Christina Obergföll startet als Titelverteidigerin bei der WM in Peking (China), doch eine Medaille ist nicht das Ziel der Speerwerferin. Nach Babypause und Comeback will sie eine ordentliche Leistung abliefern. Am Freitag (28. August) muss sie erst einmal die Qualifikation überstehen.
Wenn die Mama ins Bild kommt, dann lacht der kleine Marlon. Und die Eltern im fernen China sind glücklich. Doch langsam muss sich Christina Obergföll auf das Speerwerfen konzentrieren, am Freitag beginnt auch für sie die WM. Zum Glück und dank Skype kann sie ihren Sohn, der zu Hause bei Oma und Opa in besten Händen ist, praktisch jeden Tag sehen. Marlon ist jetzt 14 Monate alt, er war der schönste Grund für die Weltmeisterin, eine Pause einzulegen. "Wir skypen mit meinen Eltern. Er lacht dann schon mal, aber so richtig checkt er das noch nicht", sagte die stolze Mutter. Immerhin: Der Filius läuft schon.
Gut laufen soll es am Freitag in Peking auch für Marlons Mama. "Wir haben gut trainiert, und ich fühle mich bestens vorbereitet", sagte die 34-Jährige von der LG Offenburg. Dafür hat auch ihr Ehemann, Bundestrainer Boris Obergföll, gesorgt. Bei der Baby-Betreuung hat sich der ehemalige Weltklasse-Speerwerfer sogar eine glatte eins verdient. "Man ist ständig im Stand-by-Modus und kann nicht hundertprozentig abschalten", berichtet er. "Und wenn er nachts schreit, dann spring' ich halt."
Aufbau Richtung Rio
Silber bei der WM 2005 und 2007, Gold vor zwei Jahren in Moskau - Siege und Erfolge sind Christina Obergföll schon wichtig. Medaillen aber längst nicht alles. "Wenn man Weltmeisterin ist und schon sieben internationale Medaillen gewonnen hat, dann hat man natürlich einen hohen Anspruch", erzählte sie. Doch vielen Athleten würde schon ein vierter Platz viel bedeuten.
Damit könnte selbst die Weltmeisterin diesmal zufrieden sein: "Wenn ich Vierte werde, dann werde ich eben Vierte." Für die Olympia-Zweite wäre das "kein Weltuntergang, wenn's jetzt nicht klappt, weil ich in Rio noch mal 100 Prozent da sein möchte." Nach den Olympischen Spielen 2016 soll dann aber endgültig Schluss sein. Christina Obergföll ist dann 35, Marlon zwei Jahre alt.
Doch jetzt ist sie in Peking, und sie will auch hier das Beste abliefern. "Wenn ich einen guten Tag erwische und einen guten Wettkampf mache, dann kann ich auch ganz vorn mitmischen", sagte die Weltklasse-Speerwerferin, die einst von ihrer Turnlehrerin zur Leichtathletik geschickt wurde.
Ein dutzend Athletinnen mit Medaillen-Chancen
"Ich bin nicht hier, um meinen Titel zu verteidigen. Ich bin hier, um einen guten Wettkampf abzuliefern und meine Saisonbestleistung zu steigern." Und die steht bei 64,11 Metern. "Wenn ich die Quali-Weite von 63,50 packe, dann habe ich schon mal die zweitbeste Leistung in diesem Jahr geschafft", sagte Obergföll. Das ist ihr Ziel - und das Finale am Schluss-Sonntag (30. August) der Weltmeisterschaft völlig offen.
Wenn es um die Medaillen geht, sieht Christina Obergföll eine andere junge Mutter ganz vorn: Die Tschechin Barbora Spotakova ist für sie die große Favoritin. "Danach ist alles offen, das wird für mich einer der spannendsten Wettkämpfe der WM." Hinter Spotakova können sich "zehn Damen Hoffnung auf eine Medaille machen", prophezeite sie. Also auf Silber oder Bronze.
Weil Obergföll als Weltmeisterin eine Wild Card hat, geht am Sonntag sogar ein deutsches Quartett an den Start. Die deutsche Meisterin Katharina Molitor ist gut in Form und Linda Stahl (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) immer für eine Überraschung gut. Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) freut sich auf ihr WM-Debüt.
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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