| Weltmeisterschaften 2017

WM Tag 5: Van Niekerks erster Streich, Bosse im siebten Läuferhimmel

Der designierte Nachfolger von Usain Bolt als bester Sprinter der Welt hat seinen 400-Meter-Titel verteidigt: Wayde van Niekerk holte sich am Dienstag bei der WM in London unangefochten Gold und schielt am Donnerstag über 200 Meter auf das Double. Über 800 Meter überraschte der Franzose Pierre-Ambroise Bosse. Nur vier deutsche Athleten waren in Aktion, die Mehrzahl von ihnen verließ enttäuscht das Olympiastadion.
Silke Bernhart

400 Meter unter 44 Sekunden. 200 Meter unter 20 Sekunden. 100 Meter unter zehn Sekunden: Wayde van Niekerk ist der wohl kompletteste Sprinter der Welt und seit Dienstag zweimaliger Weltmeister über 400 Meter. In 43,98 Sekunden rannte der Olympiasieger und Weltrekordler souverän zum Sieg vor Steven Gardiner (Bahamas; 44,41 sec) und Abdalelah Haroun (Katar; 44,48 sec). Es soll erst der Auftakt gewesen sein, denn auch über 200 Meter schielt der Südafrikaner auf Gold.

Gar nicht erst im Startblock stand Medaillenkandidat Isaak Makwala. Nachdem der Sprinter aus Botswana am Montag schon den 200-Meter-Vorlauf verpasste hatte, war er aufgrund einer 48-stündigen Quarantäne-Phase auch am Dienstag nicht zum Start im 400-Meter-Finale zugelassen worden. „Laut IAAF-Medizinern leide ich offensichtlich an einer Virusinfektion, wie auch einige andere Athleten in diesem Hotel“, erklärte er auf Twitter, wo die Entscheidung der IAAF kontrovers diskutiert wurde – denn Makwala selbst wollte anscheinend trotzdem rennen.

Europäer dominieren über 800 Meter

Als die 800-Meter-Läufer auf die Zielgerade einbogen, wurde es ohrenbetäubend laut im Olympiastadion. Das lag unter anderem am jungen Briten Kyle Langford, der sich vom Ende des Feldes noch bis fast in die Medaillenränge nach vorne kämpfte. Schließlich wurde es in einem von Europäern dominierten Rennen Rang vier.

An der Spitze feierte Pierre Ambroise-Bosse (Frankreich) nach vierten, fünften und siebten Plätzen den größten Erfolg seiner Karriere: Er holte in 1:44,67 Minuten Gold. Adam Kszczot (Polen; 1:44,95 min) wurde zum zweiten Mal in Folge Vize-Weltmeister, Kipyegon Bett (Kenia; 1:45,21 min) rettete Bronze ins Ziel. "Das ist wie im Himmel", sagte der Franzose anschließend, "ich kann meine Emotionen nicht beschreiben. Heute habe ich mit meinem Kopf gewonnen, nicht mit meinen Beinen und meiner Kraft."

Evan Jager (USA) nahm über 3.000 Meter Hindernis schnell das Heft in die Hand und schüttelte mit einem schnellen Tempo fast alle Konkurrenten ab. Nur Olympiasieger Conseslus Kipruto (Kenia) und der Olympia-Vierte Soufiane Elbakkali (Marokko) konnten folgen – und schließlich noch vorbei ziehen. Kipruto (8:14,12 min) schaffte es nach zwei Silbermedaillen erstmals bei einer WM ganz oben aufs Treppchen,  der 21-jährige Elbakkali wurde Zweiter.

Barbora Spotakova kann’s immer noch

Im Speerwurf-Finale spielte die Weltrekordlerin und zweimalige Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechien) ihre Erfahrung und ihr Können aus fast 15 Jahren in der Weltspitze aus. Zehn Jahre nach ihrem bisher einzigen WM-Gold beförderte ein Wurf auf 66,76 Meter die 36-Jährige zum zweiten Mal auf den Speerwurf-Thron. Titelverteidigerin Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) zeigte den zweitbesten Wettkampf ihrer Saison, der reichte mit 63,75 Metern zur Rang sieben.

Für Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) ging dagegen kein Resultat in die Ergebnislisten ein: Er blieb bei seiner Einstiegshöhe von 5,50 Metern ohne gültigen Versuch. Fünf blitzsaubere Sprünge brachten Sam Kendricks (USA) bis einschließlich zu 5,89 Metern. Bereits das hätte schließlich für Gold gereicht. Herausgefordert von der Konkurrenz schwang er sich dann auch noch im dritten Versuch über 5,95 Meter und ging als verdienter Sieger vom Platz.

Aus deutscher Sicht sorgte Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) für einen Lichtblick, als sie im 200-Meter-Vorlauf nach 22,99 Sekunden als souveräne Siegerin über die Ziellinie stürmte und sich damit ihren Traum vom WM-Halbfinale erfüllte. Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) musste sich in London nach Runde eins verabschieden: 17,71 Meter in der Kugelstoß-Qualifikation waren zu wenig für den Einzug in die Runde der besten Zwölf – neun Zentimeter fehlten schließlich zum Finale.

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