Steigen Sie ein und schnallen Sie sich an. Wir nehmen Sie mit auf eine Zeitreise. Eine Reise, die im Sommer 2008 bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften im Berliner Olympiastadion beginnt. Eine Reise, die im Sommer 2018 bei den Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion ihren Höhepunkt finden soll. Berlin 2008 – Berlin 2018. Gestern und Heute. Now and then. In dieser Woche ist Ihr Reiseleiter: Hürdensprinter Gregor Traber. Der 25-Jährige nimmt Sie heute in Gedanken mit zurück ins Jahr 2008.
Gregor Traber. 2008
Die Jugend-DM 2008 in Berlin war meine erste Deutsche Meisterschaft im Einzel. Ich war erst 15. Aber ich kann mich noch gut erinnern! Das war für die ganze Trainingsgruppe aus Friedrichshafen ein riesiger Act. Jens Janischek war im Stabhochsprung dabei, Florian Janischek und Bastian Hauk-Jegen im Speerwurf, wir haben auch noch immer eine gemeinsame What’sApp-Gruppe. Die Reise nach Berlin war für uns ein richtiger Ausflug. Wir sind sogar mit dem Flugzeug hingeflogen, waren in Potsdam untergebracht und haben fast eine Stunde mit der S-Bahn bis ins Stadion gebraucht, weil wir vor Ort nur ein Auto hatten.
Ich bin vorher noch nie in so einem riesigen Stadion gestartet! Den Weg vom Aufwärm-Stadion durch die Katakomben bis ins Olympiastadion werde ich nicht vergessen. Und dann kommst du da rein als junger Athlet, ich war ja noch jüngerer Jahrgang U18, du kennst keinen der anderen Athleten, da ist diese riesige Leinwand, es hallt, es herrscht eine Mords-Atmosphäre – auch wenn das Stadion halb leer war ... Ich habe Gold im Dreisprung gewonnen, mit PB von 14,84 Metern. Und Silber über die Hürden, PB in 14,07 Sekunden. Es war ein cooles Erlebnis! Viele der Freundschaften, die ich geschlossen habe, halten immer noch.
Damals hatte ich noch kein Facebook. Kein Smartphone. Kein What’sApp. Da habe ich SMS geschrieben und aufgepasst, dass ich nicht über 160 Zeichen komme. Ich war in der 9. Klasse und habe das Gemeindeblatt ausgetragen. Aber ich habe auch schon vier bis fünf Mal in der Woche trainiert. Dadurch konnte ich unter der Woche eigentlich nie abends was mit Freunden machen, weil da Training anstand. Meine Eltern haben mich dafür immer nach Friedrichshafen gefahren. Über Jahre! Eine Strecke dauerte 20 Minuten.
Mit der Leichtathletik angefangen habe ich als Kind in meiner Heimat in Meckenbeuren, bei Gisela Hölzle. In Friedrichshafen habe ich bei Dorinel Andreescu trainiert. Schon als junger Athlet wusste ich eigentlich immer, was ich wollte. Sport hat mir gutgetan, dort hatte ich Erfolge, erst im Fußball, dann in der Leichtathletik. Es musste mich nie jemand ins Training tragen, im Gegenteil: Ich zählte eher zu denen, die man bremsen muss. Wenn ich von etwas überzeugt bin, habe ich eine hohe Eigenmotivation. Ich bin extrem ehrgeizig und wollte schon immer in jedem Wettkampf der Beste sein. Und ich liebe es, mich auszupowern! An meine Grenzen zu gehen – oder darüber hinaus.
Über eine große Leichtathletik-Karriere habe ich mir gar nicht so viele Gedanken gemacht. Aber ich habe bei der Jugend-DM in Berlin Blut geleckt. Ich wusste: Im Jahr drauf sind die U18-Weltmeisterschaften, da willst du hin. Sowohl im Dreisprung als auch über die Hürden war ich nicht mehr weit weg von der Norm. Ich habe gemerkt: Das kannst du schaffen! Zu dem Zeitpunkt bin ich komplett zweigleisig gefahren. Ich habe beide Disziplinen mit der gleichen Leidenschaft gemacht.
2009 habe ich es dann auch in beiden Disziplinen zur U18-WM in Brixen geschafft. Aber auf das Dreisprung-Finale folgte eine Fußverletzung mit einer Überlastung am Kahnbein. Daraufhin haben wir uns entschieden, den Dreisprung wegzulassen. Das Finale der U18-WM war mein letzter Wettkampf. Ich habe nie zurückgeblickt, dafür war keine Zeit, dafür lief es über die Hürden zu gut. Schon 2010 war ich als jüngerer U20-Athlet bei der U20-WM dabei.
Vor Kurzem haben mich Basti und Flo aus der alten Trainingsgruppe in Friedrichshafen in Leipzig besucht. Wir waren Kartfahren. Was hat mich das für Nerven gekostet, dass ich am Anfang nicht der Schnellste war! Meine Freunde hatten schon Angst, dass die Stimmung den Bach runtergeht. Zum Glück habe ich die letzte Runde gewonnen. Ich habe mich jetzt besser im Griff als früher. Aber richtig gut akzeptieren kann ich eine Niederlage immer noch nicht.