Vom 13. bis zum 15. März 2015 findet in Nellingen-Ruit ein Kongress des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit zahlreichen Topreferenten statt. Das Motto: „Erlebnisraum Leichtathletik – ein Leben lang“. Im Vorfeld des Kongresses stellt leichtathletik.de einige Referenten im Interview vor. Den Auftakt macht Professor Dr. Thomas Wessinghage, der nach wie vor den Deutschen Rekord über 1.500 Meter hält und heute leitender Direktor einer Klinik in Bad Wiessee ist.
Herr Professor Wessinghage, als früherer Hochleistungssportler und 22-facher Deutscher Meister: Inwieweit sind Sie nach wie vor der Leichtathletik verbunden?
Thomas Wessinghage:
Ich war und bin Leichtathlet und werde es auch immer bleiben – aber seit längerer Zeit nur noch für den „privaten Hausgebrauch“. Für regelmäßige Besuche internationaler Großveranstaltungen als Zuschauer fehlt mir leider die Zeit. Besonders bedauert habe ich den Umstand, dass ich bei der EM in Zürich nicht dabei sein konnte, es war zuvor fest eingeplant gewesen. Ich hoffe sehr, im kommenden Jahr die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg anschauen zu können.
Ihr Credo lautet „Der Mensch muss in Bewegung bleiben“. Bleibt Ihnen als Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Medical Park Bad Wiessee St. Hubertus überhaupt noch die Zeit, sich in dem Umfang zu bewegen, wie Sie es gerne möchten?
Thomas Wessinghage:
Letztlich geht es ja nur darum, wie viel Zeit man sich für bestimmte Dinge nehmen möchte. Ich laufe in den meisten Wochen des Jahres fünfmal rund 35 bis 40 Minuten. Im Winter ersetze ich witterungsbedingt die eine oder andere Laufeinheit durch Training auf einem Ruderergometer - gut für leptosome Läufer.
Ihr Vortrag beim DLV-Kongress lautet „Aktiver & passiver Bewegungsapparat: Funktionelle Anatomie und Wirkung von Training im Alter“. Wo werden die Schwerpunkte Ihres Vortrages liegen?
Thomas Wessinghage:
In den Schwerpunkten des Vortrags möchte ich darauf hinweisen, dass auch im höheren und hohen Alter durch gezieltes Training sehr gute Fortschritte zu erzielen sind. Und dass diese in verschiedenen Geweben des menschlichen Körpers mit unterschiedlicher Schnelligkeit eintreten, zum Beispiel Veränderungen der Muskulatur schneller als Veränderungen von Sehnen. In diesem Zusammenhang möchte ich darstellen, welche Trainingsformen zu welchem Lebensalter besonders gut passen.
Für wie wertvoll erachten Sie die Sportart Laufen als präventives Element für die Gesundheit?
Thomas Wessinghage:
Ich gehe davon aus, dass diese Frage eine rhetorische ist. Sicherlich weiß heute die überwiegende Mehrzahl aller Menschen, dass Bewegung für die Gesundheit unersetzlich ist und dass Gehen und Laufen die einfachsten und somit wichtigsten Präventionssportarten sind. Ohne aufwändige Infrastruktur, allein oder in der Gruppe, mit minimalem technischen oder finanziellen Aufwand, bestem Wirkungsgrad und sehr hoher Effizienz. Oder anders formuliert: mehr für die eigene Gesundheit kann man bei gleichem Aufwand mit keiner anderen Sportart erreichen.
Was sagen Sie zur aktuellen Entwicklung Ihrer Paradedisziplin, den 1.500 Metern, wenn man sich die jungen Athleten wie Timo Benitz anschaut, der im Alter von 22 Jahren Deutscher Meister wurde? Glauben Sie, dass Ihr Deutscher Rekord über diese Distanz in absehbarer Zeit fallen wird?
Thomas Wessinghage:
Natürlich schaue ich immer noch am liebsten die Mittelstreckenläufe an. Es freut mich sehr, dass wir in diesem Jahr so gute, junge deutsche Athleten wie Timo Benitz bewundern durften. Schade, dass Carsten Schlangen seine Karriere beendet hat. Und der Rekord - ist jetzt endlich mal reif.
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