Vier DLV-Diskuswerfer haben am Samstag beim Werfercup in Wiesbaden die WM-Norm für London übertroffen. Martin Wierig musste sich nur dem Olympiasieger von 2008 Gerd Kanter geschlagen geben. Bei den Frauen führte Claudine Vita mit neuer Bestleistung ein Trio von DLV-WM-Kandidatinnen an. Dazu gab es zahlreiche Normen für die internationalen Nachwuchsmeisterschaften.
Der Diskus-Wettbewerb der Männer war der Höhepunkt des 22. WLV Werfercups in Wiesbaden. Martin Wierig konnte das ungleiche Fernduell mit den deutschen Werferkollegen beim Diamond League-Meeting in Shanghai (China) sozusagen für sich entscheiden. Mit 65,56 Metern im vierten Durchgang machte der WM-Vierte von 2013 zum Einstieg die WM-Norm (65,00 m) klar und setzte sich vorerst an die Spitze der deutschen Bestenliste.
"Das kann man aber nicht wirklich vergleichen", meinte der Magdeburger hinsichtlich der Shanghai-Ergebnisse, wo Olympiasieger Christoph Harting (SCC Berlin) als Fünfter mit 63,47 Metern das beste deutsche Resultat einfuhr. Die Bedingungen in Wiesbaden sind auf dem außerhalb des Stadions gelegenen Wurfplatz vorteilhafter, außerdem habe er keinen Reisestress und kein Jetlag gehabt.
Weiter als Martin Wieirg kam in Wiesbaden nur der Olympiasieger von 2008 aus Estland Gerd Kanter, der bereits in Runde zwei die Tages-Bestweite von 65,87 Metern vorgelegt hatte. Elf Zentimeter hinter dem Schweden Simon Petterson (64,77 m) durfte sich der Magdeburger David Wrobel über eine neue Bestleistung von 64,66 Metern freuen. Zur WM-Norm für London (Großbritannien; 4. bis 13. August) fehlen nur noch 34 Zentimeter.
Bestleistungen für Claudine Vita und Kristin Pudenz
Gleich drei WM-Normen gab es bei den Frauen: Claudine Vita, die zuvor bei schwierigen Wetter-Bedingungen – Regen und Sonne wechselten sich ab – den U23-Wettbewerb noch mit "nur" 61,70 Metern gewonnen hatte, siegte hier mit neuer Bestleistung. Im Einwerfen war der Diskus sogar an die 65-Meter-Marke geflogen, im Wettkampf schlug er im dritten und gleichzeitig besten Versuch bei 63,47 Metern ein. "Ich bin auf jeden Fall happy, dass ich im direkten Vergleich punkten konnte", sagte die U20-Europameisterin aus Neubrandenburg, die zum ersten Mal über die 63-Meter-Marke kam und die WM-Norm (61,20 m) nun auch im Vergleich mit weiteren Kaderathletinnen abrief.
Denn die DLV-WM-Tickets sind in kaum einer Disziplin so stark umkämpft wie im Diskuswurf. Auch die zweit- und drittplatzierten Werferinnen von Wiesbaden konnten den Richtwert für London überbieten. Anna Rüh, die mittlerweile für den SC Magdeburg startet, war sichtlich zufrieden mit ihren 63,05 Metern im ersten Wettkampf, da es im Training zuletzt nicht so rund gelaufen war. Darauf ließe sich aufbauen, erklärte sie. Die Potsdamerin Kristin Pudenz durfte über 62,89 Meter jubeln – ihr bisher weitester Wurf der Karriere.
Clemens Prüfer trumpft im ersten U23-Jahr auf
Bei den U23-Junioren schafften sogar die ersten Vier die Norm für den internationalen Höhepunkt der Altersklasse – die U23-EM in Bydgoszcz (Polen; 13. bis 16. Juli). An der Spitze drehte Clemens Prüfer in seinem ersten U23-Jahr mit sehr starken 62,04 Metern – erzielt im fünften Durchgang – auf. Damit konnte er seinen älteren Bruder Henning (beide SC Potsdam), der als Dritter mit 60,93 Metern ebenfalls die Norm (59,00 m) abhakte, im internen Bruder-Duell übertreffen. "Es ist aber eher so, dass wir uns gegenseitig unterstützen und nicht als Konkurrenten sehen", sagte der Sieger, der von dem Wurf positiv überrascht war.
Zwischen die Brüder schob sich Maximilian Klaus. Der Werfer vom LV 90 Erzgebirge verbesserte sich mit dem Männer-Diskus auf 61,34 Meter. Und auch Merten Howe (SC Neubrandenburg; 59,07 m) konnte im ersten Jahr bei den Aktiven um sieben Zentimeter direkt die Norm für Bydgoszcz übertreffen.
Auch in den U20-Diskus-Wettbewerben gab es zahlreiche gute Leistungen, die für einen Start auf internationaler Ebene qualifizieren. Beim männlichen Nachwuchs gelang es ebenfalls einem Quartett, die U20-EM-Norm (56,00 m) für Grosseto (Italien; 20. bis 23. Juli) zu erfüllen – darunter die Medaillengewinner der U18-EM in Tiflis (Georgien) Tim Ader (SC Neubrandenburg; 59,31 m) und Jan Vasco Bringmann (LC Cottbus; 57,25 m) sowie die zweit- und viertplatzierten Tobias Köhler (SV Halle; 58,19 m) und Jakob Arbeit (SV Preußen Berlin; 56,08 m).
Julia Ritter beweist wieder große Stärke als Kugelstoßerin
Gleich in zwei Disziplinen bewies Julia Ritter an ihrem Geburtstag ihr Können. Die Wattenscheiderin dominierte erst mit neuer Bestleistung von 53,57 Metern das U20-Diskuswerfen vor U18-Athletin Selina Dantzler (LG Stadtwerke München; 50,30 m) – beide übertrafen die U20-EM-Norm (50,00 m), ehe sie in ihrer eigentlichen Paradedisziplin mit der Kugel zu alter Stärke zurückfand.
"Ich bin so froh, dass ich endlich wieder zeigen konnte, dass ich Kugelstoßen kann", strahlte die U18-Weltmeisterin. Sie hatte allen Grund dazu: 16,71 Meter im ersten Versuch bedeuteten eine Steigerung ihrer alten Freiluft-Bestleistung (15,89 m) um fast einen Meter und derzeit Position eins der U20-Weltbestenliste sowie neuen Westfalen-Rekord. Auch Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 15,43 m) und die U18-EM-Vierte Hanna Meinikmann (TV Wattenscheid 01; 15,06 m) schafften dahinter die U20-EM-Norm (15,00 m). Bei den Jungs gewann Valentin Moll (LC Rehlingen; 18,85 m) durch eine deutliche Steigerung mit neuem Saarland-Rekord ebenfalls mit U20-EM-Norm (18,50 m).
Lena Urbaniak einen Zentimeter vor Alina Kenzel
In den U18-Wettbewerben sorgte Lennart Zimmermann vom SV Halle für eine Norm-Punktlandung. Mit 56,06 Metern konnte er den geforderten Diskus-Richtwert (56,00 m) für die U18-WM in Nairobi (Kenia) mit Maßarbeit überbieten. Bei den U18-Kugelstoßerinnen setzte sich Selina Dantzler mit 17,25 Metern durch und konnte damit ein weiteres Mal die U18-WM-Norm und zum ersten Mal die 17-Meter-Marke knacken.
Das Kugelstoßen der Frauen war eine Zentimeter-Entscheidung zwischen der Hallen-WM-Siebten Lena Urbaniak (LG Filstal; 17,45 m) und U20-Weltmeisterin Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 17,44 m). Am Ende lag nur ein Zentimeter zwischen den beiden Stoßerinnen, mit dem besseren Ende für Lena Urbaniak, die ganz klar die WM-Norm für London (18,00 m) anpeilt: "Das ist ein tolles Ziel, die Briten sind so sportbegeistert." Alina Kenzel bestätigte mehr als deutlich die U23-EM-Norm (16,00 m) und kann sich nach ihrer anstehenden Fachabitur-Prüfung ganz auf den Sport-Sommer konzentrieren.
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