Der Sieg beim Thorpe Cup 2015 war sein letzter 8.000er: Zehnkämpfer Jan Felix Knobel hat am Freitag im Alter von 29 Jahren das Ende seiner Mehrkampf-Karriere verkündet.
Einer der besten deutschen Zehnkämpfer hängt die Spikes an den Nagel: Nach mehr als 15 Jahren auf der Jagd nach Zeiten, Weiten und Höhen verabschiedet sich Jan Felix Knobel (29) vom Leistungssport. „In meinem Leben nehmen mittlerweile andere Aufgaben mehr Raum ein als der Sport“, erklärt der Athlet des Königsteiner LV seinen Entschluss.
Nach dem Abschluss seines Architekturstudiums arbeitet Knobel seit Anfang 2018 bei der BLFP Frielinghaus Architekten Planungs GmbH in Friedberg. In Kürze wird er zudem berufsbegleitend ein Studium zum Immobilienökonom aufnehmen.
Ob und in welcher Form man den U20-Weltmeister von 2008 und Olympia-Teilnehmer von 2012 nochmals auf dem Sportplatz in Aktion erleben wird, ist derzeit offen: „Ich habe in meinem Leben enorm viel Zeit und Energie in den Sport gesteckt, jetzt fühlen sich andere Dinge, die bislang eher zu kurz kamen, einfach wichtiger an.“
Fuß-OP verhindert Abschied mit konkurrenzfähigem Zehnkampf
Gerne hätte sich der Hesse mit einem Zehnkampf „auf konkurrenzfähigem Niveau“ aus der Aktiven-Zeit verabschiedet, aber „die Vorbereitungszeit auf die Saison war nach den Operationen im vergangenen Herbst einfach zu kurz.“ Vor gut einem Jahr waren bei Knobel an beiden Füßen Verknöcherungen und Verwachsungen der Plantarissehnen entfernt worden, die ihn zuvor immer wieder zum Abbruch von Wettkämpfen gezwungen hatten.
„Der Aufbau im Winter hat letztendlich nicht gereicht, um einen stabilen Wettkampf mit zehn Disziplinen an zwei Tagen absolvieren zu können“, bedauert auch der Hessische Landestrainer Mehrkampf Philipp Schlesinger, mit dem Knobel in den vergangenen vier Jahren zusammenarbeitete. „Jan konnte leider nur in einzelnen Disziplinen nochmal zeigen, was er drauf hat.“
WM-Achter 2011 in Daegu
Zu den besten Resultaten der Saison 2018 gehören 14,72 Sekunden über 110 Meter Hürden und 47,94 Meter mit dem Diskus gleich zum Saisonauftakt sowie 15,70 Meter im Kugelstoßen und 4,90 Meter im Stabhochsprung, beides erzielt bei den Hessischen Meisterschaften in Fulda.
Seine Stärken hatte Jan Felix Knobel stets in den Wurfdizisplinen, was auch eine herausragende Speerwurf-Bestleistung von 76,36 Metern unterstreicht. Der Zehnkampf-Hausrekord des heute 29-Jährigen steht seit 2013 bei 8.396 Punkten.
Im Alter von 22 Jahren feierte er mit 8.288 Zählern seinen ersten 8.000er und qualifizierte sich damit für die WM in Daegu (Südkorea), wo er Achter wurde. Es war sein größter internationaler Erfolg. Insgesamt überbot Knobel fünfmal die 8.000-Punkte-Marke, letztmals 2015 mit 8.045 Punkten bei seinem Sieg beim Thorpe Cup, einem Ländervergleich gegen die USA.
Engagement für den Nachwuchs im Verein
Auch wenn Jan Felix Knobel derzeit noch offen lässt, ob er in Einzeldisziplinen weitermachen wird, sein Wissen will er gerne weitergeben, engagiert sich beispielsweise für den Nachwuchs in seinem Heimatverein.
Trainer Schlesinger bescheinigt seinem Athleten ein „außergewöhnliches Verständnis der Disziplinen“. Es sei „faszinierend“, wie detailliert er sich immer wieder in die Bewegungsabläufe hineingearbeitet habe. „Eine solche Einstellung zu ihrem Sport bringen nicht viele mit!“