Die DLV-Werfer Julian Weber und Claudine Vita haben am Freitag, dem ersten Tag der Team-EM in Bydgoszcz, für einen glänzenden Auftakt gesorgt. Beide holten mit Disziplin-Siegen in den einzigen zwei Finals des Abends die volle Punktzahl für die deutsche Mannschaft. Das DLV-Team liegt nach zwei abgeschlossenen Wettbewerben derzeit mit 24 Punkten in Führung.
Das erste Finale der Team-EM in Bydgoszcz (Polen; 9. bis 11. August) hätte aus deutscher Sicht nicht besser laufen können. Claudine Vita (SC Neubrandenburg) gewann das Diskuswerfen mit 61,09 Metern. Und konnte die Olympia-Zweite Melina Robert-Michon (Frankreich; 60,61 m) hinter sich lassen. Dafür strich die 22-Jährige die volle Punktzahl von zwölf Zählern für das Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ein.
"Der Wettkampf war auf jeden Fall gut. Ich hätte nicht gedacht, dass so viel Stimmung gemacht wird, das war schon mal super. Um so mehr freue ich mich, dass ich für die deutsche Mannschaft die volle Punktzahl holen konnte und einen guten Grundstein gelegt habe", sagte Claudine Vita. "Die Team-EM ist schon etwas Besonderes. Leichtathletik ist nicht die typische Team-Sportart, um so so schöner ist es dann, wenn es so eine Veranstaltung gibt und man dem Team etwas zurückgeben kann."
Ihr nächstes Ziel ist die WM in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober), für die sie am Freitag nominiert wurde. "Ich bin dankbar, für das Vertrauen, das mir der Verband schenkt, da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Ich denke nach einer kleinen Pause, ist da auf jeden Fall wieder mehr drin."
Speerwurf-Sieg mit sieben Metern Vorsprung
Einen richtig starken Wurf erwischte im ersten Durchgang Julian Weber (USC Mainz). Der frisch gekürte Deutsche Vize-Meister ließ seinen Speer auf 86,86 Meter segeln – nochmal 26 Zentimeter weiter als bei der DM vergangenen Sonntag in Berlin. Das Nachsehen hatte der WM-Zweite aus Tschechien Jakub Vadlejch (79,88 m), der nicht über 80 Meter hinaus kam. Ein überragender Sieg des Mainzers und zwölf Punkte für die deutsche Mannschaft.
"Das ist natürlich klasse, dass ich hier gewonnen habe. Gleichzeitig ist es schade, dass ich nicht für Doha nominiert bin, aber wir haben eben eine enorme Leistungsdichte im Speerwurf. Nächstes Jahr wird es noch krasser, aber dann muss ich es eben in die Top Drei schaffen", sagte Julian Weber im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio (Japan) 2020.
Acht DLV-Athleten ziehen ins Finale der Top Acht
Neben den ersten beiden Finals fanden eine Reihe von Vorläufen statt, in denen sich aus zwölf Teilnehmern die besten Acht für das Finale am Samstag oder Sonntag qualifizierten. Durchgeführt wurden pro Disziplin jeweils zwei Rennen mit sechs Startern auf den Bahnen zwei bis sieben. Gut war es, an diesem Tag noch keine Punkte zu sammeln, sondern im Finale auf Punktejagd gehen zu dürfen. Die vier ausscheidenden Athleten erhielten auf den Rängen neun bis zwölf die niedrigeren Punkte vier bis eins.
Als erster DLV-Athlet war über die 400 Meter Hürden Luke Campbell (LG Eintracht Frankfurt) ins Rennen gegangen. Der Deutsche Vize-Meister zog mit einer weiteren Zeit unter 50 Sekunden (49,94 sec) als Dritter seines Laufs in den Endlauf ein. Vorne drückte der Pole Patryk Dobek (48,80 sec) aufs Tempo. Nicht ganz fürs Finale reichte es hingegen für seine Disziplin-Kollegin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 58,53 sec), die als Vierte ihres Rennens und Gesamt-Neunte vier Punkte sammelte.
Ein starkes Rennen auf den 100 Metern zeigte der Deutsche Meister Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar), der im Ziel die Arme nach oben riss und über Platz zwei in 10,24 Sekunden jubeln durfte. Finale erreicht. Schneller war in seinem Lauf nur der Italiener Lamont Marcell Jacobs (10,09 sec). Den Final-Einzug buchte auch Europarekordler Jimmy Vicaut, der sich im ersten Vorlauf für Frankreich mit 10,07 Sekunden einlief.
Lisa-Marie Kwayie: "Team-EM schon etwas Besonderes"
Bei den Frauen schaffte DLV-Sprinterin Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; 11,45 sec) den Einzug ins 100 Meter-Finale über die Zeit. "Im Finale will ich auf jeden Fall schneller laufen", sagte die Berlinerin, die über 100 und 200 Meter für die WM nominiert wurde. "Ich finde die Team-EM toll. Wenn man von der eigenen Mannschaft angefeuert wird, ist das schon etwas Besonderes."
Gleiches wie Kwayie gelang über die 400 Meter flach Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth). In genau 47,00 Sekunden qualifizierte er sich als Gesamt-Siebter für die Punktejagd der Top Acht. Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) brachte über die Stadionrunde exakt die gleiche Zeit (53,65 sec) wie bei der DM in Berlin auf die Bahn, Rang vier in ihrem Lauf beim Sieg der Doppel-Europameisterin aus Polen Justyna Swiety-Ersetic (52,32 sec). Damit verpasste sie als Gesamt-Neunte (4 Pkt) knapp die nächste Runde.
Cindy Roleder gewinnt ihren Vorlauf
Eine souveräne Vorstellung bot die EM-Dritte Cindy Roleder (SV Halle) über die 100 Meter Hürden. Vorlauf-Sieg in 13,04 Sekunden bei leichtem Rückenwind (+0,4 m/sec). Ihre größten Konkurrentinnen im Finale werden die Top Zwei des zweiten Rennens sein: Die Italienerin Luminosa Bogliolo (12,83 sec) und die Polin Karolina Koleczek (12,85 sec) blieben klar unter 13 Sekunden.
Auch Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) darf nach der viertbesten Vorlauf-Zeit am Wochenende nochmal ran. In einem starken Feld belegte der EM-Fünfte in 13,55 Sekunden Rang drei beim Sieg von Europameister Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich; 13,39 sec). Genauso schnell wie der Franzose war der in Kuba gebürtige Vize-Olympiasieger Orlando Ortega (Spanien) im zweiten Vorlauf.
Jessica-Bianca Wessolly mit der drittschnellsten Zeit in den Endlauf
Den Abschluss machten die 200 Meter-Vorläufe. Auf den letzten 20 Metern musste der Deutsche Meister Steven Müller (LG ovag Friedberg-Fauerbach; 20,89 sec) seine Führung zwar noch abgeben, wurde aber in 20,89 Sekunden zeitgleich hinter dem dreimaligen Hallen-Weltmeister Pavel Maslak (Tschechien) und Eseosa Desalu (20,86 sec) aus Italien Dritter. Final-Ticket mit dem großen "Q" gebucht. Die schnellste Zeit ging als Sieger des ersten Vorlaufs auf das Konto des 60 Meter-Hallen-Weltmeisters von 2014 Richard Kilty (Großbritannien; 20,72 sec).
Für Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) lief es auf den 200 Metern ebenfalls nach Plan. Mit Platz zwei hinter der Schweizerin Mujinga Kambundji (23,04 sec) startete sie in 23,28 Sekunden mit der drittbesten Vorlauf-Zeit ins Finale durch.
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