Der jamaikanische Sprintstar Usain Bolt, die neuseeländische Kugelstoß-Königin Valerie Adams oder Diskus-Riese Robert Harting (SCC Berlin), einige Athleten haben ihre Disziplin in den vergangenen Jahren dominiert. Aber wird das 2015 so weiter gehen? Die Top-Stars der Szene im Check.
Ashton Eaton Zehnkampf
Was macht der König der Athleten, um sich ein wenig abzulenken und von den Strapazen des Zehnkampfes zu erholen? Er mischt die Spezialisten über 400 Meter Hürden auf: Ashton Eaton gewann 2014 unter anderem beim Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen) und stellte als Zweiter von Glasgow (Großbritannien) seine Bestleistung (48,69 sec) über die anspruchsvollen Langhürden auf. Auch unterm Hallendach 2015 bewies der US-Amerikaner im Hürdensprint (7,51 sec), dass er bei den Spezialisten ganz vorne mithalten kann. In Götzis (Österreich; 30./31. Mai) tritt der 27-Jährige wieder im Zehnkampf an.
Tendenz: Der eigene Weltrekord (9.039 Punkte) ist Gegner Nummer eins.
Usain Bolt Sprint
Mit nur einem Auftritt über 100 Meter beim Sieg im polnischen Warschau (9,98 sec) hat sich Usain Bolt im vergangenen Jahr rar gemacht. Nachdem der Saisonauftakt 2015 über 400 Meter einmal verschoben wurde, blieb die Uhr Mitte März bei 46,38 Sekunden stehen - mehr als eine Sekunde über Bestleistung. Usain Bolt muss seine Unschlagbarkeit erst einmal wieder beweisen. Allerdings war er schon häufiger in der Situation, dass seine Vorbereitung nicht optimal verlief. Ging es um große Titel, rannte der Jamaikaner dann aber doch wieder allen davon.
Tendenz: Auch ein Usain Bolt ist keine Sieg-Maschine.
Shelly-Ann Fraser-Pryce Sprint
Wie Landsmann Usain Bolt hat auch Shelly-Ann Fraser-Pryce bei der WM in Peking (China; 22. bis 30. August) drei Titel zu verteidigen. Mit ihren Siegen in Moskau (Russland) über 100 Meter, 200 Meter und mit der jamaikanischen Sprintstaffel krönte sich die zweimalige Olympiasiegerin über 100 Meter endgültig zur Sprintkönigin. Locker und leicht holte die 28-Jährige in ihrer ersten Wintersaison 2014 auch Gold bei der Hallen-WM über 60 Meter (6,98 sec). Der dann folgende Sommer war aber nicht gespickt von Siegen. In der Diamond League gab es auch Plätze ungewohnt weit hinten.
Tendenz: Das Triple zu wiederholen, wird eine große Herausforderung.
Renaud Lavillenie Stabhochsprung
Seinem Rekord-Flug über 6,16 Meter im Februar 2014 folgte unmittelbar die Erkenntnis, dass es auch für ihn Grenzen gibt. Beim Versuch an 6,21 Metern glitt Renald Lavillenie der Starb aus den Händen. Der Franzose zog sich eine Schnittverletzung am Fuß zu und musste auf die Hallen-WM verzichten. In den vergangenen Monaten hat er wieder zur starken Form des Vorwinters gefunden und bei vier Wettkämpfen Weltrekord-Versuche gestartet. Im Freien wartet die Bestleistung von 6,02 Meter auf eine Steigerung.
Tendenz: Der erste Freiluft-WM-Titel ist fällig.
Valerie Adams Kugelstoßen
55 Wettkämpfe ohne Niederlage. Seit August 2010 ist Valerie Adams ungeschlagen. Die siebenmalige Weltmeisterin und zweimalige Olympiasiegerin thront wie keine andere Athletin über der Konkurrenz und die 30-Jährige Ausnahmeathletin wirkt dabei cool, als wäre die Siegesserie das selbstverständlichste der Welt. Aber es gibt eine Athletin, die davon träumt, am Thron zu rütteln. Christina Schwanitz hat sich über die 20-Meter-Marke gearbeitet.
Tendenz: Entscheidend wird sein, wie stark Christina Schwanitz nach ihrer Knie-OP im Sommer auftrumpfen kann.
Bogdan Bondarenko und Mutaz Barshim Hochsprung
Beide sind schon jeweils sieben Mal 2,40 Meter oder höher gesprungen. Der eine ist Weltmeister im Freien, der andere in der Halle. Auch an einem neuen Weltrekord versuchten sich die Hochspringer Bogdan Bondarenko (Ukraine) und Mutaz Barshim (Katar) schon mehrfach. Wem gelingt zuerst der Sprung über 2,46 Meter? Es scheint nur eine Frage der Zeit, wann der Rekord fällig ist. Wir können die Show genießen.
Tendenz: Es wird wieder ein Sommer mit spannenden Hochsprung-Duellen.
Robert Harting Diskuswurf
Dreimal WM-Gold, zwei Europameister-Titel und Olympiasieg. Ging es im Diskuswerfen um etwas, stand in den vergangenen Jahren immer ein Name ganz oben: Robert Harting. Doch als 2014 eigentlich schon alles vorbei war, sah sich der Berliner plötzlich einer neuen Herausforderung gegenüber: Kreuzbandriss. Für den in Sachen Knieverletzungen leiderprobten 30-Jährigen läuft ein Wettlauf gegen die Zeit, in den er sich aber auch nicht zu sehr hineinsteigern möchte. Das Ziel Olympia 2016 steht über allem. Reicht es schon für einen WM-Start im kommenden Sommer?
Tendenz: Tritt der Harting an, ist er topfit. Wann das sein wird, lässt sich noch nicht voraussagen.
Brittney Reese Weitsprung
Bei den vergangenen drei Freiluft-Weltmeisterschaften ging der Titel im Weitsprung immer an Brittney Reese - genau wie Olympia-Gold 2012. Im vergangenen Jahr ist die Sieben-Meter-Marke allerdings nicht gefallen. Bei der Hallen-WM trat die 28-Jährige gar nicht erst an, im Sommer reichte es in der Diamond League nicht zu einem einzigen Sieg. Gut, eine Verschnaufpause muss auch mal sein. Es wird Zeit, wieder anzugreifen.
Tendenz: Die Konkurrenz wittert ihre Chance.
Mo Farah Langstrecke
Er wagt den Spagat zwischen Bahn und Straße: In 59:32 Minuten hat Mo Farah gerade einen Europarekord im Halbmarathon aufgestellt. Im vergangenen Jahr lief der Brite beim Marathon-Debüt im heimischen London 2:08:21 Stunden. Danach musste er krankheitsbedingt allerdings auf einen Start bei den Commonwealth Games verzichten. Um bei der EM die Konkurrenz über 5.000 Meter und 10.000 Meter hinter sich zu lassen, reichte die Vorbereitungszeit aber noch.
Tendenz: Um Doppelweltmeister zu bleiben, darf in der Vorbereitung nichts schief gehen.
Barbora Spotakova Speerwurf
Zurück aus der Babypause und gleich wieder Seriensiegerin: Barbora Spotakova (Tschechische Republik) hat 2014 bewiesen, dass ein schnelles und erfolgreiches Comeback als Mutter im Speerwerfen möglich ist. Den EM-Titel ließ sich die 33-Jährige nicht nehmen. An ihre ganz großen Weiten musste die zweimalige Olympiasiegerin dabei noch nicht herankommen. Mit Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg) und der Russin Mariya Abakumova wollen in diesem Sommer zwei weitere Mütter zurückkommen. Muss für WM-Gold dann wieder die 70-Meter-Marke anvisiert werden?
Tendenz: Es darf ruhig spannend werden.
Sandra Perkovic Diskuswurf
Nur eine sechsmonatige Dopingsperre im Jahr 2011 verhinderte, dass Sandra Perkovic seit dem Jahr 2010 alle großen Titelkämpfe für sich entscheiden konnte. Bei der WM in Daegu (Südkorea) war die Kroatin nicht startberechtigt. Sonst war es immer sie, die Gold mit nach Hause nahm. Im vergangenen Jahr übertraf sie außerdem als erste Athletin in diesem Jahrtausend die 70-Meter-Marke. Auch 2015 hat die 24-Jährige schon einmal 70,08 Meter rausgehauen.
Tendenz: Kaum zu verdrängen.