Norm abgehakt habe, ist grandios und macht mich wahnsinnig zufrieden. In den ersten vier Rennen habe ich immer Hürden touchiert, was mich ausgebremst hat. Jetzt habe ich aber zwei runde Läufe erwischt. Das sieht man auch an den Zeiten."

Vorjahressieger Gregor Traber (VfB Stuttgart), der bis zur siebten Hürde furios aufs Tempo drückte, hätte allzu gerne seine in dieser Saison bislang "weiße Weste" bewahrt und im neunten Rennen seinen neunten Sieg in Folge eingefahren. Allerdings will er sich durch seinen zweiten Platz in 13,47 Sekunden nicht aus dem Rhythmus bringen lassen. "Wichtig ist zunächst einmal, dass ich gesund bleibe, ich werde den Lauf aber intensiv nachbereiten", sagte der Schützling von Marlon Odom.

Nicht unzufrieden gab sich auch Alexander John (SC DHfK Leipzig), mit 13,38 Sekunden bislang in dieser Saison schnellster Deutscher und in Kassel mit 13,48 Sekunden Dritter. "Der Ausgang des Rennens ist keine Überraschung. Ich habe mich definitiv nicht als Favorit gesehen, hätte es aber machen können, wenn mir nicht gravierende Fehler unterlaufen wären", erklärte der Deutsche Meister von 2012.  hk

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4x100 Meter

Kein Problem für den TV Wattenscheid 01

Wie zu erwarten konnte niemand das Quartett des TV Wattenscheid 01 aufhalten. Die Renngestaltung verlief jedenfalls wie aus einem Guss, entsprechend spitze die 39,47 Sekunden, die Maximilian Ruth, Robin Erewa, Maurice Huke und Julian Reus auf die Bahn trommelten. Zwar wurden Patzer beim zweiten Wechsel geltend gemacht und die Disqualifikation ausgesprochen. Diese wurde nach eingehender Prüfung von Film- und Fotomaterial jedoch zurückgenommen.

Als Zweiter stürmte das Team des TSV Bayer 04 Leverkusen ins Ziel. Nico Menzel, Lukas Blechschmidt, Kai Köllmann und Torben Blech liefen 40,08 Sekunden. Die MTG Mannheim belegte in 40,35 Sekunden Platz drei. Die Besetzung: Fabian Manke-Reimers, Patrick Domogala, Jonas Kriesame und Florian Hochdörffer. hk

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Hochsprung

Eike Onnen trotzt dem Regenschauer

Ein Regenschauer zu Beginn des Wettkampfs machte einigen Hochspringern das Leben schwer. Die Sonne kam zwar wieder raus, die Tartanbahn war dennoch nass. Bei 2,15 Metern schieden die Athleten daher reihenweise aus. Nur Eike Onnen (Hannover 96) war richtig gut drauf und meisterte als einziger Springer souverän diese Höhe, ebenso wie anschließend die 2,20 Meter. Da war viel Luft, daher ließ der 33-Jährige als nächstes 2,31 Meter auflegen. Zwei Zentimeter mehr als die Olympia-Norm, die er schon in der Tasche hat. Trotz des lautstarken Klatschens der Zuschauer ging es noch nicht darüber.

„Ich bin aber froh, dass der zweite Versuch gut war“, sagte der neue Deutsche Meister. „Der Kopf hat heute gut mitgespielt.“ Und der WM-Finalist ist zuversichtlich, dass die 2,30-Meter-Marke in den nächsten Wochen noch fällt. Am besten in drei Wochen bei der EM in Amsterdam. „Ich bin derzeit Vierter in Europa, da will ich natürlich um eine Medaille mitspringen.“

Den Silberplatz in Kassel teilten sich mit 2,10 Metern, im ersten Anlauf überquert, Alexander Klintworth (LG Kreis Nord Stade) und der 20 Jahre alte Tim Schenker (LAC Erdgas Chemnitz). Ein Erfolg war diese Höhe für Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied). Mit einer neuen Saisonbestleistung konnte er erfolgreich für den Olympia-Showdown in Ratingen (25./26. Juni) testen. Damit wurde er hinter dem früheren U20-Vize-Weltmeister Falk Wendrich (LAZ Soest) Fünfter unter den Spezialisten.

Die höher gewetteten Springer Titelverteidiger David Nopper (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg) und der Frankfurter Martin Günther (beide 2,10 m) gingen aufgrund von mehr Fehlversuchen leer aus. Nicht am Start war Hallenmeister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen). pr

Dreisprung

Max Heß im Freien zum ersten Mal über 17 Meter

Der neue Deutsche Meister hat schon länger darauf gebrannt auch unter freiem Himmel die 17-Meter-Marke zu knacken. Bei der Hallen-WM in Portland (USA) war Max Heß schon bis auf 17,14 Meter geflogen, was ihm im ersten Aktivenjahr auf Anhieb die Silbermedaille brachte. Im Auestadion war die Marke am Samstag dann auch draußen fällig. Im zweiten Durchgang passte viel zusammen. Der 19-jährige Top-Favorit landete bei starken 17,06 Metern – eine Verbesserung seiner Freiluft-Bestleistung um 14 Zentimeter. Olympia-Norm (16,85 m) bestätigt und sicheres Ticket für Rio.

Wer Max Heß kennt, der weiß, dass er noch drauf packen wollte. Doch die nächsten Versuche glückten nicht mehr so richtig. Egal. „Sehr geil ist, dass ich nun sicher bei den Olympischen Spielen dabei bin. Das war ein sehr guter Sprung auf die 17,06 Meter“, sagte ein glücklicher Max Heß.

Über eine neue Bestmarke konnte sich ebenso der zweitplatzierte Martin Jasper freuen. Der Stuttgarter verbesserte sein stärkstes Resultat (16,37 m), das von den Deutschen Meisterschaften 2014 in Ulm stammte, zu Beginn des Endkampfes auf 16,55 Meter und schob sich damit an Titelverteidiger Raúl Spank (16,37 m) vorbei. Der WM-Dritte im Hochsprung von 2009 wurde im letzten Durchgang auch noch von Marcel Kornhardt (ASV Erfurt) übertrumpft. Der Deutsche Hallenmeister von 2015 steigerte sich auf 16,47 Meter und schaffte damit noch den Sprung aufs DM-Podium. pr

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Kugelstoßen

David Storl setzt Siegesserie fort

Blauer Himmel, trockener Ring und Sonnenschein: Die Kugelstoßer hatten bei ihren ersten Stößen Top-Bedingungen. Und die nutzte vor allem einer – der Deutsche Hallenmeister Tobias Dahm (VfL Sindelfingen). Gleich sein erster Versuch war von einer geballten Faust begleitet, die Kugel schlug bei 20,38 Metern ein. Freiluft-Bestleistung, zur heiß ersehnten Olympia-Norm fehlten nur zwölf Zentimeter, die EM-Norm (20,00 m) war bestätigt.

Nach Runde eins war Tobias Dahm mit diesem Stoß sogar in Führung, dann packte der Vize-Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) eine Schippe drauf. 20,75 Meter, quittiert mit einem unzufriedenen Kopfschütteln, reichten für Platz eins – und für den sechsten deutschen Meistertitel in Folge. Draufpacken konnten die beiden 20-Meter-Stoßer in den folgenden Versuchen nichts mehr, nachdem ein Regenschauer den Endkampf der Top Acht eingeläutet hatte.

„Ein etwas unrunder Wettkampf, ich war ein bisschen verkrampft, die Kraft aus den Beinen fehlte heute“, bilanzierte David Storl. Tobias Dahm stimmte ein: "Zwölf Zentimeter haben zur Olympia-Norm gefehlt. Das wäre heute schön gewesen, wenn das geklappt hätte. Der Wettkapmf ist aber leider nicht so abgelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es waren zu viele Unterbrechungen."

Ein spannender Kampf entbrannte in den letzten Runden um Bronze. Bodo Göder (SR Yburg Steinbach; 18,54 m) rutschte noch zurück von drei auf sechs. Christian Jagusch (SC Neubrandenburg; 18,62 m) wahrte nur kurz den Platz auf dem Treppchen. Dennis Lewke (SC Magdeburg; 18,81 m) kratzte in Runde vier an der 19-Meter-Marke. Und das letzte Wort hatte in Runde fünf schließlich Patrick Müller (SC Neubrandenburg; 18,86 m) – sodass Bundestrainer Sven Lang neben David Storl einem zweiten Heim-Athleten zur Medaille gratulieren konnte. sim

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<link video:14258>Video-Interview David Storl
<link video:14256>Video-Interview Tobias Dahm

Speerwurf

Thomas Röhler dominiert – Julian Weber jubelt

Er ist der einzige DM-Teilnehmer, der zurzeit in einer Einzeldisziplin die Weltjahresbestenliste anführt. Ehre und Verpflichtung zugleich für Thomas Röhler (LC Jena), der seiner Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht wurde: Starke 86,81 Meter in Runde zwei bedeuteten Titel Nummer fünf in Folge und die beste DM-Siegesweite seit 2002, als der Deutsche Rekordhalter Raymond Hecht 87,23 Meter erzielt hatte. "Ich bin zufrieden. Titel Nummer fünf, darum ging es", lautete sein Fazit. Bevor es für ihn zur EM nach Amsterdam geht, stehen zwei weitere Wettkämpfe in Finnland auf dem Programm.

Hinter Thomas Röhler hatte sich Julian Weber sein Paradestück der Saison für Kassel aufgehoben. Mehrmals war der Mainzer zuvor nur knapp an der Olympia-Norm (83,00 m) vorbei geschrammt. Am Samstag landete der Speer gleich zweimal hinter der gelben Markierung: 83,79 Meter, Bestleistung um mehr als einen Meter gesteigert, Silber. „Ich wollte um Platz drei kämpfen – jetzt bin ich sehr glücklich über Platz zwei!“, sagte er. „Man darf sich nicht auf die Norm versteifen, ich habe in diesem Jahr schon richtig gut geworfen und war auch vorher zufrieden mit den neuen Bestleistungen.“

Als Drittplatzierter ließ Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 81,98 m) zwar die schon mit der Olympia-Norm ausgestatteten Johannes Vetter (LG Offenburg; 81,39 m) und Lars Hamann (Dresdner SC 1898; 80,71 m) hinter sich – der erste 83-Meter-Wurf der Saison des WM-Sechsten lässt aber weiter auf sich warten. sim

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<link video:14291>Video-Interview Thomas Röhler
<link video:14285>Video-Interview Julian Weber

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